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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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für Anerkennung derselben, wobei sie nur auf einer Geldentschädigung bestand, und 1767 übergab Bougainville die Falklands-Inseln den Vertretern des Königs von Spanien.
    Dieser Wechsel, »dieses von Hand zu Hand gehen« führte das bei allen colonialen Unternehmungen unausbleibliche Resultat herbei, daß die Spanier später von den gewissenlosen Engländern verdrängt wurden. Seit 1833 sind also diese Länderräuber die Herren der Falkslands-Inseln.
    Seit sechs Jahren gehörte die Gruppe zu den britischen Besitzungen im südatlantischen Ocean, als unsere Goëlette am 16. October Port Egmont anlief.
    Die beiden großen Inseln heißen, ihrer gegenseitigen Lage entsprechend, Ost-Falkland oder Soledad, und West-Falkland. An der Nordseite der letzteren liegt Port Egmont.
    Als die »Halbrane« in diesem Hafen vor Anker gegangen war, gewährte der Kapitän Len Guy der gesammten Mannschaft einen zwölfstündigen Urlaub Am nächsten Tag sollte mit der sorgfältigen und im Hinblick auf eine längere Fahrt im Polarmeere unumgänglichen Untersuchung des Schiffsrumpfes und der Takelage begonnen werden.
    Der Kapitän Len Guy begab sich noch am nämlichen Tage ans Land, um mit dem Gouverneur der Gruppe – dessen Ernennung der Königin zustand – wegen sofortiger Ausrüstung der Goëlette zu verhandeln. Ein Geizen ist hier nicht am Platze, denn jede übel angebrachte Ersparniß kann der Grund zum Mißerfolge einer an und für sich so schwierigen Reise werden. Bereit, auch mit meiner Börse beizuspringen – was ich dem Kapitän nicht verhehlte – gedachte ich mich mit einer gewissen Summe an den linkosten dieser Fahrt zu betheiligen.
    Ich war jetzt in der That gefangen genommen… gefesselt durch so viele unerwartete Dinge, durch die merkwürdige Verkettung der Verhältnisse. Ich erschien mir wie der Held der »Domaine d’Arnheim«, nach dem »eine Reise durch die südlichen Meere angezeigt ist für jeden, dem vollständige Einsamkeit, unbedingtes Beschränktsein auf sich selbst und die Schwierigkeiten einer solchen Fahrt den höchsten, verlockendsten Reiz bilden«. Ja, dahin war ich infolge des Lesens der phantastischen Werke eines Edgar Poe gekommen!… Hier handelte es sich überdies darum, Unglücklichen Hilfe zu bringen, und es hätte mich hoch beglückt, zu ihrer Rettung persönlich beitragen zu können.
    Begab sich an jenem Tage auch der Kapitän Len Guy ans Land, so blieb doch Jem West seiner Gewohnheit nach an Bord. Während sich die Mannschaft durch Zerstreuung erholte, gönnte sich der zweite Officier keine Ruhe, sondern beschäftigte sich bis zum Abend mit der Besichtigung des Laderaums.
    Ich selbst wollte mich erst am nächsten Tage ausschiffen.
    Unser Aufenthalt ließ mir ja genügend Zeit, die Umgebung von Port Egmont kennen zu lernen und meine geologischen und mineralogischen Forschungen auszuführen.
    Das bot dem schwatzhaften Hurliguerly vortreffliche Gelegenheit, mit mir wieder ein »Garn zu spinnen«, und er ließ sie auch nicht unbenützt.
    »Meine aufrichtigsten und wärmsten Glückwünsche, Herr Jeorling, begann er, an mich herantretend.
    – Wozu denn, Hochbootsmann?
    – Zu dem, was ich gehört habe, daß Sie uns bis zum äußersten Strande der antarktischen Meere Gesellschaft leisten wollen.
    – O, ich denke, nicht so weit! Es handelt sich doch nicht darum, über den vierundachtzigsten Breitengrad hinauszugehen…
    – Wer kann das vorher wissen? antwortete der Hochbootsmann. Jedenfalls wird die »Halbrane« über mehr Breitengrade hinwegkommen, als sie Seisinge im Großsegel oder Querleinen in den Strickleitern hat.
    – Das wird sich ja finden.
    – Und das erschreckt Sie nicht, Herr Jeorling?
    – Nicht im mindesten.
    – Na, uns auch nicht, das dürfen Sie glauben! versicherte Hurliguerly. O, Sie sehen ja, daß unser Kapitän, wenn er auch nicht viel spricht, doch seine guten Seiten hat. Man muß ihn nur zu nehmen wissen! Nachdem er Ihnen bis Tristan d’Acunha die Ueberfahrt gewährt hat, die er anfangs verweigerte, läßt er sich sogar herbei, Sie bis zum Pole mitzunehmen und…
    – Vom Pol ist keine Rede, Hochbootsmann!
    – Mag sein; eines schönen Tages kommt aber doch einmal Einer dahin.
    – Das ist noch nicht abgemacht. Uebrigens ist das nicht von besonderem Interesse und ich beabsichtige nicht, mir den Ruhm der Entdeckung des Pols zu erwerben. In jedem Fall handelt es sich einzig um die Insel Tsalal…
    – Die Insel Tsalal, einverstanden! erwiderte Hurliguerly. Immerhin denken Sie

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