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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Eingebornen entgingen und so glücklich waren, auf der Fahrt schon entdeckte, benachbarte Inseln zu erreichen… warum sollte es diesen Unglücklichen, meinen Landsleuten, nicht auch gelungen sein, dort weiter zu leben?… Warum sollten nicht einige davon noch heute auf ihre Erlösung harren?
    – Ihre Antheilnahme verführt Sie, Herr Kapitän, antwortete ich als Versuch, ihn zu beruhigen. Jedenfalls wäre es unmöglich…
    – Unmöglich, Herr! fuhr er auf. Wenn nun eine Thatsache vorläge, wenn ein nicht anzuzweifelndes Zeugniß die Welt zum Rettungswerke mahnte wenn man einen handgreiflichen Beweis von der Existenz der Unglücklichen, an den Grenzen des Erdballs Verlassenen entdeckte, wem, der ihnen zu Hilfe zu eilen wagte, würde man ein »Unmöglich!« entgegenschleudern?«
    Hier wurde mir eine Antwort erspart, die der Kapitän doch nicht gehört hätte, denn er wendete sich mit leisem Seufzen nach Süden zu, als wollte er den fernen Horizont mit dem Blicke durchdringen.
    Ich fragte mich nur, welche Erlebnisse bei dem Kapitän Len Guy wohl die jetzige Geistesverwirrung verschuldet haben möchten. War es nur ein bis zum Wahnsinn gesteigertes Gefühl allgemeiner Menschenliebe, daß er sich für die Schiffbrüchigen, die niemals Schiffbruch erlitten, weil sie überhaupt niemals existiert hatten, so warm interessierte?
    Da trat der Kapitän Len Guy näher an mich heran, legte die Hand auf meine Schulter und flüsterte mir ins Ohr:
    »Nein, Herr Jeorling, nein! Das letzte Wort über das, was die Mannschaft der »Jane« angeht, ist noch nicht gesprochen!«
    Hiermit ließ er mich stehen.
    Die »Jane«, das war im Roman der Name der Goëlette, die Arthur Pym und Dirk Peters von den treibenden Trümmern des »Grampus« aufgefischt hatte, und jetzt zum ersten Male hatte der Kapitän Len Guy am Schlusse unseres Gesprächs diesen Namen genannt.
    »Aha, dachte ich da, Guy, so lautete auch der Name des Kapitäns der »Jane«, eines Schiffes englischer Nationalität, gleich dem seinen. Doch was beweist das und welche Schlüsse ließen sich daraus ableiten? Der Kapitän der »Jane« hat ja nie anders gelebt, als in der Phantasie Edgar Poe’s, während der Kapitän der »Halbrane« wirklich und leibhaftig existiert. Beide haben mit einander nichts gemein als den Namen Guy, der in Großbritannien übrigens sehr verbreitet ist. Und doch, es wird ohne Zweifel so sein, die Uebereinstimmung der Namen wird das Gehirn unseres unglücklichen Kapitäns angegriffen haben, der sich einbildet, zur Familie des Befehlshabers der »Jane« zu gehören!… Ja, ja, das hat ihn dahin gebracht, wo er jetzt ist, und deshalb bewahrt er den nur erdichteten Schiffbrüchigen eine so weitgehende Theilnahme.
    Es wäre interessant gewesen, zu wissen, ob Jem West hierüber auch unterrichtet war, ob sein Vorgesetzter ihn jemals von den »Thorheiten« unterhalten hatte, die er eben gegen mich offenbarte. Das war aber eine heikle Frage, da sie den geistigen Zustand des Kapitän Len Guy betraf. Ueberdies hatte jede Unterhaltung mit dem Lieutenant Schwierigkeiten und in diesem Falle sogar gewisse Gefahren….
    Ich schlug mir das also aus dem Sinn, da ich ja ohnedies in Tristan d’Acunha ans Land gehen und mein Aufenthalt an Bord schon in einigen Tagen zu Ende sein sollte. In Wahrheit hätte ich es mir aber nie träumen lassen, jemals mit einem Manne zusammenzutreffen, der die Phantasiegebilde Edgar Poe’s für baare Münze nehmen würde.
    Am zweitnächsten Tage, dem 22. August, erkannten wir schon vom ersten Tagesgrauen an, nachdem wir die Insel Marion und ihren Vulcan, dessen Südspitze sich bis viertausend Fuß über das Meer erhebt, an Backbord hinter uns gelassen hatten, die ersten Linien der Prinz Eduard-Insel unter 46 Grad 55 Minuten südlicher Breite und 37 Grad 46 Minuten östlicher Länge. Diese Insel blieb uns an Steuerbord und zwölf Stunden später verschwammen ihre letzten Höhen wieder im Nebeldunst des Abends.
    Am nächsten Tage schlug die »Halbrane« einen Curs nach Nordwesten und nach dem nördlichsten Parallelkreise der südlichen Halbkugel ein, den sie im Laufe dieser Fahrt berühren sollte.

Fünftes Capitel.
Der Roman von Edgar Poe.
    Wir geben hier auszugsweise den Inhalt des berühmten Werkes unseres amerikanischen Romandichters wieder, das unter dem Titel.
    Die Abenteuer Arthur Gordon Pym’s in Richmond erschienen war. Ich kann es nicht umgehen, ihn in diesem Capitel kurz zusammenzufassen, da der Leser daraus ersehen wird, ob man

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