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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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Sammlung über Jahrhunderte mehr oder weniger überlebt. Hier unten sind alles neue Bücher. Wegen der Feuchtigkeit. Die sind nicht so wertvoll. Obwohl das alte Papier früher viel resistenter war gegen Feuchtigkeit und Kälte. Die oberen Räume werden jedoch künstlich bei einer Raumtemperatur von 18,5 Grad Celsius gehalten und einer niedrigen Luftfeuchtigkeit.«
    Stephan kletterte eine Leiter hinauf. Ein fensterloser achteckiger Raum, ohne Möbel. Alice fröstelte. Es war kalt.
    »Hier ist das Herz der Bibliothek. Der Raum mit den handschriftlichen Manuskripten. Einige stammen von den Lehmkos selbst. Es gab einige Poeten unter ihnen. Grottenschlecht. Sie waren bessere Kaufleute als Schreiber. Bis auf Leo Lehmko, mit ihm begann auch eine geistige Weiterentwicklung innerhalb der Familie. Er brauchte nicht mehr als Kaufmann zu arbeiten, sondern lebte vom Vermögen seiner Eltern. Er hatte Zeit, zu denken und zu schreiben.«
    Von diesem Raum gingen vier Türen ab. Alice folgte Stephan durch eine. Der Geruch von staubigen Büchern und Holz. Dieser Ort war mehr ein Tempel.
    »Du kannst jederzeit kommen und hier lesen. Wir verleihen nur keine Bücher. Mein Vater hat schlechte Erfahrungen damit. Amalia ist nicht sehr begeistert von der Bibliothek. Für sie ist das grobe Platzverschwendung. Heute passt eine ganze Bibliothek auf eine Festplatte, meint sie. Außerdem sei viel zu wenig Licht in den Räumen.«
    Tja, mein Lieber, du wirst noch dein blaues Wunder mit deiner Freundin erleben … Amalia und Bücher, pah.
    »Amalia ist nicht schwindelfrei. Sie mag die Freitreppen nicht. Treppensteigen in Zeiten von Rolltreppen und Aufzügen sei völlig out. Amalia hat interessante Standpunkte. Sie hat ein philosophisches Talent.«
    O Gott, hör auf damit, sonst muss ich kotzen. Amalia und Philosophie, das ist, wie wenn man aufgemalte Blumen auf einem betonierten Parkplatz als Blumenwiese bezeichnet. Es war wirklich verblüffend, wie Amalias Hintern und Brüste Stephan Lehmkos Denken dirigierten.
    »Sie hat mir gesagt, dass du ein Bücherwurm bist.«
    »Ach, das hat sie gesagt«, antwortete Alice, »und was hat sie sonst noch über mich gesagt?«
    »Dass du belesen und klug bist.«
    »Das hat sie mit Sicherheit nicht gesagt. So gut kenne ich meine Schwester.«
    »Sie hat es nicht ganz so ausgedrückt.«
    »Wie hat sie es denn ausgedrückt?«
    Alice wusste natürlich nur allzu gut, was Amalia von ihr dachte.
    »Sie meinte, dass du nicht ganz dicht bist. Eine Nervensäge, besserwisserisch, altklug, gar nicht wie ein normales Kind in deinem Alter, ein Fall für den Psychiater … lebensgefährlich, hinterlistig, potthässlich und verschroben … Noch mehr?«
    »Das hört sich schon eher nach meiner Schwester an.«
    »Amalia sagt, du beschäftigst dich mit Philosophie. Wie kommst du auf Philosophie?«
    »Weil die Philosophen die Gründerväter unserer modernen Zivilisationen sind. Eine Handvoll Denker hat für Milliarden von Menschen den Grundstein ihrer Existenz gelegt.«
    In diesem Augenblick hörte sie ein Echo mit Wittgensteins Stimme von jeder Seite: Aber noch keiner konnte bisher sagen, ob die Menschheit ein Erfolgskonzept war. Das Denken muss erst neuerfunden werden. Höchstwahrscheinlich werden es keine Menschen sein.
    »Du glaubst an den Menschen.« Lehmkos Sohn lachte.
    Schieb dir dein höhnisches Grinsen sonst wohin, dachte sie.
    Über eine gewundene Holztreppe kamen sie in ein Zwischengeschoss. Alice schätzte, dass sie sich ungefähr im zweiten Stock des Hauses befinden mussten. Durch die vielen Stufen und verwinkelten Flure hatte sie die Orientierung verloren. Ein Labyrinth aus Büchern.

26.
    Die Spuren der Schmierereien auf der Kirchenpforte waren aus der Nähe noch deutlich zu sehen. Tom hatte im Internet nach der symbolischen Bedeutung der 11 gesucht, doch er fand so viele Bedeutungen, wie es Artikel gab. Zahlen eigneten sich perfekt dazu, um der Wirklichkeit einen Sinn aufzudrängen, wo keiner war. Sobald etwas Zahl war, hatte es einen Zusammenhang zu anderen Zahlen. Das Parlament der Narren, der Elferrat, begann den Karneval am 11.11. 11 Uhr 11. Entstanden war der Zahlenkult während der französischen Besetzung der linksrheinischen Gebiete. Im französischen Recht war die 11 Sinnbild für die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz. »Un« und »Un«. Die Eins steht neben einer anderen Eins. Im Deutschen ergab die Losung der Französischen Revolution »Egalité, Liberté, Fraternité« die Buchstabenkürzel ELF. Als

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