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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Unterhaltung Interesse genommen?
    – Sie thun Unrecht, daran zu zweifeln, erwiderte ich, Ihre Worte wären für mich gewiß stets hochinteressant gewesen.«
    Ich glaube nicht, daß er hierin eine Ironie fand, mindestens verrieth er das nicht.
    »Ich bin zu Ihren Diensten,« setzte ich hinzu.
    Der Kapitän Len Guy schien zu zaudern, denn seine Haltung zeigte, daß er, auf dem Punkte zu reden, sich wieder fragte, ob er doch nicht besser schwiege.
    »Herr Jeorling, nahm er endlich das Wort, haben Sie sich zu ergründen bemüht, warum ich bezüglich Ihrer Einschiffung zuletzt anderen Sinnes wurde?
    – Versucht hab’ ich’s wohl, gelungen ist es mir nicht, Herr Kapitän. Vielleicht meinten Sie als Engländer, da Sie keinen Landsmann vor sich hatten, davon absehen zu können, ihm…
    – Nein, nein, Herr Jeorling; gerade weil Sie Amerikaner sind, kam ich zuletzt zu dem anderen Entschlusse, Ihnen die Ueberfahrt auf der »Halbrane« anzubieten.
    – Weil ich Amerikaner bin?… versetzte ich, durch dieses Geständniß überrascht.
    – Und besonders… weil Sie aus Connecticut sind.
    – Ich verstehe Sie nicht…
    – Sie werden mich verstehen, wenn ich hinzufüge, daß es meiner Meinung nach, da Sie aus Connecticut sind und die Insel Nantucket besucht haben, möglich war, daß Sie die Familie Arthur Gordon Pym’s kennen gelernt hätten.
    – Jenes Helden, dessen wunderbare Abenteuer unser großer Romandichter Edgar Poe geschildert hat?
    – Derselbe, Herr Jeorling… eine Schilderung, die er nach der Handschrift wiedergegeben hat, worin alle Einzelheiten jener außerordentlichen und unheilvollen Reise durch das Antarktische Meer aufgezeichnet sind!«
    Ich fand hierauf keine Antwort und fragte mich heimlich, mit wem ich es hier zu thun habe.
    »Sie haben meine Frage gehört, fuhr der Kapitän Len Guy etwas drängender fort.
    – Ja… gewiß… Herr Kapitän… ich weiß nur nicht, ob ich Sie richtig verstanden habe.
    – So werd’ ich sie in noch klareren Worten wiederholen, Herr Jeorling, denn ich wünsche darauf eine bestimmte Antwort.
    – Es wird mich sehr freuen, Sie befriedigen zu können.
    – Ich frage also, ob Sie in Connecticut mit der Familie Pym, die auf der Insel Nantucket wohnte und in verwandtschaftlicher Beziehung zu einem der geachtetsten Attorneys des Staates stand, etwa persönlich bekannt waren. Der Vater Arthur Pym’s, ein Schiffslieferant, galt für einen der bedeutendsten Händler der Insel. Dessen Sohn nun wurde in die Abenteuer verwickelt, deren seltsame Verkettung Edgar Poe nach mündlicher Ueberlieferung des jungen Mannes geschildert hat.
    – Diese Verkettung hätte auch noch seltsamer ausfallen können, Herr Kapitän, da die ganze Erzählung ja der unerschöpflichen Phantasie unseres großen Dichters entsprungen ist. Das ganze ist ja die reine Erfindung…
    – Die reine Erfindung!…«
    Auf jedes dieser drei Worte legte der Kapitän Len Guy, während er dreimal die Achseln zuckte, einen immer höheren Ton.
    »Sie, Herr Jeorling, fuhr er fort, glauben also auch nicht….
    – Weder ich noch überhaupt jemand glaubt an eine thatsächliche Unterlage jener Schilderungen, und Sie, Kapitän Guy, sind der erste, von dem ich behaupten höre, daß sie kein Roman seien….
    – Hören Sie nur weiter, Herr Jeorling. Wenn jener »Roman« – wie Sie ihn zu bezeichnen lieben – auch erst im letzten Jahre erschien, so ist er doch nicht minder wahr. Sind auch schon elf Jahre seit den darin berichteten Ereignissen verflossen, so beruhen diese doch auf Wahrheit, und man wartet noch immer auf die Lösung eines Räthsels, die vielleicht nie gefunden wird!«
    Offenbar war der Kapitän Guy… übergeschnappt und stand unter dem Einflusse einer Krise, die seine geistigen Fähigkeiten verwirrte. Doch wenn er den Verstand verloren hatte, war zum Glück Jem West noch da, ihn in der Führung der Goëlette zu ersetzen. Ich konnte jenem wohl weiter zuhören, und da ich den Roman Edgar Poe’s nach wiederholter Durchlesung gründlich kannte, war ich nur neugierig auf das, was der Kapitän darüber sagen würde.
    »Ist es denn möglich, Herr Jeorling, nahm er wieder das Wort, diesmal mit schärferer Betonung und einer Stimme, die eine gewisse nervöse Erregung deutlich genug verrieth, daß Sie die Familie Pym nicht gekannt hätten, ihr weder in Providence noch auf Nantucket begegnet wären?…
    – Weder da, noch anderswo, versicherte ich.
    – Mag sein! Doch hüten Sie sich zu behaupten, daß es diese Familie nicht

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