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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Zeugenaussage mußten mit neuen Augen betrachtet werden. Patrik stellte im Kopf eine Liste darüber auf, was er morgen im Büro zu erledigen gedachte. Das allerwichtigste war herauszufinden, wer als Vater des Kindes, das Alex erwartet hatte, in Betracht kam. Es mußte jemanden in Fjällbacka geben, der etwas dazu gesehen oder gehört hatte, wen sie an den Wochenenden hier traf. Allerdings stand es noch immer nicht ganz außer Zweifel, daß Henrik der Vater sein konnte, und schließlich war auch Anders ein möglicher Kandidat. Aber irgendwie glaubte Patrik nicht, daß Anders für Alex als geeigneter Kindsvater in Betracht gekommen wäre. Er glaubte, daß das, was Erica von Francine gehört hatte, der Wahrheit viel mehr entsprach. Es gab jemanden in ihrem Leben, der ihr ungeheuer wichtig war. Jemanden, der immerhin eine solche Bedeutung hatte, daß sie sich über ein Kind mit ihm freute. Was sie zusammen mit ihrem Mann nicht gekonnt oder gewollt hatte.
    Die sexuelle Beziehung zu Anders war ebenfalls eine Sache, die er näher unter die Lupe nehmen wollte. Was hatte eine Dame der besseren Göteborger Gesellschaft mit einem heruntergekommenen Trinker gemein? Irgend etwas sagte ihm, wenn er herausfinden konnte, wie sich deren Bahnen gekreuzt hatten, würde er eine Antwort auf viele der gesuchten Fragen erhalten. Dann war da dieser Artikel über das Verschwinden von Nils Lorentz. Alex war damals noch ein Kind gewesen. Warum hob sie einen fünfundzwanzig Jahre alten Zeitungsausschnitt auf, noch dazu versteckt in einer Schublade? Es gab so viele Fäden, und die waren so verfitzt, daß ihm war, als würde er eines dieser Bilder betrachten, auf dem es nur undeutliche Punkte zu geben schien, und erst wenn man die Augen auf die richtige Weise zusammenkniff, trat plötzlich eine Form in gewünschter Deutlichkeit hervor. Leider konnte er aber die perfekte Ausgangslage nicht finden, bei der die Punkte ein Muster bildeten. In schwächeren Momenten fragte er sich manchmal, ob er als Kriminalbeamter überhaupt gut genug war, um die Sache zu klären. Vielleicht käme der Mörder davon, nur weil er selbst nicht ausreichend kompetent war.
    Ein Reh sprang vor dem Auto auf die Straße, und Patrik wurde schockartig aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Er trat auf die Bremse, und es glückte ihm, das Hinterteil des Rehs um ein paar Zentimeter zu verpassen. Der Wagen schleuderte auf der glatten Straße und kam erst nach ein paar langen, schreckensvollen Sekunden zum Stehen. Er legte den Kopf auf die Hände, die das Steuer noch immer krampfhaft umklammerten, und wartete darauf, daß der Puls wieder in seiner normalen Frequenz schlug. So saß er ein paar Minuten. Dann setzte er die Fahrt nach Fjällbacka fort, aber ein, zwei Kilometer kroch er förmlich dahin, bevor er die Geschwindigkeit wieder zu erhöhen wagte.
    Als er in Sälvik die mit Sand bestreute Steigung zu Ericas Haus hinauffuhr, war er fünf Minuten verspätet. Er stellte das Auto hinter das ihre auf die Garageneinfahrt und griff sich die Flasche Wein, die er mitgebracht hatte. Ein tiefer Atemzug und eine letzte Kontrolle der Frisur im Rückspiegel, dann war er bereit.
     
    Der Kleiderberg auf Ericas Bett kam dem von Patrik gleich, ja, er war sogar eine Kleinigkeit höher. Der Schrank war fast ausgeräumt, und auf der Stange klapperten etliche leere Bügel. Sie seufzte schwer. Nichts gefiel ihr richtig. Die in den letzten Wochen hinzugekommenen Pfunde ließen keins der Kleidungsstücke sitzen, wie es sollte. Sie bereute noch immer bitter, daß sie am Morgen auf die Waage gestiegen war. Kritisch betrachtete sie ihr Bild im Standspiegel.
    Das nächste Dilemma hatte sich nach dem Duschen eingestellt, als sie in Übereinstimmung mit ihrer Lieblingsheldin Bridget Jones vor der Wahl des richtigen Unterhöschens stand. Vielleicht der schöne Stringtanga mit Spitze für den höchst unwahrscheinlichen Fall, daß sie und Patrik im Bett landeten? Oder sollte sie die vernünftigen und schrecklich häßlichen Höschen anziehen, die Bauch und Hintern extra stützten und die Chance, daß sie überhaupt im Bett landeten, beträchtlich vergrößerten? Eine schwierige Entscheidung, aber im Hinblick auf den Umfang ihres Bauches entschloß sie sich nach reiflichem Überlegen doch für die stützende Variante. Darüber kamen dann noch Strumpfhosen mit formender Funktion. Die schwere Artillerie, mit anderen Worten.
    Sie schaute auf die Uhr und stellte fest, daß es Zeit war, zu einem Entschluß zu

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