Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
raten: Nicht alle Gnome waren damit einverstanden, dass ihr Volk auf Dauer so verstümmelt wurde«, fiel ihm Thamandor ins Wort.
Und Damaxos sagte aufgeregt: »Diese Legende gibt es auch bei den Zentauren! Allerdings war es in unserer Version ein weiser Zentaur, der einen Kräutertrunk mixte und damit dem Gnomenkönig von Rhô half, den Makel des Dunklen Reichs loszuwerden!«
»Nun, dann scheint ja immerhin ein wahrer Kern an dieser Geschichte zu sein«, meinte Keandir.
»Unter den Gnomen gab es immer Gruppen, die sich ein Wiederaufleben des Dunklen Reichs gewünscht hätten«, berichtete Jay weiter. »Es liegt also nahe, anzunehmen, dass sich einige von ihnen vor den Trunk-Eintrichterern des Königs von Rhô verbargen, um ihre Sechsfingrigkeit zu bewahren und ihrem alten Herrn Xaror deutlich sichtbar die Treue zu demonstrieren, falls er noch einmal zurückkehren sollte.«
»So weiß Euer Volk, was mit Xaror damals geschah?«
»Angeblich soll er bei einem magischen Experiment von bis daher unerreichter Hybris entweder umgekommen oder in den Limbus versetzt worden sein. Ersteres wurde von denen verbreitet, die froh waren, dass es das Dunkle Reich nicht mehr gab, die zweite Version von jenen vertreten, die sich ein Wiederaufleben von Xarors Imperium gewünscht hätten und so die Hoffnung nähren wollten, er könne aus der Zwischenwelt des Limbus – was ich persönlich für eine euphemistische Umschreibung des Reichs der Toten halte –
noch einmal zurückkehren. Aber den Großen Göttern sei Dank wird dies nie geschehen, denn was ich Euch erzählt habe, sind nur Legenden. Legenden, die allerdings zum Erstaunen von vielen in unserem Volk Euren Freund Lirandil dazu veranlassten, Osterde zu verlassen.«
»Dann war sein Ziel vielleicht Rhô in Hocherde«, vermutete Keandir.
»Das entspricht auch meiner Vermutung, und ich wünsche ihm, dass er von diesem Ort mehr findet als nur ein paar Ruinen.« Jay atmete tief durch. Er ließ den Blick in der Runde schweifen und sagte schließlich: »Und nun zu meinem Anliegen, von dem Ihr zunächst abgelenkt habt, werter und geschätzter und über die Maßen bewunderter König Keandir, den man einst König der Lichtgötter nannte!«
Keandir lächelte. »Das taten nur die Rhagar. Und mit denen wollt Ihr Euch ja wohl mit Euren Schmeicheleien nicht gemein machen.«
Jay Kanjid ging über die Bemerkung hinweg. »Mag sein, dass ich ein paar Details aus den Erzählungen unseres gemeinsamen Bekannten Lirandil missverstanden habe«, sagte er. »Ich konnte mit viel Glück den Trorks entfliehen und wollte Hilfe bei meinen Kleinling-Verwandten suchen. Einzig ihre Magie erschien mit bisher eine Möglichkeit, meine Gefährten zu befreien, obwohl ich befürchten muss, dass es bereits zu spät ist und sie dem Axtherrscher geopfert wurden.
Die Trorks denken sich da allerlei unappetitliche Dinge aus, zum Beispiel lassen sie mit Vorliebe Gefangene von Riesenmammuts zertrampeln, denen sie Hornissennester oder Bienenkörbe auf den Rücken schnallen, sodass die Tiere dann entsprechend schlecht gelaunt sind. Wenn Ihr mir helfen würdet, bräuchte ich nicht den langen Weg zurück ins Reich der Kleinlinge zurückzulegen, und wir kämen vielleicht rechtzeitig zum Kultplatz der Trorks, um das Schreckliche zu verhindern.«
»Im weiten Umkreis gibt es hier keine Trorks!«, behauptete da der Kriegsheiler Eónatorn. »Sonst würden wir ihre Schritte zweifellos hören!«
»Es herrscht zurzeit Krieg zwischen dem Land der Geister und den Trorks, und so bewegen sich diese augenlosen Bestien auch in ihrem eigenen Gebiet nur sehr vorsichtig. Möglich, dass sie in dieser Gegend nur schleichen, weil sie Angst haben, von den Lichtschwertern der Geisterarmee zerlegt zu werden.«
»Wir würden sie trotzdem hören«, widersprach Keandir.
Jay zuckte mit den Schultern. »Gut, dann sind vielleicht tatsächlich keine Trorks in der Gegend. Das würde dann allerdings meinen allerschlimmsten Befürchtungen Nahrung geben.«
Keandir runzelte die Stirn. Hielt dieser Halbling sie nun zum Narren und dachte sich immer neue Geschichten aus, wenn er in Argumentationsnöte geriet, oder war tatsächlich etwas dran an dem, was er sagte? Nachdem ihm Jay über Lirandil erzählte, hatte der Elbenkönig eigentlich angenommen, diesem Halbling einigermaßen über den Weg trauen zu können. Aber nun regten sich wieder leichte Zweifel. »Von was für Befürchtungen sprecht Ihr?«, fragte Keandir.
»Dass sich sämtliche Trorks dieser
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