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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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kommen. Nach einem Blick auf den Kleiderhaufen auf dem Bett zog sie das Teil von unten vor, das sie zuerst probiert hatte. Schwarz machte schlank, und das klassische, kniefreie Kleid im Stil des Jackie-Kennedy-Modells schmeichelte der Figur. Ein Paar Perlenohrringe und die Armbanduhr würden der einzige Schmuck sein. Die Haare ließ sie glatt auf die Schultern herunterfallen. Sie stellte sich wieder seitlich vor den Spiegel und zog probeweise den Bauch ein. Ja, mit Hilfe der Kombination aus Stützhöschen, Strumpfhosen und leicht behinderter Atmung sah sie richtig akzeptabel aus. Die zusätzlichen Pfunde waren nicht nur zum Nachteil, mußte sie sich eingestehen. Auf die, die auf dem Bauch gelandet waren, hätte sie gern verzichtet, aber das Kilo, das sich über die Brüste verteilt hatte, verhalf ihr zu einem ziemlich passablen Ausschnitt. Zwar nur mit leichter Hilfe eines gepolsterten Pushup-BHs, aber solche Hilfsmittel waren heutzutage schließlich Pflicht. Der BH, den sie jetzt trug, war außerdem die allerneueste Erfindung. Gelee in den Körbchen bewirkte ein naturgetreues Schaukeln der Brüste. Ein erstklassiger Beweis für den Fortschritt der Wissenschaft im Dienst des Menschen.
    Die Anprobiererei und der gefühlsmäßige Streß hatten zu einem Schweißausbruch unter den Armen geführt, und sie wusch sich seufzend noch einmal. Das Make-up beanspruchte fast zwanzig Minuten, bis es perfekt war, und als sie die Sache beendet hatte, stellte sie fest, daß es etwas zuviel Zeit gekostet hatte, sich herauszuputzen, und sie sich schon längst hätte an das Essen machen müssen. Rasch schuf sie im Schlafzimmer Ordnung. Es hätte viel zu lange gedauert, die Kleider wieder auf die Bügel zu hängen, also packte sie den ganzen Berg, verfrachtete ihn auf den Boden des Schranks und schloß ihn. Für alle Eventualitäten machte sie das Bett und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, um sicherzugehen, daß auf dem Boden nirgendwo ein benutzter Slip herumlag. Ein Paar schmutzige Alltagshöschen aus der üblichen Mehrfachpackung würden jedem beliebigen Mann sofort die Lust rauben.
    Völlig außer Atem eilte Erica in die Küche hinunter, und der Streß hatte zur Folge, daß sie plötzlich überhaupt nicht mehr wußte, wo sie anfangen sollte.
    Sie zwang sich zur Ruhe und atmete tief durch. Zwei Rezepte lagen vor ihr auf dem Tisch, und ausgehend von diesen, versuchte sie die Arbeit zeitlich zu strukturieren. Sie war keine Meisterköchin, aber beherrschte die Sache ganz ordentlich, und die Rezepte hatte sie gefunden, nachdem sie die alten Nummern der »Elle Gourmet«, die sie abonnierte, durchforstet hatte. Als Vorspeise würde es Kartoffelpuffer mit Creme fraTche, Steinforellenrogen und feingehackten roten Zwiebeln geben. Als Hauptgericht hatte sie sich zu Schweinefilet in Blätterteig mit Portweinsoße entschlossen, dazu wollte sie Quetschkartoffeln servieren, und zum Dessert sollte Gino mit Vanilleeis folgen. Die Nachspeise hatte sie glücklicherweise schon am Nachmittag vorbereitet, die konnte sie also streichen. Sie beschloß, zunächst die Kartoffeln für das Hauptgericht aufzusetzen und dann ein paar roh für die Vorspeise zu reiben.
    Anderthalb Stunden lang arbeitete sie konzentriert, und als die Türglocke läutete, fuhr sie heftig zusammen. Die Zeit war ein bißchen zu schnell vergangen, und sie hoffte, daß Patrik nicht schon einen Mordshunger mitbrachte, weil es noch eine ganze Weile dauern würde, bis das Essen fertig war.
    Erica war schon unterwegs, um zu öffnen, als sie bemerkte, daß sie noch immer die Schürze umhatte, und ein zweites Klingeln ertönte schon von der Tür, als sie noch mit dem Altweiberknoten kämpfte, den sie im Rücken zustande gebracht hatte. Endlich bekam sie ihn auf, riß sich die Schürze über den Kopf und warf sie auf einen Stuhl in der Diele. Sie strich sich mit der Hand übers Haar, ermahnte sich, den Bauch einzuziehen, und atmete tief durch, bevor sie mit einem Lächeln auf den Lippen die Tür öffnete.
    »Hallo Patrik. Willkommen! Bitte komm rein.«
    Sie umarmten sich leicht, und Patrik übergab ihr die Weinflasche, die in Aluminiumfolie eingewickelt war.
    »O danke, wie nett!«
    »Ja, sie haben ihn mir im Alkoholladen empfohlen. Chilenischer Wein. Soll offenbar kräftig und rund, mit leichtem Geschmack nach roten Beeren und einer Spur Schokolade sein. Ich selber habe nicht viel Ahnung von Weinen, aber die wissen normalerweise, wovon sie sprechen.«
    »Er ist bestimmt

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