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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Euer Schweigen könnte uns alle teuer zu stehen kommen.«
    »Dass ich von düsteren Träumen heimgesucht werde, das weißt du, mein Sohn.«
    »Ja.«
    »Seit dem Raub der Elbensteine in der Schlacht an der Aratanischen Mauer quälen sie mich. Es sind oftmals wirre Folgen von Bildern und Eindrücken – aber auch sie kreisen immer wieder um die Magie des Augenlosen Sehers. Es ist wie ein Fluch.« Keandir blickte auf. »Ich halte es durchaus für möglich, dass diese Träume und die Erscheinung, die dir begegnete, denselben Ursprung haben.«
    »So?«
    »Die Mächte des Bösen schlummern irgendwo auf diesem Kontinent. Von Xaror und seinem Reich muss etwas geblieben sein. Und vielleicht ist dies ein Hinweis. Eine Botschaft, die uns warnen soll.«
    »Nein, Vater«, widersprach Magolas. »Dieser Axtkrieger war eine Kreatur, die töten wollte. Was ihn davon abgehalten hat, weiß ich nicht. Ebenso wenig wie ich eine Antwort darauf habe, weshalb er so plötzlich verschwand.«
    »Ich werde mit Brass Shelian darüber sprechen und mich beraten lassen«, erklärte König Keandir. »Mit ihm und…« Er stockte plötzlich.
    »Ihr könnt den Namen meines Bruders durchaus aussprechen, Vater«, sagte Magolas, und der scharfe Unterton in seinen Worten überraschte ihn selbst. »Er ist der größte lebende Elbenmagier. Dass Ihr ihn um Rat fragt, ist natürlich und verletzt mich nicht.«
    Einige Tage später suchte König Keandir seinen Sohn Andir in dessen Bibliothek auf. Tausende von edlen Folianten waren dort zu finden, dazu noch viele uralte Schriftrollen. Das Gros dieser Rollen war in der Alten Zeit von Athranor entstanden, aber manche waren sogar noch älter, sodass ihre Ursprünge in der Vorzeit des Elbengeschlechts zu finden waren. Andir war schon seit frühester Jugend ein leidenschaftlicher Sammler von Schriften.
    Als König Keandir den Raum betrat, dessen Wände bis unter die Decke mit Regalen voll gestellt waren und der durch einfache Elbenmagie vollkommen staubfrei war, saß Andir in seiner weißen Kutte aus Elbenzwirn an einem großen, mit Schnitzereien in elbischem Stil versehenen Tisch. Genau genommen war es elbianitischer Stil, in dem diese Schnitzereien gehalten waren. Viele Athranor-Geborene – wie auch manche Seegeborene – waren der Meinung, dass sich das Schnitzhandwerk der in Elbiana zur Welt gekommenen Elben nicht mit den Kunstwerken der Alten Zeit messen konnte. Ja, manche verstiegen sich sogar zu der Ansicht, alles, was innerhalb des neuen Reichs der Elben hervorgebracht worden war und wurde, stelle nichts weiter als einen schwachen Abklatsch einstiger Größe dar. Aussagen, die durch die Überlieferungen in den Büchern und Schriftrollen klar widerlegt wurden. Aber angesichts der Probleme der Gegenwart neigte offenbar so mancher dazu, die Vergangenheit zu verklären.
    Andir hielt einen funkelnden Kristall von der Größe einer Faust über ein aufgeschlagenes Buch. Ein greller, feuerfarbener Schein ging von diesem Kristall aus und hatte das Buch erfasst. Einige Augenblicke lang schien es so, als würde es verglühen. Dann murmelte Andir ein paar Worte auf Alt-Elbisch, der Sprache, die in der Vorzeit Athranors üblicherweise gesprochen worden war und in der noch immer viele Zaubersprüche und magische Formeln formuliert waren.
    Der Schein verblasste, zog sich zurück. Wie ein Fächer, der sich zusammenklappte, bildete er zunächst einen schmalen Strahl, der wie ein leuchtender Faden wirkte, dann verschwand auch dieser völlig, während der Kristall selbst pulsierend aufleuchtete.
    Andir war vollkommen konzentriert. Keandir bezweifelte, dass sein Sohn ihn überhaupt bemerkt hatte, so entrückt wirkte der größte lebende Elbenmagier in diesem Moment.
    Der Kristall begann seine Farbe zu verändern. Er wurde dunkelrot und leuchtete in einem pulsierenden Rhythmus auf, der Keandir an ein schlagendes Herz erinnerte. Das Herz der Weisheit, dachte er. Keandir wusste, dass sein Sohn schon seit Längerem damit experimentierte, den Inhalt von Büchern durch die Anwendung weißer Magie auf Kristalle zu bannen.
    Anfänglich waren seine Bemühungen von wenig Erfolg gekrönt gewesen; häufig bekam er keinen Zugang mehr zu den Kristallen und konnte auf das darin gespeicherte Wissen nicht mehr zugreifen. Offenbar hing das in sehr starkem Maße von der Beschaffenheit des verwendeten Kristalls ab und von dessen Reinheitsgrad.
    Diesmal aber machte Andir ein zufriedenes Gesicht. Ein leises Lächeln spielte um seine

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