Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Gegend bei ihrer Kultstätte versammeln, um den Beistand des Axtherrschers zu erflehen!«, antwortete der Halbling. »Und das bedeutet leider meistens einen ziemlich hohen Verschleiß an Gefangenen. Wir sollten uns also beeilen und hoffen, dass sie, bis wir bei der Kultstätte eintreffen, weder diesen Asagorn noch meine Gefährten geopfert haben, sondern irgendwelche anderen unglücklichen Geschöpfe.«
»Na, Ihr habt aber ein sonniges Gemüt«, sagte Siranodir und schüttelte den Kopf. »So ein seltsames Kerlchen ist mir wirklich noch nie begegnet.«
»Und gewiss wohl auch keines, das sich so vortrefflich auf die Manipulation anderer Leute versteht«, ergänzte König Keandir.
»Manipulation?« Jay hob die Schultern. »Ich bitte Euch – ein hartes Wort, dass Ihr da im Munde führt.«
»Ich bin dafür, dass wir so schnell wie möglich zu dieser Kultstätte aufbrechen«, meldete sich Isidorn zu Wort und deutete mit dem Zeigefinger auf Jay. »Ihr werdet mich hinführen. Ich werde alles daran setzen, die Gefangenen zu befreien, auch wenn ich allein gehen muss.«
»Dieser Mut ist löblich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Euch Eure Gefährten bei diesem Unterfangen nicht zur Seite stehen werden«, meinte Jay Kanjid und wandte sich wieder Keandir zu. »Und mit dem beachtlichen Heer in Eurem Rücken werdet Ihr es ja wohl hinbekommen, sowohl meine Gefährten als auch die Gefangenen, die aus Euren eigenen Reihen in den Käfigen der Trorks schmachten, dort herauszuholen. Unbesiegbar sind diese Barbaren ja schließlich nicht, und nach allem, was man so über Euch, Eure Entschlossenheit und das Schwert Schicksalsbezwinger hört, das Ihr an Eurer Seite tragt…«
Keandir winkte ab, sodass Jay Kanjid verstummte. Ein Schmeichler, dachte der Elbenkönig. Und jemand, der seine Worte sehr wohl zu setzen wusste und dabei vor allem auch stets die Wirkung genau bedachte.
»Der Morgen graut bald«, sagte Isidorn. »Ich werde mein Pferd satteln, und meine Männer sollen dies ebenfalls tun, damit wir zeitig aufbrechen können.«
»Eure Ungeduld kann ich verstehen«, sagte Keandir.
»Allerdings solltet Ihr erstens Euren Männern und Pferden die nötige Ruhe gönnen, und zweitens« – und damit wandte er sich Jay zu – »möchte ich vor einer Entscheidung in dieser Sache diesem neuen Verbündeten hier noch ein paar Fragen stellen, bevor ich mich restlos überzeugen lasse.«
Jay nahm dies mit einem schiefen Lächeln hin. »Von Lirandil dem Weisen weiß ich, dass Elben durchaus Schwierigkeiten damit haben, sich rasch zu entscheiden. Es scheint, dass eine lange Lebensspanne auch ihre Nachteile hat.«
»Warum habt Ihr unser Lager so lange beobachtet, anstatt Euch beizeiten zu erkennen zu geben?«, hielt Keandir dagegen und sah den Halbling prüfend an. »Und als wir dann schließlich auf Euch aufmerksam wurden, war Euer Verhalten nicht minder sonderbar, wie ich finde.«
Als Jay Kanjid nicht sogleich antwortete, übernahm dies Thamandor der Waffenmeister: »Vielleicht haben ihm die Trorks versprochen, seine Gefährten freizulassen, wenn er für sie unser Lager auskundschaftet. Oder noch besser: Dieser Knirps soll unser Heer vielleicht in eine Falle locken.«
»Das denkt Ihr doch nicht im Ernst!«, entfuhr es Jay. Sein Gesicht war dunkelrot, und er schien tatsächlich schockiert von den Worten Thamandors. Falls dem nicht so war, dann spielte er es hervorragend, dachte Keandir, der Thamandors Misstrauen zwar nicht ganz teilte, aber dennoch nachempfinden konnte.
»Dann widerlegt, was ich gesagt habe!«, forderte der elbische Waffenmeister. »Bitte, Ihr habt die Freiheit, alles zu sagen, was sich dazu vorbringen lässt.«
»Ich kann es nicht widerlegen«, gestand Jay, »das muss ich ehrlich zugeben. Ich wünschte, ich könnte Euch irgendetwas Handfestes als Beweis meiner Ehrlichkeit bieten, aber dem ist nicht so. Das Einzige, was ich kann, ist, Euch um Euer Vertrauen zu bitten. Denn dies – Euer Vertrauen – ist die letzte Hoffnung für meine Gefährten und auch für diesen Asagorn.«
»So wie Ihr verhandeln könnt, bin ich zumindest überzeugt davon, dass Ihr tatsächlich ein Händler seid«, sagte Keandir.
»Würdet Ihr mir auf diese Weise irgendwelchen wertlosen Tand andrehen wollen, würde ich bestimmt die eine oder andere Goldmünze loswerden.«
»So folgt Ihr mir?«
»Ja.«
»Ich bin Euch zu tiefem Dank verpflichtet.«
»Falls es stimmt, was Ihr sagt, stehen wir Euch gegenüber ebenso in der Schuld«, meinte
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