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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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68°51’ unter 10° östlicher Länge, mußte dann vor undurchdringlichem Eise Halt machen, entdeckte jedoch unter 65°57’ südlicher Breite und 45° östlicher Länge ein großes Land, das er Enderby-Land taufte, leider aber nicht anlaufen konnte. Bei einer zweiten Fahrt, 1832, kam er über den sechsundsechzigsten Grad nur noch siebenundzwanzig Minuten weit hinaus. Er entdeckte jedoch und taufte die Insel Adelaide vor einem hohen und sich weithin fortsetzenden Lande das Graham-Land genannt wurde. Aus den Ergebnissen dieser Fahrt schloß die Königliche geographische Gesellschaft, daß zwischen dem siebenundvierzigsten und neunundsechzigsten Grade östlicher Länge und dem sechsundsechzigsten und siebenundsechzigsten Grade der Breite ein großes Festland liegen werde. Arthur Pym hatte aber jedenfalls recht gehabt mit seiner Behauptung, daß das ein Fehlschluß sein müsse, da Wedell über jenes angebliche Land hingesegelt und die »Jane« derselben Richtung weit über den vierundsiebzigsten Breitengrad hinauf gefolgt war.
    Im Jahre 1835 verließ der englische Lieutenant Kemp die Kerguelen. Nachdem er unter 70° östlicher Länge Anzeichen von Land beobachtet, fuhr er bis zum sechsundsechzigsten Grade hinauf, entdeckte auch eine Küste, die wahrscheinlich mit Enderby-Land zusammenhing, drang aber nicht weiter nach Süden vor.
     

    »Seine Gegenwart wäre Ihnen von großem Vortheil gewesen!« (S. 118.)
     
    Endlich, zu Anfang dieses Jahres (1839), überschritt der Kapitän Balleny mit dem Schiffe »Elisabeth Scott« am 7. Februar 67°7’ der Breite unter 104°25’ westlicher Länge und entdeckte dabei den Rosenkranz von Inseln, der seinen Namen führt, im März peilte er dann unter 65°10’ der Breite und 116°10’ östlicher Länge das Land, dem er den Namen Sabrina beilegte. Dieser Seemann, ein einfacher Walfänger – wie ich später erfuhr – hatte hiermit genaue Angaben gemacht, die wenigstens in dieser Gegend des südlichen Eismeers das Vorhandensein eines polaren Festlandes vermuthen ließen.
    Ueberdies sachte – wie ich bereits zu Anfang dieses Berichts bemerkte – zur Zeit, wo die »Halbrane« ihre Fahrt begann, die sie weiter hinauf als alle Seefahrer im Zeitraume von 1772 bis 1839 führen sollte, der Lieutenant Charles Wilkes von der Flotte der Vereinigten Staaten als Befehlshaber eines Geschwaders von vier Schiffen, der »Vincennes«, dem »Peacock«, der »Porpoise«, dem »Flying-Fish«, nebst einigen Begleitschiffen, sich Bahn nach dem Südpole unter dem hundertzweiten Grade östlicher Länge zu brechen. Jener Zeit waren noch nahezu fünf Millionen Quadratseemeilen (17 1 / 2 Millionen Quadrat-Kilometer) des antarktischen Gebietes unentdeckt.
    Das sind die Fahrten, die im südlichen Polarmeere der der Goëlette »Halbrane« unter Befehl des Kapitän Len Guy vorangingen. Die kühnsten, oder, wenn man will, die vom Glück am meisten begünstigten Entdecker waren nicht weiter vorgedrungen als: Kemp bis zum sechsundsechzigsten Breitengrade, Balleny bis zum siebenundsechzigsten, Biscoe bis zum achtundsechzigsten, Bellingshausen und Morell bis zum siebzigsten, Cook bis zum einundsiebzigsten und Wedell bis zum vierundsiebzigsten Grade. Jetzt galt es aber bis zum dreiundachtzigsten, fast fünfhundertfünfzig Seemeilen weiter, hinauszugehen, wenn den Ueberlebenden von der »Jane« Hilfe gebracht werden sollte.
    Ich muß gestehen, daß ich trotz meines nüchternen Charakters und meiner wenig schwärmerisch veranlagten Natur seit der Auffindung der Eisscholle mit dem armen Patterson doch ganz sonderbar erregt war. Eine gewisse Nervosität ließ mir keine Ruhe mehr. Immer gaukelten mir die Gestalten Arthur Pym’s und seiner inmitten der Einöden des Polarmeeres zurückgebliebenen Gefährten vor den Augen umher und in mir erwachte der lebhafte Wunsch, an der vom Kapitän Len Guy geplanten Fahrt theilzunehmen. Ich dachte ohne Unterlaß daran. Eigentlich rief mich ja nichts nach Amerika zurück, und ob mein Fernbleiben sich um sechs oder zwölf Monate verlängerte, das verschlug sehr wenig. Freilich mußte ich mir die Zustimmung des Befehlshabers der »Halbrane« erwirken. Doch warum sollte er sich weigern, mich auch noch länger als Passagier zu behalten? Müßte es ihm nicht vielmehr eine ganz menschliche Befriedigung gewähren, recht »handgreiflich« nachzuweisen, daß er mir gegenüber Recht gehabt, mich nach dem Schauplatz einer Katastrophe zu führen, die ich als erdichtet betrachtet hatte, mir die

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