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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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gewehrt. Ich bin doch viel schwächer als sie.«
    »In deinem Zustand hast du solche Kräfte entwickelt, dass deine Schwester Angst hatte.«
    »Amalia und Angst? Sie hat höchstens Angst um ihre Frisur.«
    »Sie hatte Angst um ihr Leben. Es ist entschieden, Alice. Manchmal müssen solche Entscheidungen getroffen werden, auch gegen den Willen der Kinder. Es ist zu deinem Besten.«
    »Wenn du das tust«, sagte Alice kalt, »dann bist du nicht mehr mein Vater.«
    »Das kannst du dir nicht aussuchen. Eines Tages wirst du es mir danken, und wir werden darüber lachen. Nach den Weihnachtsferien bleibst du erst einmal zwei Wochen in der Alpklinik.«
    … ich habe schon gehört, dass da einer zum Therapeuten ging, weil er nachts nicht schlafen konnte, und dann zehn Jahre in der geschlossenen Psychiatrie gelandet ist.
    »Endlose Probleme …«, sagte Alice und blickte zu Wittgenstein, der in Alices Tagebuch blätterte. Das ist vertraulich … Hey! Wittgenstein störte es nicht. Wittgenstein hatte recht. Einen Augenblick den Emotionen nachgegeben, endlose Probleme.
    »Nein, es ist nicht endlos. Nur die Zeit, bis die Bearbeitung des Unfalls hier abgeschlossen ist. Höchstens für zwei Wochen. Es wird dir dort gefallen. Mit deinem Lehrer habe ich auch schongesprochen. Er schickt dir den Stoff des Unterrichts hinterher. Er meinte, du seist sowieso weit vor den anderen.«
    »Ich bin zu klug …«
    »Aber du bist auch ein Kind.«
    »… und deshalb sperrst du mich ein. Das werde ich dir nie verzeihen. Vergiss das nie!«
    Mit diesen Worten drehte Alice sich um, ging auf Wittgenstein zu und nahm ihm das Tagebuch aus der Hand. Ihr Vater hatte die Öllampe auf dem Tisch stehen lassen. Das Licht ließ die Wände näher rücken, eine gelbliche Flamme wie eine sterbende Sonne. Du wirst dein Leben in einer Gummizelle verbringen. Wittgenstein hilf mir! Doch der war schon weg. Ihr blieb nicht viel Zeit, um den Mörder des Mädchens zu finden.
    Was hatte Wittgenstein in ihrem Tagebuch gesucht? Sie las die aufgeschlagene Stelle.
    Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht.
    Das war ein Zitat Wittgensteins, doch warum hatte er gerade diese Stelle aufgeschlagen?

20.
    In dieser Nacht fand Alice keinen Schlaf. Sie wünschte, es wäre möglich, ein Buch aufzuschlagen und einfach darin zu verschwinden. Stattdessen kamen die Autoren der Bücher in ihre Welt. Das machte es nicht einfacher. Amalia war noch gerissener, als Alice gedacht hatte. Menschen überschätzten ihr Wissen grundsätzlich, und sie unterschätzten die anderen. Amalia mochte nicht klug sein, gerissen und durchtrieben war sie allemal. Aber für Amalia hatte sie keine Zeit. Ihr blieben nur noch ein paar Tage. Sie stellte die Lampe ans Fenster. Das weiße Inferno auf der anderen Seite schien ihr plötzlich ein vertrauterPlatz, so als wäre der Sturm in ihrem Kopf. Sie hatte sich an die sich jagenden Flocken schon gewöhnt, als sie es sah. Unmöglich, sie täuschte sich nicht. Ihr Gedächtnis spielte ihr keinen Streich, und sie war auch noch nicht verrückt. Ihr Vater konnte dies behaupten, solange er wollte. Jemand hatte an die Hauswand eine Leiter gelehnt. Genau unter ihrem Fenster. Die Fußspuren waren noch frisch und noch nicht verweht. Sie kamen nicht vom Haus, sondern von unten aus dem Dorf. Doch wer ging bei diesem Sturm aus dem Haus, wenn es nicht unbedingt sein musste? Dafür gab es nur eine Erklärung. Wer immer das Mädchen auch ermordet hatte, hatte auch Ina getötet, die Tochter Zugls, und er wusste, dass es jemanden gab, der nicht von einem tragischen Unfall ausging. Als sie die Leiche im Wald gefunden hatten, war er da, irgendwo versteckt hinter den kahlen Stämmen oder einer Wurzel. Er hatte nicht vorgesehen, dass sie die Tote im Wald fanden. Und jetzt war er gekommen, um dafür zu sorgen, dass niemand hinter das Geheimnis der Eistoten kam.
    Bing. Eine SMS.
    Artikel von Jakob Mulder. Lokalredaktion des Allgäuer Blattes. Residenzplatz 1-3. Es gibt nur eine Handynummer und eine E-Mail. Mobile: 0172 9919920. E-Mail: [email protected]
    Bei uns ist Stromausfall. Abgeschnitten vom www. In der Hotel-Loggia fällt die Temperatur um 2 Grad pro Stunde ohne Strom. Fucking Panorama-Windows. Ich glaube, jemand schleicht unter meinem Fenster. Gehe nachsehen …
    So schnell hatte Alice noch nie ein SMS getippt.
    Bleibt, wo du bist. Er weiß Bescheid. Du bist in Gefahr. Schließ dich ein.
    Senden. Doch kaum hatte sie auf den Senden-Knopf gedrückt,machte

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