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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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noch immer niemand sonst den Hufschlag wahrzunehmen.
    Magolas dachte an die beiden Zauberstäbe im Verlies seines Vaters. Weggeschlossen waren sie und mit einem zusätzlichen Zauber gesichert, diese Artefakte, die Waffenmeister Thamandor einst mit Zustimmung König Keandirs von der Insel des Augenlosen Sehers mitgebracht hatte. Ursprünglich hatten die Elben ihre Funktionsweise erforschen wollen, doch das war gründlich misslungen; Waffenmeister Thamandor hatte es nicht geschafft, die den Stäben innewohnenden Kräfte auch nur ansatzweise zu wecken, und da hatte er rasch das Interesse an den Artefakten des erschlagenen Sehers verloren.
    Magolas aber hatte die dunklen Kräfte, die in diesen Artefakten schlummerten, so deutlich gespürt, dass es manchmal schwer zu ertragen gewesen war, sie nicht berühren und benutzen zu können. Wiederholt hatte er vor der schweren, mehrfach gesicherten Tür des Verlieses gestanden und mit sich gerungen, ob er nicht das Verbot seines Vaters missachten und das Schloss aufbrechen sollte. Den magischen Bann zu lösen, mit dem die Stäbe gesichert waren, hätte für ihn, dem man ein ähnlich großes, wenn auch nicht so ausgebildetes magisches Talent nachsagte wie seinem Bruder, kein ernsthaftes Problem dargestellt – mal davon abgesehen, dass König Keandir die Missachtung seines Verbotes dann sofort bemerkt hätte.
    Magolas vergaß nie die Zeit, in der die Schlacht an der Aratanischen Mauer getobt hatte und er dazu verurteilt gewesen war, in Elbenhaven zurückzubleiben. In dem Moment, in dem die Nachricht vom Tod des Königs ihn erreicht hätte, wäre er sofort dazu bereit gewesen, die Stäbe hervorzuholen und deren Magie gegen den Feind einzusetzen.
    Dass deren Kräfte auf ihn reagierten, daran zweifelte er nicht; anders war die geistige Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübten, nicht zu erklären. Was Waffenmeister Thamandors Erfolglosigkeit in dieser Hinsicht betraf, so fehlte ihm wahrscheinlich nicht nur das Talent, sondern auch die besondere finstere Kraft im Inneren, die sowohl in Keandirs als auch in Magolas’ Seele schlummerte.
    Magolas war sich plötzlich vollkommen sicher: Die Art der Magie, die er in diesen Augenblicken wahrnahm, entsprach jener in den Stäben. Es war die Magie von Naranduin, die Kraft der Dunkelheit. Ein Frösteln überkam ihn. Er hatte das Gefühl, dass diese Macht ganz nahe war.
    Der Königssohn bewegte sich vorwärts. Seine Schritte waren unsicherer und vorsichtiger als sonst. Er betrat den äußeren Burghof, wo viele Händler ihre Stände aufgebaut hatten. Es herrschte ein buntes, aber keineswegs übermütiges Treiben.
    Angehörige des Elbenadels flanierten daher, am Arm zumeist eine ihrer grazilen Damen, und ergingen sich in kultivierter Konversation.
    Und dann sah Magolas einen Reiter durch das Burgtor preschen. Er saß auf einem pechschwarzen, ungewöhnlich großen und mit einer Rüstung aus Eisenplatten geschützten Kaltblüter. Er selbst trug eine dunkle Kutte, und sein Gesicht lag verborgen in dem finsteren, undurchdringlichen Schatten der Kapuze. Auf dem Rücken trug der Reiter eine monströs wirkende Streitaxt.
    Rücksichtslos preschte der düstere Axtkrieger durch die Menge. Aber das Erstaunliche war, dass niemand ihn zu bemerken schien.
    Magolas blieb stehen.
    Der Axtkrieger zügelte sein Ross. Die Finsternis unter seiner Kapuze war sowohl für das Sonnenlicht als auch für den scharfen Blick eines Elbenauges vollkommen undurchdringlich. Beinahe so, als wäre dort buchstäblich nichts. Doch ein dumpfes Grollen drang aus dieser Finsternis hervor. Ein Laut, der sowohl eine tierhafte, unartikulierte Drohung sein konnte als auch Worte einer unbekannten Sprache.
    »Wer seid Ihr?«, rief Magolas.
    Der Axtkrieger streckte den Arm aus, und unter dem Ärmel der dunklen Kutte kam eine gewaltige, jedes elbische Maß überschreitende Pranke hervor. Eine Pranke mit sechs Fingern, an deren Enden krallenartig verlängerte Nägel wuchsen.
    Die Axt auf dem Rücken des Reiters bewegte sich. Von einer unheimlichen Kraft getrieben schnellte sie hervor, und das Ende ihres Schaftes landete in der geöffneten Hand des Kriegers, die sich um das dunkle Holz schloss. Der Axtkrieger stieß einen barbarischen Schrei aus und schwang die monströse Axt mit einer Leichtigkeit, als hätte sie kein Gewicht. Mit einer weit ausholenden Bewegung ließ er sie über dem Kopf kreisen.
    Magolas riss sein Schwert hervor. Während das Auftreten des Axtkriegers von niemandem bemerkt

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