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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bin überzeugt davon, dass auch Ihr es ahnt, Vater«, erklärte Magolas. »Es sind die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers, die diese Kreaturen hergelockt haben. Da würde ich jede Wette eingehen.«
    »Und was schlägst du vor? Sollen wir sie ihnen freiwillig aushändigen, um sie günstig zu stimmen? Das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Nein«, widersprach Magolas, »wir sollten die Magie dieser Stäbe nutzen, um diese Kreaturen zu bekämpfen, Vater! Ich fürchte nämlich, dass auch noch so gute Schwerter aus Elbenstahl nicht ausreichen, um diese Angreifer abzuwehren –
    selbst wenn wir eine ganze Kompanie von Kriegern zur Verfügung hätten und die Burgwache auf ihrem Posten wäre.«
    »Das kommt nicht in Frage!«, sagte Keandir.
    »Aber warum nicht?«, rief Magolas erstaunt. »Wir befinden uns in einer so außergewöhnlichen Situation, Vater! Dies ist ein Angriff mit magischen Mitteln, und wir werden ihm mit Magie begegnen müssen!«
    »Nein!« Keandirs Erwiderung klang entschieden und endgültig. Der Elbenkönig sah das Befremden in den Zügen seines Sohnes, der offenbar nicht verstehen konnte, weshalb sich sein Vater so sehr dagegen sträubte, die Stäbe aus dem Verlies zu holen, in welchem er sie nun schon so lange verschlossen hielt.
    »Ich weiß, was Ihr befürchtet, Vater…«
    »So? Wirklich?«
    Magolas nickte. »Ihr denkt, dass sich die finstere Magie dieser Stäbe mit der Dunkelheit in unseren Seelen verbindet und uns fortan beherrschen wird.«
    Keandir hob die Augenbrauen. »Willst du diese Gefahr denn etwa abstreiten, mein Sohn?«
    »Natürlich nicht, aber…«
    »Ist es nicht so, dass du schon vor der Tür des Verlieses gestanden hast und der Versuchung, das Schloss und den Schutzzauber zu brechen, kaum widerstehen konntest?«, fragte Keandir streng.
    Eine Falte bildete sich auf Magolas’ Stirn. »Wer hat Euch das verraten, Vater? Prinz Sandrilas, der mich in den Gewölben antraf?«
    »Das brauchte mir niemand zu verraten, Magolas. Wir sind geistig eng miteinander verbunden, und ich kenne dich gut, vielleicht sogar besser als du dich selbst.«
    Magolas’ Züge verkanteten. Harte Linien bildeten sich in seinem Gesicht. Linien, die dieses Gesicht dem seines Vaters nur noch ähnlicher machten, denn sie verliefen an beinahe den gleichen Stellen und verzweigten oder trafen sich auf die gleiche charakteristische Weise.
    Keandir kam nicht mehr dazu, seine Entscheidung zu verteidigen, denn die Reiter hatten das äußere Burgtor passiert.
    Die Hufe ihrer riesigen Pferde donnerten über den gepflasterten Untergrund, und die Reiter strebten auf das offen stehende Tor zum Inneren Burghof zu. Einen kurzen Moment lang hatte König Keandir erwogen, es zu schließen, war aber dann zu dem Schluss gelangt, dass dies nichts bringen würde; die Magie der Schattenreiter hätte es ebenso gesprengt wie das andere Tor zuvor.
    Wenig später preschten die ersten Reiter in den Inneren Burghof. Fünfzehn oder sechzehn Pferde waren es, die meisten davon mit zwei bis drei gnomenhaften Axtkämpfern besetzt.
    Der hochgewachsene Axtkrieger schien ihr Anführer zu sein.
    Er streckte die rechte behandschuhte Pranke aus, in der er die riesenhafte Waffe hielt, woraufhin der gesamte Trupp die Gäule zügelte und sie zum Stehen brachte.
    Keandir sah nun in aller Deutlichkeit die sechs Finger an der Hand seines Gegenübers, mit der dieser den Stiel seiner Axt umklammert hielt, und sofort dachte er an jenen Albtraum, der ihn schon so lange quälte. Schlaglichtartig sah er die Bilder und Szenen dieses schrecklichen Traums vor seinem inneren Auge.
    Eine sechsfingrige Hand legt sich um den Beutel mit den Elbensteinen. Triumphierend hallt ein Lachen zwischen den kalten, modrigen Wänden einer von flackerndem Licht erhellten Höhle wider.
    Ein Lachen, das sich verwandelt in…
    Schaudern.
    Eisiges Schaudern und das Gefühl, dass der modrige Gestank unvorstellbaren Alters den Atem raubte.
    Als ob sich der faulige Todeshauch des Augenlosen Sehers durch das Felsgestein Naranduins geätzt hätte und vom Nordwind bis Elbenhaven geweht worden wäre!
    Keandir senkte ein wenig die Klinge Schicksalsbezwingers, steckte das Schwert aber nicht zurück in die Scheide. Die Pferde formierten sich in einem Halbkreis um die beiden Elben. Sie waren Schlachtrössern gleich gerüstet: Panzerplatten schützten ihre Körper, und manche trugen auf der Stirn eine Platte mit einem eingelassenen Metalldorn.
    Der hochgewachsene Axtkrieger stieß ein paar dumpfe, grollende

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