Die Eissphinx
sehen Sie ja selbst, daß sich Arthur Pym mit der Behauptung, diese wären beim Einsturz des Hügels bei Klock-Klock alle umgekommen, arg getäuscht hat….
– O, das behauptet er auch nicht, Herr Jeorling, entgegnete der Kapitän Len Guy. Er sagt ja nur, daß Dirk Peters und er, als sie die Oeffnung erreicht hatten, von wo aus sie das umgebende Land übersehen konnten, das Zustandekommen jenes Erdbebens durchschaut hätten. Da nun die ganze Hügelwand in die Schlucht hinabgestürzt war, konnte ihm das Schicksal meines Bruders und seiner Gefährten ja kaum zweifelhaft erscheinen. Das brachte ihn auf den Gedanken, daß Dirk Peters und er die einzigen weißen Menschen wären, die lebend auf der Insel Tsalal zurückblieben. Er sagt nur das… nichts weiter! Es waren von ihm nur Vermuthungen… und zwar, wie Sie zugeben werden, sehr annehmbare Vermuthungen… doch eben weiter nichts als das…
– Zugegeben, Herr Kapitän.
– Jetzt haben wir aber, Dank dem Notizbuche Patterson’s, die Gewißheit, daß mein Bruder nebst fünf seiner Gefährten der von den Eingebornen ins Werk gesetzten Vernichtung entgangen sind….
– Das steht außer allem Zweifel, Herr Kapitän. Was indeß aus den Ueberlebenden der »Jane« geworden ist, ob sie von den Einwohnern Tsalals wieder ergriffen wurden und deren Gefangene, oder ob sie frei geblieben sind, davon sprechen die Anmerkungen Patterson’s ebensowenig, wie von den Umständen, unter denen er allein so weit weg gelangen konnte….
– Das werden wir erfahren, Herr Jeorling… ja, das erfahren wir noch!… Das wichtigste bleibt es für uns doch, bestimmt zu wissen, daß mein Bruder und fünf seiner Matrosen vor vier Monaten irgendwo auf der Insel Tsalal noch am Leben waren. Jetzt haben wir es nicht mehr mit einem von Edgar Poe verfaßten Romane, sondern mit einem zuverlässigen Bericht zu thun, der die Unterschrift Patterson’s trägt….
– Herr Kapitän, fiel ich ein, würden Sie zustimmen, daß ich bis zum Ende der Fahrt der »Halbrane« durch die antarktischen Meere bei Ihnen bliebe?«
Der Kapitän Len Guy starrte mich mit ungewissem Blicke an. Er schien von dem Vorschlag, den ich ihm eben machte, nicht besonders überrascht zu sein… er mochte ihn vielleicht erwartet haben… denn seine Antwort lautete einfach:
»Sehr gern!«
Neuntes Capitel.
Ausrüstung der »Halbrane«.
Man stelle sich ein Rechteck vor, das von Osten nach Westen fünfundsechzig Seemeilen lang und von Norden nach Süden deren vierzig breit wäre, fülle dasselbe mit zwei großen Inseln und gegen hundert Eilanden zwischen 60°10’ westlicher Länge und 51° und 52°45’ südlicher Breite – so hat man die Gruppe, die geographisch unter der Bezeichnung Falklands-oder Malouinen-Inseln bekannt ist. Sie liegt dreihundert Seemeilen von der Magellanstraße entfernt und bildet eine Art vorgeschobenen Postens zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ocean.
Entdeckt wurde dieser Archipel 1592 von John Davis, der Seeräuber Hawkins besuchte ihn 1593, und Strong, ein Engländer wie die beiden andern, gab ihm 1689 den Namen.
Fast ein Jahrhundert später versuchten aus ihren canadischen Niederlassungen vertriebene Franzosen auf genanntem Archipel eine Ausrüstungs-und Versorgungsstation für die den Stillen Ocean befahrenden Schiffe zu gründen, und da diese in der großen Mehrzahl von Seeräubern aus Saint-Malo bestanden, tauften sie die Inseln auf den Namen der Malouinen, der ihnen auch neben dem der Falklands-Inseln verblieben ist.
Ihr Landsmann Bougainville brachte 1763 die ersten Ansiedler der Colonie, siebenundzwanzig Personen, darunter fünf Frauen, hierher, und zehn Monate später war die Bevölkerung bereits auf hundertfünfzig Köpfe angewachsen.
Einige Plankennähte wurden frisch kalfatert. (S. 126.)
Dieser gedeihliche Fortgang rief natürlich den Einspruch des länderräuberischen Großbritanniens hervor. Die Admiralität entsandte den »Tamar« und den »Dauphin« unter dem Befehle des Commandanten Byron. Im Jahre 1766 steuerten die Engländer, nach einer Fahrt durch die Magellanstraße, auf die Falklands-Inseln zu, begnügten sich aber vorläufig, den Westen der Insel Port Egmont anzulaufen und fuhren dann nach den südlichen Meeren weiter.
Die französische Colonie machte aber doch keine weiteren Fortschritte und übrigens erhoben die Spanier auf Grund einer ältern päpstlichen Concession nicht ganz unbegründete Ansprüche. Die Regierung Ludwigs des XV. entschied sich auch
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