Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
für mich ist das verwirrend.«
»Wo ist Andir?«, fragte Keandir.
»Ich weiß es nicht.«
»Er ist der größte Magier der Elben. Hat er denn nichts gespürt? Müsste er die immensen magischen Kräfte, die hier zweifellos freigesetzt wurden, um diesen grotesken Effekt zu erzeugen, nicht wahrnehmen?«
»Vielleicht besitzt er keinen Sinn, der dafür ausgebildet wäre«, sagte Magolas grübelnd. »Und das scheint auch für die anderen Elben dieser Stadt zu gelten. Ich bin überzeugt, dass sie sonst an unserer Seite stehen würden.«
»Aber gesucht hast du deinen Bruder nicht?«
»Ich war in seinen Gemächern. Sie waren so verlassen wie alle anderen Bereiche dieser Burg, Vater.«
Der König atmete tief durch. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass nur wir beide – Magolas und ich – von der Seelenfinsternis befallen sind!, überlegte er. Das scheint uns für die Wahrnehmung dieser Sphäre besonders empfänglich zu machen.
Keandir blickte wieder über die Zinnen zu den Reitern. Sie näherten sich mit einer übernatürlich großen Geschwindigkeit.
Kein gewöhnliches Pferd konnte sich so schnell fortbewegen, selbst die besten Pferde aus elbischer Zucht nicht. Nicht einmal die Zentauren des Waldreichs hätten mit den Schattenreitern mithalten können. Und ihre Geschwindigkeit schien noch zuzunehmende näher sie der Stadtmauer kamen.
»Wir werden uns ihnen zum Kampf entgegenstellen müssen«, war Magolas überzeugt. »Wir beide – ganz allein.«
Keandir zog sein Schwert Schicksalsbezwinger. »Es wäre nicht der erste scheinbar aussichtslose Kampf, den ich bestehe«, sagte er. »Und wenn du dereinst mein Nachfolger werden solltest, wirst du das vielleicht auch von dir sagen können…«
»Bis dahin werden noch Zeitalter vergehen, Vater.«
Keandir hatte damit einen wunden Punkt angesprochen. Aber Magolas verspürte in diesem Moment keine Neigung, darüber zu sprechen. Nun ging es darum, die akute Gefahr abzuwehren, alles andere hatte zurückzustehen.
Die Schar der Reiter erreichte eines der äußeren Stadttore von Elbenhaven. Es war geschlossen, so wie es eigentlich in der Nacht üblich war, während die Tore am Tage normalerweise offen standen. Aber es standen keine Wachen in der Nähe.
Eine unsichtbare Kraft sprengte das Tor einfach auseinander.
Die Torflügel wurden aus ihren Halterungen gerissen. Der Elbenstahl, aus dem die riesigen Scharniere bestanden, brach, als würde es sich um morsches Holz handeln. Ein Dutzend Schritte flogen die Torflügel durch die Luft, und die unheimlichen Reiter strömten ins Innere der Stadt.
Keandir und Magolas beobachteten sie noch immer von der Wehrmauer des inneren Burghofs aus. Der Elbenkönig war überrascht darüber, wie viele es waren. Aus der Ferne hatte die Gruppe kleiner gewirkt. Aber das war offenbar eine Täuschung gewesen.
Und noch etwas fiel ihm auf: Nur einer dieser Reiter hatte die Größe eines ausgewachsenen Elben- oder Rhagar-Mannes.
Magolas erkannte in ihm den Axtkrieger wieder, dem er bereits begegnet war, was er Keandir auch sagte. Bei den anderen Mitgliedern dieses Reitertrupps handelte es sich um gedrungene, gnomenhafte Gestalten, von denen jeweils zwei oder gar drei auf einem der gewaltigen Kaltblüter hockten. Ihre Äxte waren nicht weniger groß als die des hochgewachsenen Kriegers, und dadurch wirkten sie im Vergleich zu den untersetzten Körpern der Gnome noch sehr viel monströser.
Nichtsdestotrotz schwangen sie diese Waffen mit einer Behändigkeit, deren Ursache kaum in einer besonderen Leichtigkeit des Materials liegen konnte oder in einer besonderen Art und Weise, wie diese Waffen ausbalanciert waren. Da musste Magie im Spiel sein. Die Gnomenreiter waren mit einer Kraft ausgestattet, die in völligem Gegensatz zu ihrer kleinwüchsigen Gestalt stand.
Ebenso wie der große Axtkrieger, der sie anführte, trugen sie tief ins Gesicht gezogene Kapuzen, unter deren Schatten kein Lichtstrahl drang.
»Gnomenhafte Kreaturen!«, murmelte der Elbenkönig. »Wir haben uns immer gefragt, was wohl aus Xarors legendärem Volk der Sechs Finger geworden ist…«
»Und nun könnten wir eine erste Antwort auf diese Frage erhalten«, glaubte Magolas. Er zog nun ebenfalls sein Schwert, dann eilten der König und er die Treppe des Wehrgangs hinunter in den Inneren Burghof.
Unten angekommen, sagte Magolas plötzlich: »Ich ahne, weshalb die Reiter gekommen sind.«
»So?« Keandir blieb stehen und schaute seinem Sohn in die nachtschwarzen Augen.
»Ich
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