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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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setzen wir uns hin und machen einen auf Familie. Das ist schrecklich, doch wenn ich in einer Stunde nicht zu Hause bin, dann habe ich Hausarrest, bis ich volljährig werde.«
    »Nur keine Panik.«
    »Ich gehe jetzt voran.«
    Alice duckte sich durch das dichte Unterholz. Hinter ihr keuchte Tom. Als sie auf eine Lichtung kamen, horchte sie kurz auf. Tom wollte etwas sagen. Sie legte ihm ihre Hand auf den Mund. Erst war nichts zu hören. Tom zuckte mit den Schultern, bis das Geräusch wieder kam. Seine Augen weiteten sich. Das Knacken kam näher. Ein Reh, das Hunger hatte. Nur etwasin dieser Größe konnte die morschen Äste unter dem Schnee brechen lassen. Irgendwas folgte ihnen durch den Wald. Nein, wir können nicht zurück, sagte Alice Tom nur mit ihren Augen.
    »Los, lauf«, flüsterte sie und zeigte auf die andere Seite der Lichtung.
    Sie rannten ungefähr zehn Minuten lang. Tom stolperte einige Male über eine Wurzel unterhalb der Schneedecke. Alice stapfte weiter durch den Schnee. Ihre Wangen brannten von den zurückschnellenden Ästen.
    »Wir hätten auch ganz einfach unsere Spur zurücklaufen können«, sagte Tom mit vorwurfsvoller Miene. »Was soll das? Meine Schuhe sind jetzt ganz nass.«
    Alice lief weiter. Sie blickte sich wieder um. Das Geräusch hinter ihnen war genauso verschwunden, wie es aufgetaucht war. Ihre Füße standen auf hartem Untergrund. Der Bach war zugefroren, und unter dem Pulverschnee glänzte die Oberfläche des Eises. Sie folgten dem Wasserlauf. Alices Intuition hatte sie nicht im Stich gelassen. Der Bach war ein Zulauf zum Mögler See, einem Fischweiher, den das Dorf an Peter Wegener verpachtet hatte.
    Der See war zugefroren. Allerdings wollte Alice nicht darauf wetten, dass die Eisschicht schon dick genug war, um auf ihr gehen zu können. Das Ufer war eingezäunt. Überall standen Schilder. Fischen polizeilich verboten. Privatbesitz. Schutt abladen polizeilich verboten. Nach ein paar Schritten drehte sie sich zu Tom um. Er war weg. Sie ging ihren Spuren nach, bis sie Toms Fußabdrücke fand, die plötzlich nach rechts in den Wald abbogen. Was zum Teufel machte er dort?
    Dann sah sie ihn, wie angewurzelt in eine Richtung starrend, die Arme nach unten gestreckt, den Mund weit offen. Sie rief ihn, doch Tom antwortete nicht. Nach einigen Sekunden erstdrehte er seinen Kopf zu ihr und deutete gleichzeitig auf einen umgekippten Baum, dessen Wurzel aus dem gefrorenen Morast ragte. Ihre Blicke folgten Toms Finger, bis sie es auch sah.

11.
    Ihre Augen waren geöffnet. Der Schnee hatte ihre Haare bedeckt, und die Haut ihres Halses war grau. Die Leiche des Mädchens zeichnete sich kaum von der umgekippten Wurzel ab. Doch was Alice als Erstes auffiel, war, dass die Tote dastand – steif und aufrecht, beide Arme vor der Brust verschränkt, als wäre sie in einer trotzigen Haltung erstarrt.
    »Ist sie …?«, fragte Tom.
    »Tot«, erklärte Alice. »Mausetot.«
    Tom machte zwei Schritte auf die Leiche zu. Alice zog ihn wirsch an seinem Schal zurück.
    »Du wirst noch alle Spuren kaputtmachen.«
    »Ja, aber wenn sie doch noch lebt. Wir müssen ihr helfen.«
    »Sie ist tot. Oder hast du schon einmal jemanden mit so einer Hautfarbe gesehen? Blaue Lippen … und auf der Stirn haben sich sogar Eiskristalle gebildet. Würde sie noch leben, dann wäre der Schnee auf ihrem Gesicht geschmolzen.«
    »Aber warum hat sie ihre Augen offen? Wie die ausgestopften Hirschköpfe im Jagdsaal im Hotel.«
    Kein Scherz. Keine versteckte Kamera. Kein Filmteam, kein Make-up. Vor ihnen in drei Metern Entfernung war die Leiche eines Mädchens, das nicht älter war als Alice. Es trug einen roten Schneeanzug, silberne Moonboots. Nur der Kopf war frei. Die schwarzen Haare waren zu einem Zopf nach hinten gebunden. Die Haare waren gefroren. Neben ihren Füßen lag eine rote Skimütze und eine Brille.
    Tom öffnete seinen Mund. Ein heiseres Stottern drang über seine Lippen.
    »Die sieht so echt aus …verdammt, sie sieht so echt aus wie die Zombies in ›Die Nacht der lebenden Toten‹. Und wenn es nur ein Trick ist?«
    »Das ist kein Trick. Das ist eine echte Leiche.«
    »Eine echte tote Leiche«, wiederholte Tom abwesend.
    »Leichen sind immer tot.«
    »Nicht wie in ›Die Nacht der lebenden Toten‹.«
    »Du solltest weniger Filme schauen. Es gibt keine Zombies.«
    »Alice, wir müssen die Polizei rufen, den Notarzt, die Feuerwehr …«
    Anfangs hatten Alices Knie gezittert. Sie hatte bisher erst zwei Tote gesehen. Lulu,

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