Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Schritt von der Pforte entfernt aufgestellt. Angehörige der unterschiedlichsten Völker befanden sich in den Käfigen: Elben waren darunter, aber auch Wesen, die blauhäutigen Menschen ähnelten und bei denen es sich um Maduaniter handeln musste, und auch eine Kreatur mit einem echsenartigen Kopf, die aber ähnlich gekleidet war wie ein Rhagar-Edelmann; Jay erklärte, dass dies einer der geheimnisvollen Whanur sei, über die allgemein so gut wie nichts bekannt war.
»Und wo sind Eure Gefährten, werter Jay?«, fragte Keandir.
Jay wirkte angespannt. Aber dann wurde ein weiterer Käfig herbeigeschafft, und zwei von dessen Insassen waren unverkennbar Halblinge. »Da sind sie!«, entfuhr es Jay sichtlich bewegt.
Herzog Isidorn hatte seinen Sohn unter den elbischen Gefangenen entdeckt. »Dort ist Asagorn!«, flüsterte er. »Den Namenlosen Göttern sei Dank, er lebt noch!«
»Wir scheinen gerade noch rechtzeitig gekommen zu sein«, meinte Jay. »Aber dass sie so lange mit ihrem Ritual gewartet haben, zeigt mir, dass es sich um ein besonderes und nicht einfach nur eines der üblichen Opferrituale der Trorks handeln muss.«
»Wie kommt Ihr darauf?«
»Weil sie es sonst längst durchgeführt hätten. Trorks futtern nicht gern Gefangene durch, müsst ihr wissen. Sie verspeisen sie lieber selbst, sofern sie nicht als heiliges Opfer vorgesehen sind. Doch bei besonders wichtigen Ritualen lassen sie die Opfer nicht von einem einfachen Riesenmammut zertrampeln, sondern von einem der weißen Exemplare dieser Gattung.«
»Ein Mannus!«, entfuhr es Herzog Isidorn.
Jay wandte ihm das Gesicht zu und nickte. »Ihr sagt es, edler Herzog. Und so einen Albino einzufangen ist alles andere als einfach, denn man muss erst mal so ein äußerst seltenes Exemplar finden.«
Einer der Käfige wurde zwischen die Felsen gebracht.
Daraufhin zogen sich die Träger zurück, und die Trorks an den Ketten begannen an diesen zu ziehen. Das widerstrebende Mannus tauchte aus dem Schatten hinter den Felsen auf. Er stemmte sich gegen die Zugkraft der Trorks, aber deren Kraft war stärker. Diejenigen, die zuvor mit Steinen auf die Holzpflöcke geschlagen hatten, stießen dumpfe Laute aus und bildeten einen unheimlichen Chor.
»Sie flehen den Axtherrscher an, er möge ihnen gegen die Armee der Geister beistehen«, erklärte Jay. »Der Axtherrscher soll die Lebenskraft der Opfer annehmen. Wir ziehen die Ketten, die du uns geschmiedet hast, so singen sie.«
Thamandor konnte sich einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen. »Wer hätte gedacht, dass sie solche Lyriker sind.«
Vier Träger wählten einen weiteren Käfig aus. Es war jener, in dem sich auch Asagorn befand; zwei weitere Elben waren bei ihm, außerdem ein Blauling aus Maduan.
Auch dieser Käfig wurde zwischen die Felssäulen gestellt, während das Mannus weiter herangezogen wurde und der Kraft der Trorks nachgeben wusste.
»Sie singen: Nimm unsere Speise als dein Opfer, o Axtherrscher!«, übersetzte Jay. »Ihr müsst jetzt etwas unternehmen, sonst ist es zu spät!«
»Thamandor, haltet Euren Flammenspeer bereit!«, befahl Keandir.
»Ja, mein König!«
»Aber gefährdet die Gefangenen nicht!«
»Das wird nicht einfach!«
Einer der Trorks kletterte auf einmal eine der Ketten empor.
Er tat dies mit einer Behändigkeit, die man diesen Barbaren gar nicht zutraute, zumal er dafür nur eine Hand freihatte; in der linken Pranke hielt er etwas, und Keandir, dessen Gehör nach dem Trompetenstoß des Mammuts inzwischen wieder einwandfrei funktionierte, hörte das Summen von Insekten.
»Ein Hornissennest«, erkannte er sofort.
Die wütenden Insekten schwirrten um den Trork herum, aber sie schienen ihm nichts anhaben zu können. Wahrscheinlich schützte ihn seine dicke, ledrige Haut. Einem Affen gleich kletterte der Trork die Kette empor bis zu dem eingelassenen Ring, der mehr als sieben Mannslängen hoch im Fels angebracht war. Von dort aus sprang er auf den Rücken des Mannus, das die anderen Troks inzwischen weit genug an die Felstürme herangezogen hatten.
Er zog einen angespitzten Holzdorn aus dem Gürtel, rammte ihn dem Mannus durch die Haut in die äußere Speckschicht und befestigte daran mit einem Stück grob geflochtenem Seil das Hornissennest. Daraufhin baumelte es am Körper des Mannus, was die Insekten völlig verrückt machte. Zwar hatte das Mannus ein zotteliges weißes Fell, das auch vor Insektenstichen schützte, doch im Gegensatz zu den gewöhnlichen Riesenmammuts
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