Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
erkannte dies, als er gewahr wurde, dass seine Dunkelseher-Manufaktur im Reich der Kleinlinge bereits von seinem Sohn zum Erfolg geführt worden war, Häuptling Damaxos vom Zentaurenstamm der Axaniter, als er zu seinem Stamm zurückkehrte, wo man ihn längst für tot gehalten hatte, wie auch alle Krieger, die mit ihm geritten waren.
Weniger gravierend waren die Folgen für die elbischen Teilnehmer dieser Expedition. Für die Herzöge Isidorn von Nordbergen und Asagorn von Meerland hatten loyale Stellvertreter die Ämter verwaltet. Eine Jahrhunderthälfte der Abwesenheit war noch kein zwingender Grund, einen Nachfolger ins Amt zu berufen.
Für Keandir, der mit den acht im Hafen von Turandir liegenden Schiffen zurück nach Elbenhaven kehrte, hatte dort Prinz Sandrilas die königlichen Regierungsgeschäfte geführt.
Schon während der Aufenthalte in den Flusshäfen Siras und Minasar erfuhr Keandir von dem neuen Reich im Süden: Das Reich des Magolas, das man auch das »Magolasische Reich«
nannte, hatte sich offenbar in den vergangenen fünfzig Jahren stabilisiert und sich im Süden um die von Tagoräern besiedelte Provinz Soria erweitert.
Trotz allem glich Keandirs Rückkehr nach Elbenhaven einem Triumphzug. Er hatte die fünf noch existierenden Elbensteine für das Königreich Elbiana zurückgewonnen. Die gesamte Elbenheit war ihrem König dafür dankbar, waren diese Steine doch das Symbol elbischer Herrschaft. In Tiragond und Mittelhaven legte Keandirs Flaggschiff »Tharnawn« an, und es drängten sich Tausende Elben auf den Straßen, um die Elbensteine in den Händen ihres Königs leuchten zu sehen.
Überall war voller Respekt und Ehrfurcht davon die Rede, dass Keandir seine alte Stärke wiedergewonnen hatte. Er hatte geschafft, was niemand mehr für möglich gehalten hätte.
So musste man weitere Aufenthalte in Baranee, Hochgond und Elralon einlegen, denn die Kunde von der Rückkehr des Königs und des großen Triumphs, den er errungen hatte, verbreitete sich rasend schnell im gesamten Elbenreich, und so verzögerte sich die Ankunft Keandirs in Elbenhaven um weitere Wochen.
Aber was waren schon ein paar Wochen gegen die Jahrhunderthälfte, die ihn der Aufenthalt in Estorien gekostet hatte? Dennoch – König Keandir war der Ansicht, in den Bewohnern Estoriens wichtige Verbündete gefunden zu haben, gleichgültig ob sie nun Elben oder Eldran waren. Denn dass man die Kampfkraft der Eldran-Krieger nicht unterschätzen durfte, das bewies der Erfolg des Krieges, den sie gegen die Trorks geführt hatten.
Als dann die »Tharnawn« endlich in Elbenhaven einlief, war dort der Hafen festlich geschmückt. Die gesamte Stadt war auf den Beinen, um die Rückkehrer zu begrüßen. Am Kai entdeckte Keandir seine geliebte Königin Ruwen, zu der er bereits wieder eine geistige Verbindung aufgenommen hatte.
Als die »Tharnawn« auf ihrem Rückweg im Flusshafen von Siras angelegt hatte, war diese Verbindung wieder vorhanden gewesen, und dieser Moment war das eigentliche Wiedersehen gewesen. Der Moment, in dem jeder vom anderen wusste, dass er wohlauf war.
»Oh, Kean!«, flüsterte Ruwen, als sie ihn in die Arme schloss. »Ich weiß, dass eine Jahrhunderthälfte nicht der Rede wert ist, aber mir kam sie so unendlich lang vor…«
»Und ich habe das Gefühl, erst vor wenigen Wochen aufgebrochen zu sein. Aber dass dieses Gefühl mich trügt, habe ich schon erfahren müssen.«
»Ihr habe Euch viel zu erzählen, mein König.«
»Allerdings. Und ich Euch auch.«
»Nur ist das, wovon ihr berichten könnt, eine ruhmreiche Heldentat, mein Gemahl. Ihr habt schließlich das Wahrzeichen der Elbenheit zurück in die Hauptstadt gebracht. Ich hingegen muss von Dingen erzählen, die mich betrüben und nachts nicht schlafen lassen.«
Keandir umarmte Ruwen noch einmal, diesmal länger und noch inniger. Dann wandte er sich Prinz Sandrilas zu, der sein Königreich in der Zeit von Keandirs Abwesenheit regiert hatte.
»Ich habe alles zum Besten des Reiches versucht und war leider nicht immer erfolgreich, mein König.«
»Wer ist schon immer erfolgreich«, entgegnete Keandir und legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.
»Ja, dazu müsste ich vielleicht Euer Schwert tragen, das man Schicksalsbezwinger nennt und das es einem offenbar immer wieder erlaubt, den Dingen eine Wendung zu geben, mit der kein Prophet je gerechnet hat.« Ein sehr bemühtes Lächeln stand im Gesicht des einäugigen Elbenprinzen, der im Übrigen ein
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