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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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tun.«
    »Aber?«
    »Ich rede von der Kraft Eures eigenen Geistes. Ihr könntet die Schwäche, mit der Ihr fortan leben müsst, durch die Stärkung Eurer geistigen Sinne ausgleichen. Sprecht einmal mit Prinz Sandrilas über dieses Thema, der ja vor langer Zeit schon, bereits in Athranor, eines seiner Augen verlor. Er stand vor einem ähnlichen Problem wie Ihr.«
    Siranodir seufzte. »Das war nicht gerade das, was ich hören wollte«, bekannte er. »Um ehrlich zu sein, ich hatte auf einen leichteren Weg gehofft.«
    Noch vor Sonnenaufgang brach das Elbenheer wieder auf.
    Dichte Wolkengebirge türmten sich am Himmel auf, und es begann zu regnen. Der Boden weichte auf, was das Fortkommen erschwerte. Doch die konventionellen Elementarzauber der Elben minderten das Unwetter deutlich in seinen Auswirkungen. Am Abend des folgenden Tages spannte sich ein riesiger Regenbogen von der Höhenkette Nordbergens bis tief in die Wälder des Waldreichs, vielleicht sogar bis nach Wilderland.
    »Ein Regenbogen wird im Allgemeinen als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet«, sagte Herzog Isidorn zu König Keandir.
    »Wir sollten also zuversichtlich sein.«
    Aber Keandir mochte seine Zuversicht lieber nicht auf solche Zeichen stützen.
    Zwei weitere Tage zogen die Elben nach Osten und gelangten in das Tiefland nordwestlich des Nor-Flusses, das diesem Strom seinen Namen gegeben hatte, so wie viele Meilen entfernt das Küstentiefland südwestlich von Aratan dem Hafen Nor. Das Wetter besserte sich. Die Sonne schien, und es wurde deutlich wärmer.
    Keandir vernahm plötzlich aus der Ferne schwach wahrnehmbare Laute.
    Schreie!
    Der König gab Befehl, die Richtung des Heereszugs etwas zu ändern und einen Spähtrupp zur Erkundung loszuschicken.
    Dieser kehrte bald zurück. Das Heer legte zwischenzeitlich an einer Wasserstelle eine Rast ein, und die Pferde wurden getränkt.
    »Wir sahen eine große Menge Aasvögel in der Luft kreisen!«, berichtete der Bogenschütze Adrasir, unter dessen Kommando der Spähtrupp gestanden hatte. Er war nicht nur ein guter Bogenschütze, sondern hatte auch die Fährtensucherschule des Lirandil erfolgreich absolviert, sodass er sowohl als Adrasir der Bogenschütze als auch unter den Namen Adrasir der Fährtensucher und Adrasir Lirandils Schüler bekannt war. »Wir überwanden mit einigen Mühen ein paar Anhöhen und gelangten schließlich an den Rand einer Schlucht, in der sich ein Bild des Grauens bot.«
    Keandirs Gesicht erstarrte. »Beschreibt mir genauer, was Ihr meint, werter Adrasir!«
    Der Bogenschütze und Fährtensucher war sichtlich erschüttert. Er brachte zunächst nichts heraus und brauchte einen Moment, ehe er sich gefasst hatte. »Der Boden war… er war mit erschlagenen Elben bedeckt. Gesattelte Pferde irrten durch das Land oder lagen selbst in ihrem Blut. Und eine Horde von Trorks war damit beschäftigt, die Toten zu plündern. Dann wurden wir entdeckt, und die Trorks griffen uns an. Sie waren uns zehnfach überlegen, und deswegen blieb uns nichts anderes als die Flucht. Einige starben unter unserem Pfeil- und Bolzenbeschuss; zwei Einhandarmbrustschützen gehörten zu unserem Trupp.« Adrasir schüttelte den Kopf. »So viel Grausamkeit habe ich noch nicht gesehen. Die Toten waren teilweise grässlich entstellt, und die Barbaren gingen mit ihnen auf eine Weise um, die deutlich machte, wie sehr sie uns Elben verachten.«
    Keandirs Hand ballte sich zur Faust. Düstererer Grimm erfasste ihn, und für einen kurzen Moment erfüllte Schwärze vollkommen seine Augen. Adrasir war zu sehr damit beschäftigt, das Erlebte zu verarbeiten, sodass es ihm nicht auffiel. Doch Siranodir bemerkte es, zumal er dies bei seinem König bereits während der Kämpfe auf Naranduin gesehen hatte, der Insel des Augenlosen Sehers. Doch da dieses Phänomen nur für kurze Zeit anhielt, war sich der Krieger mit den zwei Schwertern schon im nächsten Moment nicht sicher, ob er sich nicht möglicherweise geirrt hatte. Darüber hinaus war Siranodir ohnehin gedanklich viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, als dass er seine Beobachtung richtig hätte einordnen können.
    »Die Streitmacht Asagorns!«, rief Isidorn, von tiefem Schmerz erfüllt. Er wandte sich an Adrasir. »Ihr habt keinerlei Überlebende gesehen?«
    »Nein.«
    »Und Asagorn? Sagt mir, konntet Ihr ihn unter den Toten entdecken?«
    »Ich kann Euch nicht sagen, ob Euer Sohn unter den Erschlagenen war. Aber ich sah ein in den Schmutz getretenes Banner

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