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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Siranodir.
    »Vielleicht ist es genau das, was man von uns will«, vermutete Keandir, der Schicksalsbezwinger in die Scheide zurücksteckte; er hatte nicht vor, gegen die eigenen Ahnen zu kämpfen, unabhängig davon, ob er diesen Kampf überhaupt hätte bestehen können.
    »Aber… warum?«, fragte Thamandor.
    »Wollt Ihr damit sagen, dass sie uns als Gefangene betrachten?«, fragte Herzog Isidorn.
    »Darauf scheint es hinauszulaufen«, war Eónatorn überzeugt.
    »Denn offensichtlich lässt man uns keine Wahl.«
    »Das ist die Frage«, meinte Siranodir mit den zwei Schwertern. »Schließlich weiß niemand von uns, was geschieht, wenn man die Reihen dieser leuchtenden Gestalten einfach durchschreitet. Aber genau das will ich ausprobieren, und ich möchte mal den Elb sehen, gleichgültig ob tot oder lebendig, der mich daran zu hindern vermag.«
    Und mit diesen Worten schritt er auf die Eldran-Krieger zu.
    Diese traten ihm sofort entgegen, und als der Kämpfer mit den zwei Schwertern ihnen zu nahe kam, wurde er plötzlich zurückgestoßen und landete auf dem Boden.
    Er war völlig überrascht, so wie auch die umstehenden Elben und Zentauren, aber er hatte sich offenbar nicht verletzt.
    »Ich… ich hoffe, dass die Geister nicht versuchen, uns in ihr Land zu entführen«, stammelte Jay ängstlich. »Da mache ich nämlich nicht mit!«
    »Ich glaube nicht, dass sie uns da fragen würden«, kommentierte Thamandor.
    »Man erzählt sich Eigenartiges über dieses Land«, fuhr Jay fort. »Die Zeit selbst soll dort erstarrt sein, und außerdem töten die Geistersoldaten alle Fremden.«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Thamandor.
    »Man erzählt es sich…«
    »Dann wollen wir hoffen, dass dieses Halbling-Gerede nicht der Wahrheit entspricht.« Thamandor wandte sich an den König. »Was haltet Ihr davon? Als er noch lebte, waren Merandil und ich befreundet – weshalb sollte das jetzt anders sein und er danach trachten, uns zu töten?«
    »Vielleicht werden wir auf diese Fragen bald Antworten erhalten«, murmelte Keandir. Er griff unter sein Wams und holte die Ledertasche mit den Elbensteinen hervor, öffnete sie und ließ sie in die Handfläche seiner Rechten rollen. Sie leuchteten auf. Athrandil fehlte und war unwiederbringlich verloren, aber die fünf anderen Steine befanden sich wieder im Besitz des Elbenkönigs.
    Keandir tat die Steine zurück in die Tasche und steckte sie unter sein Wams.
    Ein Klangteppich erhob sich, von dem man nicht sagen konnte, ob Instrumente oder Stimmen ihn erzeugten. Er war so durchdringend, dass man nichts anderes mehr hören konnte, und es stand für Keandir außer Frage, dass der Ursprung dieser Laute die Eldran-Krieger waren. Es war wie eine wunderbare, einschmeichelnde Musik, eine Melodie, welche die Seele davontrug. Der Boden erzitterte leicht unter den Bässen, und die Höhen überschritten selbst jenes Spektrum, das ein elbisches Gehör noch wahrnehmen konnte. Unter den Zentauren kam Unruhe auf. Häuptling Damaxos rief etwas, aber es war nicht zu verstehen. Die Elben hingegen standen einfach nur da und erschauderten angesichts des Wohlklangs, der in dieser Intensität nicht einmal den Werken von Gesinderis dem Gehörlosen eigen war.
    Der einzige Elb, der nicht alle Nuancen dieser wundersamen Musik vernehmen konnte, war Siranodir mit den zwei Schwertern. So wie Jay und seine beiden Halbling-Gefährten teilte er daher die Beunruhigung der Zentauren.
    Gleichzeitig wurde das Leuchten, das die Eldran-Krieger umgab, so grell, dass sich selbst die Elbenaugen nicht mehr darauf einstellen konnten, und auch mit Jay Kanjids Dunkelseher war es nicht mehr möglich, von den Geisterkriegern mehr zu sehen als pures weißes Licht; es strahlte heller als tausend Sonnen. Keandir schloss die Augen und sah selbst durch Augenlider hindurch dieses grelle Leuchten.
    Für Augenblicke hielt dieses Phänomen an, dann verstummte der seltsame Klangteppich, und das Leuchten der Eldran milderte sich ab.
    Der kühle, frische und vor allem salzhaltige Wind war das erste Anzeichen dafür, dass etwas geschehen war. Offenbar war das gesamte Elben- und Zentaurenheer an einen anderen Ort versetzt worden. Meeresrauschen drang an Keandirs Ohren, und als er die Augen öffnete, waren auch wieder Einzelheiten der Umgebung zu erkennen; Keandir sah eine vieltürmige Stadt. Diese Türme waren so unglaublich dünn, wirkten so fragil, dass sie nur durch die Anwendung von Reboldirs Zauber geschaffen worden sein konnten. Im Hintergrund

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