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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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nebeneinanderlagen, konnten noch nicht lange daliegen, sonst hätte der Schnee sie bedeckt. Jemand musste sie vor weniger als einer Stunde abgelegt haben. Ihr Vater war die ganze Zeit im Haus gewesen. Er wäre auch durch das Friedhofstor gekommen. Alice ging um das Grab und sah den Fußabdruck eines großen Schuhs. Von vorn konnte man den Abdruck nicht erkennen. Wer auch immer die Rosen dort abgelegt hatte, war über die Friedhofsmauer an der Rückseite der Kirche geklettert. Doch wozu das umständliche Klettern, wenn man durch das Tor gelangen konnte? Die einzige Erklärung war, dass derjenige nicht gesehen werden wollte. Das Friedhofstor war von der Straße aus einsehbar. Die hintere Mauer ging zum Berghang.
    Alice beugte sich zu dem Schuhabdruck im Schnee und vermaß ihn mit ihren Fingern. Drei Hände und vier Finger lang und sechs Finger breit. Es war der rechte Schuhabdruck. Der unbekannte Rosenspender hatte sich nach vorn beugen müssen, um die Rosen abzulegen. Über die Ferse des Abdrucks zog sich ein Strich, der von einem Riss in der Sohle stammen konnte.
    Alice fand nur einen Abdruck. Die Erklärung war einfach. Der oder die Unbekannte hatte sich an der Mauer der Kirche entlanggedrückt, um so den Schnee zu vermeiden. Nur am Grab musste die Person einen Schritt nach vorn machen. Alice folgte der Kirchenmauer. Keine Spur, dafür eine Reihe von Fußstapfen, die vom Pfarrer stammen mussten, als er die Schmierereien abgewaschen hatte, die auch auf der Rückseite der Kirche noch zu sehen waren. An einer Stelle der Friedhofsmauer war der Schnee abgekehrt worden. Hier musste der Unbekannte über die Mauer geklettert sein.
    »Du hast doch gesagt, dass deine Mutter keine Blumen mochte?«
    »Mochte sie auch nicht.«
    »Warum legst du dann welche auf ihr Grab?«
    »Sie sind nicht von mir. Sie sind von jemandem, der nicht wusste, dass Mama keine Blumen mochte. Schon gar nicht auf Gräbern. Das meint jedenfalls mein Vater.«
    »Ein Unbekannter hat sie also dahin gelegt?«
    »Ja, jemand, der auch keine Spuren hinterlassen wollte. Ich habe nur einen Fußabdruck gefunden. Hast du dein Handy dabei? Ich will ein Foto machen.«
    »Klar.« Tom reichte ihr sein Handy.
    Sie hatte kaum die Stelle erreicht, wo sie den Fußabdruck entdeckt hatte, als sie über sich ein Geräusch hörte, als zerrisse ein dicker Stoff. Sie spürte, wie sie zur Seite gerissen wurde und mit dem Gesicht in den Schnee fiel. Ein dumpfer Schlag folgte. Tom lag neben ihr im Schnee. Er hatte sich auf sie geworfen, Bruchteile einer Sekunde, bevor die Ladung aus Schnee und Eis vom Dach der Kirche abgerutscht war. Dort, wo der Fußabdruck war, türmte sich ein kleiner Berg aus armlangen Eiszapfen und Eisplatten auf.
    »Verdammt, der Fußabdruck …«
    »Du solltest froh sein, dass du jetzt nicht da warst, wo der Fußabdruck war.«
    Alice zitterten die Knie. Tom hatte recht. Die Dachlawine hätte sie fast erschlagen.
    »Warum muss die Lawine genau in dem Augenblick runterkommen, wenn ich da stehe?«
    »Wir können sie nicht mehr befragen«, spöttelte Tom, »sie rührt sich nicht mehr.«
    »Idiot!«
    »Du kannst dich später bei mir bedanken. Geschenke werden auch angenommen.«
    »Mann, wegen dir bin ich überhaupt hier … wegen dir wäre ich beinahe neben dem Grab meiner Mutter erschlagen worden. Was war so wichtig, dass du es mir nicht am Telefon sagen konntest?«
    »Lass uns woandershin gehen.«
    »Tu nicht so verschwörerisch.«
    »Gut.« Tom holte Luft. »Kennst du Lupo?«
    »Das ist der Hund deiner Mutter, oder?«
    »Ja, das Maskottchen des Hotels. Er schläft immer auf der Bank vor dem Hotel in der Sonne. Im Winter ist er in der Wohnung. Er ist immer irgendwo im Hotel. Er hat so seine täglichen Rituale. Doch seit zwei Tagen habe ich ihn nicht gesehen. Mit den Weihnachtsvorbereitungen im Hotel war so viel Trubel, dass er sich wahrscheinlich verzogen hat. Das dachte ich. Heute Morgen habe ich ihn gefunden. Tot, mit Schaum vor dem Maul. Mein Vater hat den Tierarzt gerufen. Rattengift. Jemand hat ihn vergiftet und ihn dann in einen Kellerch…ch…schacht geworfen.«
    »Ganz ruhig. Wie hast du ihn gefunden?«
    »Die Kellerklappe stand offen. Von außen kommt man da nur ran, wenn man einen Schlüssel hat, doch das Vorhängeschlossfehlte. Da lag er, festgefroren. Mein Vater hat ihn mit einer Spitzhacke vom Boden weghauen müssen. Der Tierarzt meinte, Lupo hätte auch selbst in die Klappe fallen können, nachdem er das Gift gefressen hatte.«
    »Benutzen deine

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