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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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Alice«, rief ihr Tom zu.
    »Warum bist du abgehauen?«
    »Ich bin nicht abgehauen«, wehrte sich Tom.
    »Ach, und warum warst du auf einmal weg?«
    »Was war da im Wald?«
    »Das ist ein Geheimnis zwischen mir und dem Wald.«
    »Alice, du verstehst nicht. Wir haben eine Leiche gefunden. Ein totes Mädchen. Mitten im Wald. Das ist kein Spiel. Wir müssen die Polizei rufen.«
    »Wir warten …«
    »Und wenn uns der Mörder gesehen hat? Wenn er uns als unliebsame Zeugen beseitigt, wenn er uns nachts im Bett mit einer Schalldämpferpistole erschießt, wenn wir plötzlich einen Unfall haben?«
    »Wird er nicht.«
    »Und warum?«
    »Ganz einfach, weil er sein Opfer absichtlich hier aufgestellt hat. Er wollte, dass man sie findet. Hast du dein supermodernes Fotohandy dabei?«
    »Nein. Und wenn, dann würdest du es nicht bekommen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Wir sagen nur ein oder zwei Tage nichts. Dann rufen wir die Polizei. Nur zwei Tage. Verstehst du, das ist ein echter Fall …«
    »Ja, eben …«
    »… hier können wir richtig ermitteln.«
    »Ich will nach Hause.«
    »Wir hätten die Tote durchsuchen müssen.«
    »Bist du verrückt?«
    »Ich habe das Gefühl, dass ich irgendetwas übersehen habe.«
    Als sie den Wald hinter sich gelassen hatten und die ersten Häuser sahen, dämmerte es bereits. Tom nahm den Weg zum Hotel. Alice bog in Richtung Kirche ab.
    Der Weihnachtsschmuck in den Fenstern war nur noch ein schwacher Glimmer inmitten der Dunkelheit, die jetzt über das Dorf kam. Heiligabend war zu dem geworden, was er schon immer war, ein Fest, bei dem man Gänse köpfte, Hasen die Haut abzog und Menschen ermordete. Am Ende der Steigung tauchte ihr Haus auf. Der Range Rover des Großvaters stand davor. In Amalias Zimmer brannte Licht, was hieß, dass sie wieder am Telefon hing.
    Alice musste an die offenen Augen des toten Mädchens denken.Vor ein paar Tagen hatten diese Augen noch die Simpsons im Fernsehen angeschaut, vor ein paar Tagen war die Tote am Morgen erwacht, als der Wecker klingelte. Jetzt stand sie, zu einer Eissäule erstarrt, im Wald, in der Kälte, allein, mit Augen, die sich nicht schlossen, nie mehr.
    Zum ersten Mal ahnte Alice, dass ihr auch Wittgenstein nicht helfen konnte.

TEIL ZWEI
Die 11
13.
    19 Uhr
    »Was ist los, Alice?«, fragte ihr Großvater, ohne aufzusehen. Das Messer hämmerte auf dem Schneidebrett. »Du siehst ganz bleich aus.«
    Die Zwiebel zerfiel in feinste Scheiben. Der Anblick der Klinge ließ Alice frösteln. Es war plötzlich eine tödliche Waffe, ideal, um die Hälse von Kindern aufzuschlitzen. Der Mixer mit den zermahlenen Sonnenblumenkernen und den Avocados glich einem Folterinstrument, mit dem man Kinderhände verstümmelte. Und das Häufchen Hackfleisch auf dem Teller vervollständigte das Bild, dass hier auf dem Tisch ein grausames Verbrechen stattgefunden hatte. Das Blut tropfte von dem Schneidebrett. Es war dunkel, aber noch nicht geronnen. Und die Vorstellung, dass es noch vor kurzem durch einen lebenden Körper geflossen war, bewirkte, dass sich Alice der Magen umdrehte.
    »Es ist nichts.«
    »Kannst du das gefrorene Hähnchen …«
    Alice hörte nicht weiter, was ihr Großvater sagte. Sie rannte los, und kaum hatte sie die Tür der Toilette hinter sich geschlossen, übergab sie sich in die Kloschüssel.
    Ihr Vater war noch draußen und holte Holz. Alice ging in sein Büro und schaltete den Computer an. Sie hatte zehn Minuten, um ihre Mails zu checken. Tom hatte ihr eine verschlüsselte Nachricht gesandt. SSL-Verschlüsselung. Ohne ihren USB-Stickmit dem Code konnte sie die Nachricht nicht öffnen. Nur die Überschrift der Mail war zu lesen. Die Eistoten. Stand da »Toten«? Wenn ihr die Sache über den Kopf wuchs? Da draußen im Wald lag ein totes Mädchen. Tom hatte vielleicht recht. Sie sollten sofort die Polizei verständigen.
    Alice hörte, wie ihr Vater seine Schuhe abklopfte. Sie fuhr den Computer herunter. Als das Fenster mit ihrem E-Mail-Account noch eine Anfrage schickte, ob es wirklich geschlossen werden sollte, fiel es ihr auf. Die verschlüsselte Mail war vor einer halben Stunde versandt worden. Doch das war unmöglich. Tom brauchte mindestens zwanzig Minuten bis ins Hotel. Bei dem Schnee konnte er noch nicht angekommen sein. Sie rannte aus dem Büro und griff nach dem Telefon. Ihr Vater hatte einen Stapel Holz auf dem Arm und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Heb schon ab.
    Die Klospülung wurde gezogen, zweimal, dreimal. Niemand machte solch einen

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