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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte, ohne sich über deren schließlichen Ausgang zu verbreiten, über jenes Geheimniß, dessen einziger Besitzer er ist!«
    Wie… jener Dirk Peters hatte gelebt… lebte noch?.., Ich war nahe daran, mich von den so bestimmten Erklärungen des Befehlshabers der »Halbrane« gefangen nehmen zu lassen…. Ja, noch einen Augenblick, und es wäre auch mit mir nicht mehr ganz richtig gewesen.
    Welch tolle Geschichten wohnten doch im Gehirn des Kapitän Len Guy und zu welch tiefer Stufe geistiger Verkommenheit war er schon herabgesunken!
    Er lebte in der Einbildung, eine Reise nach Illinois gemacht und in Vandalia Leute gesehen zu haben, die Dirk Peters gekannt hatten! – D aß dieser Mann verschwunden war, glaub’ ich gern, weil er nie anderswo als im Gehirn des Romandichters existiert hatte.
    Ich wollte aber dem Kapitän Len Guy nicht entgegentreten, um keine Verschlimmerung der jetzigen Krise zu veranlassen.
    So gab ich mir den Anschein, alles zu glauben, was er vorbrachte, selbst als er hinzufügte:
    »Es wird Ihnen nicht entgangen sein, Herr Jeorling, daß in dem Bericht von einer Flasche die Rede ist, einer Flasche mit einem versiegelten Schreiben, die der Kapitän der Goëlette, auf der Arthur Pym sich befand, am Fuße einer Bergspitze der Kerguelen niedergelegt hatte?…
    – Das wird in der That erwähnt, bestätigte ich.
    – Nun bei einer meiner letzten Fahrten habe ich nach der Stelle gesucht, wo die Flasche sein sollte… ich habe sie da, ebenso wie den Brief gefunden… und dieser Brief meldete, daß der Kapitän und sein Passagier nichts unversucht lassen würden, um die äußersten Grenzen des Südpolarmeers zu erreichen.
    – Wie… Sie haben jene Flasche gefunden?… fragte ich lebhaft.
     

    Da trat der Kapitän Len Guy näher an mich heran. (S. 59.)
     
    – Ja!
    – Und auch den Brief, den sie enthielt?…
    – Ja, natürlich!«
    Ich sah den Kapitän Len Guy an. Wie gewisse Monomanen oder partiell Verrückte glaubte er offenbar an seine eigenen Erfindungen, und ich wollte schon den Brief von ihm zur Einsicht erbitten… unterließ das jedoch, da er fähig gewesen wäre, selbst einen solchen aufzusetzen.
    »Es ist wirklich zu bedauern, antwortete ich darauf, daß Sie Dirk Peters nicht mehr in Vandalia getroffen haben!… Er hätte Ihnen gewiß mitgetheilt, unter welchen Verhältnissen Arthur Pym und er aus so großer Ferne zurückgekehrt waren. Erinnern Sie sich… im vorletzten Capitel… da sind Beide noch da. Ihr Boot schwankt vor einer dichten weißen Nebelwand… es taumelt in den Schlund eines Katarakts gerade in dem Augenblick hinab, wo eine verschleierte Menschengestalt vor ihm auftaucht… dann folgt nichts weiter… nur zwei Linien mit Gedankenstrichen…
    – Ja gewiß, Herr Jeorling, ich beklage es auch, des Dirk Peters nicht haben habhaft werden zu können! Es wäre doch von so hohem Interesse gewesen, den Ausgang jener Abenteuer zu erfahren. Meiner Ansicht nach noch interessanter wär’ es aber gewesen, etwas von dem Schicksal der Andern zu hören.
    – Der Andern?… rief ich unwillkürlich. Von wem sprechen Sie da?
    – Von dem Kapitän und der Mannschaft der englischen Goëlette, die Arthur Pym und Dirk Peters nach dem schrecklichen Schiffbruche des »Grampus« aufgenommen hatte und sie nachher durch das Polarmeer bis zur Insel Tsalal beförderte.
    – Herr Len Guy, bemerkte ich, immer scheinbar überzeugt von der Wahrheit des Edgar Poe’schen Romans, waren denn diese Leute, die einen bei dem Ueberfall der Goëlette, die andern bei dem künstlichen, durch die Bewohner von Tsalal herbeigeführten Einsturz, nicht alle ums Leben gekommen?
    – Wer weiß das, Herr Jeorling, erwiderte der Kapitän Len Guy mit einer von innerer Erregung verschleierten Stimme; wer weiß, ob nicht einige der Unglücklichen ebenso das Gemetzel wie den Einsturz überlebt haben, ob nicht einige oder mehrere den Eingebornen entkommen sind?…
    – Jedenfalls, warf ich ein, darf man kaum annehmen, daß die damit vielleicht Geretteten jetzt noch am Leben wären….
    – Und warum nicht?
    – Weil die Vorfälle, wovon wir sprechen, sich schon vor elf Jahren ereigneten.
    – Mein Herr Jeorling, entgegnete der Kapitän Len Guy, wenn es Arthur Pym und Dirk Peters gelang, jenseits der Insel Tsalal bis über den vierundachtzigsten Breitengrad vorzudringen, wenn sie Mittel und Wege gefunden hatten, inmitten der antarktischen Gebiete ihr Leben zu fristen, warum sollten ihre Begleiter, soweit sie den Aexten der

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