Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Herrschaften hier. Dennoch war ich es immerhin, der den Dunkelseher erfunden hat!«
»Verwendet Eure geistige Kraft am besten darauf, dass Ihr Euch an den Weg zur Kultstätte der Trorks erinnert«, gab Mirgamir mit leisem Spott zurück.
Einen halben Tag lang zog Keandirs Heer durch Wilderland und orientierte sich an den Angaben des Halblings, dann waren zum ersten Mal in der Ferne wieder deutlich die Schritte und vor allem auch die Schreie von Trorks zu hören.
Keandir lauschte angestrengt und meinte schließlich: »Das muss eine ganze Horde sein – mindestens!«
»Ihr habt recht«, stimmte Thamandor zu, während Siranodir eine verdrießliche Miene machte. Es gefiel ihm nicht, dass er mit den Zentauren und einem fremden Halbling von bestimmten Wahrnehmungen ausgeschlossen war, die noch vor kurzem selbstverständlich für ihn gewesen waren. Er verfluchte den Moment, da ihn der Pfeil während der Schlacht um Turandir am Ohr verletzt hatte. Aber das war nicht mehr zu ändern, und die Erkenntnis, dass sein Zustand sehr wahrscheinlich irreversibel war, nagte an Siranodir auf eine Weise, wie es sich kein anderer Elb vorstellen konnte; sie konnten nicht nachvollziehen, wie sehr es ihn schmerzte, wenn er die anderen Elben über die Bedeutung von Geräuschen spekulieren hörte, die für ihn einfach nicht mehr wahrnehmbar waren.
Einzig und allein Eónatorn dem Kriegsheiler fiel auf, wie sehr Siranodir mit den zwei Schwertern litt. »Gegen Euer Leiden gibt es leider keinen Trunk«, sprach er ihn darauf an.
»Manchmal kann auch die beste Heilkunst nichts bewirken.«
»Ich mache Euch nicht den geringsten Vorwurf, werter Eónatorn. Ihr habt getan, was Ihr konntet, und ich werde mich wohl damit abfinden müssen, unter der gleichen Taubheit wie Zentauren, Rhagar und Halblinge zu leiden. Die Gefahren und die Kämpfe, die hier in Wilderland zu bestehen sind, lenken mich zeitweilig davon ab, und dafür bin ich dankbar.« Er machte eine Pause, dann sagte er: »Tut mir jetzt bitte einen Gefallen, Eónatorn!«
»Gern, werter Siranodir!«
»Haltet mir keine Vorbilder aus der elbischen Geschichte vor, an denen ich mich orientieren sollte. Erzählt mir nicht, dass Gesinderis der Gehörlose weit schlimmer vom Schicksal geschlagen war als ich, und verweist nicht auf den einäugigen Prinz Sandrilas, der trotz seines Handicaps ein großer Held ist und den Augenlosen Seher erschlug.«
»Ich hatte nicht vor, Euch solchermaßen zu belehren, werter Siranodir«, erwiderte Eónatorn. »Und doch sei mir der Hinweis gestattet, dass es durchaus schlimmere Schicksale gibt als das Eure.«
Zwei Tage folgte das Heer aus Elben und Zentauren Jays Anweisungen. Die Trorks waren immer deutlicher zu hören, dazu aber auch noch andere Laute, die von deutlich größeren und schwereren Kreaturen erzeugt werden mussten.
Denjenigen unter den Elben, die bereits einmal einen Mammut-Übergang zur Mannus-Insel miterlebt hatten, waren diese Laute vertraut, doch das waren nicht viele, und sie stammten samt und sonders aus Herzog Isidorns nordbergischen Truppen und nicht aus den Reihen jener Krieger, die zusammen mit König Keandir den Nur bis Turandir hinaufgesegelt waren.
Einen Tag später waren sie am Abend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, bereits recht nahe an der Kultstätte der Trorks.
Keandir befahl dem Heer, ein Lager aufzuschlagen, aber so, dass man möglichst wenig von ihnen sah oder hörte. »Ich weiß nicht, welche Sinne die Trorks benutzen, um sich zu orientieren und ihre Feinde wahrzunehmen. Aber der Ausgang dieses Krieges hängt in erster Linie davon ab, dass wir sie früher bemerken als sie uns. Deswegen müssen wir unauffällig vorgehen.«
Auf einmal waren leise Schreie zu hören. Sie drangen aus der Ferne an die Ohren von Elben, Zentauren und des Halblings, und selbst Siranodir konnte sie hören. Schreie, die von furchtbarem Leid kündeten. Offenbar führten die Trorks gerade eines jener unheiligen Rituale durch, bei denen sie ihre Gefangenen grausam folterten und töteten.
König Keandir konnte diesmal unmöglich von Herzog Isidorn erwarten, dass er zurück beim Heer blieb, schließlich befand sich dessen Sohn Asagorn möglicherweise unter den Gefangenen. So übergab Keandir das Kommando über die Truppen an Siranodir mit den zwei Schwertern.
Keandir selbst näherte sich mit einem Spähtrupp, dem auch Jay Kanjid und Isidorn angehörten, der Kultstätte der Trorks.
Und selbstverständlich begleitete auch Eskidor der Hornbläser den
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