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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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war ein Gewässer zu sehen, bei dem es sich wohl um einen Meeresfjord handelte. Die Reihen der Eldran-Krieger öffneten sich zur Stadt hin.
    »Wo sind wir?«, fragte Siranodir. »Ist dies Eldrana, das Reich der Jenseitigen Verklärung?«
    Thamandor streckte den Arm aus und sagte: »Die dort vorn sehen aber ziemlich unverklärt aus, würde ich sagen!«
    Reiter kamen ihnen aus Richtung der Stadt entgegen. Es waren Elbenreiter, wie Keandir erkannte, der ihnen mit wachsendem Staunen entgegenblickte.
    »Dies ist nicht das Jenseits«, meinte Jay zu wissen, der immer unruhiger wurde. »Die Geister haben uns einfach ein Stück in ihr Land hineinversetzt. Unsere Seefahrer wissen, dass es sich entlang der Küste des östlichen Ozeans erstreckt –
    und dort ist ein Gewässer, bei dem es sich nur um einen Meeresfjord handeln kann.« Jay wandte sich an Keandir. »Wir müssen hier weg! Die Zeit erstarrt hier! Alle aus meinem Volk, die von hier zurückkehrten, berichteten dies.«
    »Bleibt ruhig, Jay«, beschwichtigte ihn Keandir. »Auch wir wollen nicht in einem Gebiet verweilen, dessen Umgebung Euch oder uns Schaden zufügen könnte.« Die Augen des Königs wurden schmal, und er hielt es nicht für möglich, was er sah. Den Anführer dieser Reitergruppe erkannte er. Das Gesicht hatte sich in all den Jahren nicht verändert. Das lange Haar fiel grau auf die Schultern herab, und die edlen Gewänder aus Elbenzwirn changierten in verschiedenen Farben. Ein Schwert mit einem edel verzierten Knauf hing dem Reiter an der Seite, und auf seinem Wams trug er das Wappen eines elbischen Fürsten. Er hielt direkt auf König Keandir zu.
    »Fürst Bolandor!«, stieß dieser hervor.
    Fürst Bolandor zügelte sein Pferd, stieg ab und ging Keandir entgegen. Sein Gesicht verriet dieselbe Verblüffung, die auch König Keandir empfand.
    »Keandir! Ich habe kaum glauben können, was mir die Eldran-Soldaten übermittelten!«, rief er aus. »Aber Ihr seid es wirklich! Wer hätte gedacht, dass wir uns noch einmal wiedersehen, nachdem wir uns am Strand von Elbenhaven trennten!«
    »Warum… warum habt Ihr uns gefangen nehmen lassen?«, fragte Keandir.
    »Gefangenschaft? Ihr seid keine Gefangenen«, erklärte Fürst Bolandor, »aber es gelang den Eldran-Soldaten leider nicht, mit euch in Verbindung zu treten. Daher wies ich sie an, euch herzubringen; wie Ihr erkannt haben dürftet, spielen für die Eldran-Krieger räumliche Entfernungen keine Rolle. Ihr seid als Gäste willkommen, doch es wird niemand gezwungen zu bleiben.«
    »So sind wir tatsächlich nicht in Eldrana?«
    »Nein. Ihr befindet Euch ein paar Tagesritte jenseits der Grenze von Wilderland an einem Fjord des östlichen Ozeans.«
    Fürst Bolandor lächelte. »Ihr seid so lebendig wie wir!«
    »Ein seltsames Reich, in dem Ihr lebt…«
    »Gewiss.«
    »Mögen wir auch damals unterschiedlicher Meinung darüber gewesen sein, was für die Elbenheit das Beste ist, so freue ich mich doch, Euch wiederzusehen, Fürst Bolandor«, bekannte Keandir. Er erinnerte sich noch immer sehr gut an die Auseinandersetzung darüber, ob man das neue Reich der Elben an der Küste Elbianas gründen oder aber weiter nach den Gestaden der Erfüllten Hoffnung suchen sollte. Offensichtlich waren jene Elben, die am Traum von Bathranor hatten festhalten wollen, irgendwann an die Ostküste des Zwischenlands gelangt, vielleicht sogar ohne zu wissen, dass es sich um denselben Kontinent handelte, auf dem die Elben um König Keandir siedelten. Aber möglicherweise war es auch die Scham gewesen, die Fürst Bolandor davon abgehalten hatte, die Verbindung zu ihnen zu suchen, indem er Kundschafter aussandte. Denn dass weder Wilderland noch das Waldreich unüberwindbare Hindernisse waren, hatte sich ja spätestens erwiesen, nachdem Keandir mit seinem Heer dorthin vorgedrungen war, um die Trorks zu bekämpfen.
    Außerdem konnten die Elben mit ihrer Mathemagie sogar den Erdumfang und die Entfernung zur Sonne und zum Mond, ja, sogar die Konstellation der vier Sphären zueinander berechnen.
    Da hätte Fürst Bolandors Anhängern irgendwann klar werden müssen, dass der Rest der Elbenheit, von dem sie sich getrennt hatten, für sie nicht unerreichbar war.
    Es musste tatsächlich Scham gewesen sein, die Fürst Bolandor von einer Kontaktaufnahme abgehalten hatte, ging es Keandir durch den Kopf. Wie Narren mussten sie sich vorgekommen sein, diesem Traum vom Land Bathranor noch Jahrhunderte gefolgt zu sein, während der Großteil der Elbenheit

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