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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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eine Weise enden. Schlecht. Es war noch nicht so lange her, daß er den Kummer wegen Karin überwunden hatte, und jetzt befand er sich mit Tempo hundertzwanzig unterwegs zu neuem Schmerz. Wenn das nicht masochistisch war. Es hatte über ein Jahr gedauert, die Scheidung zu verarbeiten. Viele Nächte hatte er mit blicklosem Starren vor dem Bildschirm verbracht, wo solche Qualitätsserien wie »Walker«, »Texas Ranger« und »Mission Impossible« liefen. Sogar das Tele-Shopping war eine bessere Alternative gewesen, als einsam im Doppelbett zu liegen und sich von einer Seite auf die andere zu wälzen, während Bilder von Karin mit einem anderen Mann im Bett wie eine schlechte Seifenoper vorüberflimmerten. Dennoch ließ sich die Anziehungskraft, die Karin am Anfang auf ihn ausgeübt hatte, überhaupt nicht mit dieser vergleichen, der er jetzt bei Erica ausgesetzt war. Die Logik flüsterte ihm mit böser Zunge zu, ob der Sturz nicht gerade deshalb um so heftiger ausfallen würde.
    Er fuhr rasant abwärts, wie er es in den letzten engen Kurven vor Fjällbacka immer tat. Dieser Fall begann ihm langsam auf die Nerven zu gehen. Er ließ seine Frustration am Auto aus und stellte eine echte Lebensgefahr dar, als er die letzte Kurve vor der Steigung zu jener Stelle hinunter nahm, wo das alte Silo gelegen hatte. Jetzt war es abgerissen, und statt dessen hatte man dort Häuser und Bootsschuppen im alten Stil errichtet. Der Preis betrug ein paar Millionen Kronen pro Haus, und er hörte nie auf, sich zu wundern, wieviel Geld die Leute besitzen mußten, um sich ein Ferienhaus in dieser Preislage zuzulegen.
    Ein Motorradfahrer erschien wie aus dem Nichts in der Kurve, und Patrik mußte das Steuer voller Panik herumreißen. Sein Herz hämmerte, und er bremste bis weit unter die erlaubte Geschwindigkeit. Das wäre beinahe ins Auge gegangen. Ein Blick in den Rückspiegel sagte ihm, daß der Motorradfahrer noch immer sicher auf seiner Maschine saß und seine Fahrt fortsetzte.
    Er fuhr geradeaus weiter, an der Minigolfanlage vorbei und bis zur Kreuzung an der Tankstelle. Dort bog er nach links zu den Mietshäusern ab. Er dachte wieder einmal darüber nach, wie furchtbar häßlich diese Häuser doch waren. Braunweiße Gebäude aus den sechziger Jahren, die wie viereckige Klötze an der südlichen Einfahrt nach Fjällbacka lagen. Er überlegte, was sich der Architekt wohl dabei gedacht hatte. War es ein Experiment, daß er die Häuser möglichst häßlich gestaltet hatte? Oder hatte er einfach kein Interesse an der Sache gehabt? Vermutlich war das Ganze ein Ergebnis dieses Wahns der Sechziger, sich ein Millionenprogramm vorzunehmen. »Wohnungen für alle.« Nur schade, daß sie nicht lieber beschlossen hatten: »Schöne Wohnungen für alle.«
    Er stellte das Auto auf den Parkplatz und betrat den ersten Aufgang. Nummer fünf. Wo Anders wohnte, aber ebenso die Zeugin Jenny Rosen. Oben im zweiten Stock. Er schnaufte, als er auf dem entsprechenden Treppenabsatz angekommen war, was ihn daran erinnerte, daß es für ihn in letzter Zeit viel zuwenig Bewegung und viel zuviel Kuchen gegeben hatte. Nicht, daß er jemals ein Wunder an Durchtrainiertheit gewesen wäre, aber so schlimm wie jetzt hatte es noch nie um ihn gestanden.
    Patrik hielt eine Sekunde vor Anders’ Tür inne und lauschte. Kein Ton war zu hören. Entweder war der Mann nicht zu Hause, oder er lag völlig ausgezählt in einer Ecke.
    Jennys Tür war auf der rechten Schmalseite und befand sich daher genau gegenüber von Anders’ Wohnung, die, wenn man die Treppe heraufkam, gleich links lag. Die Frau hatte das Standardnamensschild durch ein persönliches aus Holz ersetzt, auf dem in verschnörkelter Schrift die Namen Jenny und Max Rosen standen, eingerahmt von einem Band aus Rosen. Sie war also verheiratet.
    Jenny Rosen hatte heute am frühen Vormittag im Revier angerufen, um ihre Aussage zu machen, und er hoffte, daß sie noch immer zu Hause war. Gestern, als man alle Bewohner des Aufgangs befragt hatte, war die Frau nicht dagewesen, aber sie hatten ihre Visitenkarte hinterlassen und gebeten, sie möge sich im Revier melden, wenn sie zurück sei. Deshalb hatte man die Angaben über Anders’ Heimkehr an jenem Freitagabend, als Alex gestorben war, erst heute erhalten.
    Das Klingeln hallte in der Wohnung wider, und sofort erklang wütendes Kindergeschrei. Das Geräusch von Schritten war auf dem Flur zu hören, und er spürte mehr, als daß er es sah, wie jemand ihn durch den Spion

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