Die Eissphinx
und schätzen gelernt habe, gratuliere ich mir, Sie bis zu unserem Eintreffen an den Falklands-Inseln als Passagier zu haben….
– Ich bin Ihnen sehr verpflichtet, Kapitän, für das, was Sie für mich gethan haben, und das ermuthigt mich auch…«
Der Augenblick schien mir geeignet, mein Gesuch anzubringen, als der Kapitän Len Guy mich unterbrach.
»Nun, Herr Jeorling, fragte er, sind Sie nun von der Thatsächlichkeit der Fahrt der »Jane« überzeugt, oder betrachten Sie das Buch Edgar Poe’s immer noch als reines Erzeugniß dichterischer Erfindung?
– Nein, Kapitän!
– Sie zweifeln nicht mehr daran, daß Arthur Pym und Dirk Peters gelebt haben, noch daran, daß William Guy, mein Bruder, und fünf seiner Gefährten noch jetzt am Leben sind?…
– Ich müßte ja der ungläubigste Christenmensch sein, Kapitän! O, ich habe nur den einen Wunsch, daß der Himmel Sie begünstigen möge und die Rettung der Schiffbrüchigen von der »Jane« gestatte!
– Was an mir liegt, werd’ ich thun, Herr Jeorling, und, beim allmächtigen Gott, ich werde zum Ziele gelangen!
– Ich hoffe es, Herr Kapitän… ja ich bin davon überzeugt… und wenn Sie zustimmten…
– Haben Sie Gelegenheit gehabt, über alles das mit einem gewissen Glaß zu sprechen, mit jenem englischen Ex-Corporal, der sich die Würde eines Gouverneurs von Tristan d’Acunha anmaßt?… erkundigte sich der Kapitän Len Guy, ohne mich meine Worte vollenden zu lassen.
– Ja freilich, antwortete ich, und was er mir sagte, hat nicht wenig dazu beigetragen, meine etwa noch vorhandenen Zweifel zu verscheuchen…
– Ah, er hat Ihnen also bestätigt…
– Gewiß; er erinnert sich noch deutlich, die »Jane« gesehen zu haben, als sie dort vor elf Jahren ankerte…
– Die »Jane«… doch meinen Bruder?…
– Ich hörte von ihm, daß er den Kapitän William Guy persönlich gekannt habe.
– Und er hat auch mit der »Jane« gehandelt?
– Ja wohl… ganz wie unlängst mit der »Halbrane«.
– Sie hat in jener Bai vor Anker gelegen?
– An derselben Stelle wie Ihre Goëlette, Herr Kapitän.
– Und Arthur Pym… Dirk Peters?…
– Auch mit diesen ist er häufig zusammengekommen.
– Hat er wohl gefragt, was aus ihnen geworden wäre?
– Natürlich; ich meldete ihm das Ableben Arthur Pym’s, den er für einen Furchtlosen, einen Tollkühnen… für einen Wagehals erklärte, der der abenteuerlichsten Thorheiten fähig gewesen wäre….
– Sagen Sie, für einen Narren, einen gefährlichen Narren, Herr Jeorling. Er allein ist es doch gewesen, der meinen unglücklichen Bruder zu jener verderblichen Reise verführt hat.
– Seinem Berichte nach muß man das allerdings annehmen….
– Um es nie zu vergessen! setzte der Kapitän Len Guy lebhaft hinzu.
– Jener Glaß, fuhr ich fort, hat auch den zweiten Officier der »Jane«, Patterson, ganz gut gekannt.
– Das war ein vortrefflicher Seemann, Herr Jeorling, ein warmes Herz… und muthig wie sonst einer!… Patterson hatte nur Freunde und war meinem Bruder mit Leib und Seele ergeben…
– Wie Jem West Ihnen, Herr Kapitän!
– Ach, warum mußten wir den unglücklichen Patterson auf jener Scholle todt… schon seit mehreren Wochen todt finden!
– Seine Gegenwart wäre Ihnen für Ihre zukünftigen Nachforschungen allerdings von großem Vortheil gewesen, bemerkte ich.
– Ja freilich, Herr Jeorling. Weiß denn Glaß, wo sich die Schiffbrüchigen von der »Jane« zur Zeit befinden?
– Ich hab’ es ihm mitgetheilt, Herr Kapitän, sowie alles, was Sie zu deren Rettung zu thun beabsichtigen«.
Ich hielt es für unnöthig, hinzuzufügen, daß Glaß erstaunt gewesen war, von dem Kapitän Len Guy keinen Besuch erhalten zu haben, daß der Ex-Corporal in seiner tief eingefleischten Eitelkeit diesen Besuch erwartet hatte und nicht glaubte, daß es die Pflicht eines Gouverneurs von Tristan d’Acunha sei, damit den Anfang zu machen.
Der Kapitän Len Guy wechselte übrigens den Gegenstand des Gesprächs und sagte zu mir:
»Ich wollte Sie fragen, Herr Jeorling, ob Sie auch glauben, daß alles verläßlich sei, was Arthur Pym in dem von Edgar Poe veröffentlichten Berichte mittheilt.
– Man wird wohl so manches – im Hinblick auf die Eigenart des Helden jener Abenteuer – mit einiger Vorsicht aufnehmen müssen, erwiderte ich, mindestens bezüglich der wunderbaren Erscheinungen, die er aus dem Gewässer der Insel Tsalal berichtet. Gerade, was William Guy und mehrere seiner Gefährten angeht,
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