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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Keandir.
    »Aber falls nicht, werden Euch Eure kurzen Beine nicht schnell genug hinwegtragen können, dass Ihr nicht Bekanntschaft mit einer meiner Waffen macht«, drohte Thamandor. »Mein Schwert heißt zwar ›Der Leichte Tod‹, aber ob diese Klinge ihrem Namen Ehre macht, liegt immer ganz daran, auf welche Weise ihr Träger sie einsetzt!«
    Die Augen des Halblings wurden schmal, die buschigen, leicht nach oben gebogenen Augenbrauen, die an den Seiten etwas ausfransten, zogen sich zusammen und wirkten dabei wie kleine Schlangen. »Wisst Ihr, weshalb ich gezögert hatte, Euch und Euresgleichen anzusprechen, als ich nach tagelanger Wanderschaft voller Entbehrungen durch das gefahrvolle und durch und durch ungastliche Wilderland Eure Lagerfeuer entdeckte? Wisst Ihr, warum ich mir sehr lange überlegte, ob es nicht trotz des langen Weges besser wäre, zu den Verwandten im Reich der Kleinlinge zu gehen und sie um Hilfe zu bitten, anstatt Euch, obwohl das doch so viel näher lag?« Er machte eine Pause und konnte sich der Aufmerksamkeit aller sicher sein, als er nach einer kurzen Weile fortfuhr: »Es war Eure Ähnlichkeit mit den Schreckensgeistern, die das Küstenland im äußersten Osten bevölkern und an den Grenzen jeden erschlagen, der sich zu nahe heranwagt! Ich wollte einfach abwarten, ob sich nicht plötzlich ein geheimnisvoller Lichtflor um Eure Körper legt und sich die Klingen Eurer Schwerter in Flammen verwandeln, mit denen Ihr mich dann bedenkenlos zerteilen könntet! Das –
    und nichts anderes war der Grund!«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Es klingt für mich seltsam, was Ihr sagt«, meinte Keandir schließlich. »Ein Elbenauge vermag sich auf die gleißende Helligkeit, die von den Eldran ausgeht, einzustellen. Aber es wundert mich, dass Ihr mehr gesehen haben wollt als Gestalten aus grellem Licht, als Ihr den Geistern, wie Ihr sie nennt, begegnet seid.«
    »Das Geheimnis will ich Euch gern verraten, König Keandir.
    Natürlich hat der Weise Lirandil uns gegenüber immer wieder zu demonstrieren gewusst – zumeist völlig unabsichtlich und auch überhaupt nicht in irgendeiner angeberischen Absicht –, wie überlegen die elbischen Sinne denen aller anderen Völker sind. Aber was die Dämpfung einer zu starken Helligkeit angeht, wie sie beispielsweise im Gebirge oder auf See auftreten kann, hat ein kluger Halbling aus Osterde etwas erfunden, das sich bestimmt auch noch in anderen Teilen des Zwischenlandes durchsetzen wird.«
    »Es tut mir leid, aber Ihr scheint mir in Rätseln zu sprechen«, erwiderte Keandir.
    Ein listiges, verschmitztes Lächeln huschte über das Gesicht des Halblings. Jay griff unter seine Weste und holte ein ledernes Etui hervor. Daraus zog er eine Apparatur hervor, die aus zwei bemalten Glasscheiben und einem Gestell aus feinem Metall bestand. »Soweit ich weiß, ist auch Euch Elben die Kunst der Glasbrennerei bekannt.«
    »Gewiss.«
    »Und die Kenntnis darüber, wie man Glas färben kann, dürfte auch bei Euch verbreitet sein.«
    »Auch das ist wahr«, bestätigte Keandir.
    »Lirandil berichtete uns von Gebäuden der Elben, in denen das Licht durch getönte Glasscheiben fällt und dadurch Farbeffekte entstehen, die ihresgleichen suchen. Nun, die Erfindung, die ich euch hier zeige, hat einen sehr viel weniger dramatischen Zweck. Sie soll den Besitzer des Geräts nur davor bewahren, ständig gegen die Sonne blinzeln zu müssen.
    Außerdem schützt die Erfindung vor Schneeblindheit.« Jay setzte sich die Apparatur auf die Nase. Zwei Bügel umspannten die Ohren und sorgten auf diese Weise dafür, dass das Gestell nicht von der Nase rutschen konnte und die Gläser immer vor den Augen blieben. »Wir nennen dieses Ding einen Dunkelseher. Und es lassen sich damit nicht nur die genauen Umrisse der Sonne erkennen oder Schneeblindheit vermeiden, sondern es lässt sich mit diesem Gerät auch wunderbar die wahre Gestalt eines Geisterland-Bewohners erkennen.«
    »Erstaunlich!«, stieß Thamandor aus, der sich natürlich sofort für diese Errungenschaft eines fremden Erfindergeists interessierte. Seine bisherige Skepsis gegenüber Jay schien von einem Augenblick zum anderen vollkommen verschwunden zu sein. »Würdet Ihr es mir eventuell gestatten, diese Erfindung einmal auszuprobieren?«
    »Gewiss!« Jay reichte Thamandor den Dunkelseher. »Aber seid im Namen der Großen Götter vorsichtig damit, oder es sollen Euch die mindestens ebenso großen Teufel holen! Und renkt mir vor allem die

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