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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Laute hervor. Sie erinnerten Keandir an die Sprache des Augenlosen Sehers, aber es fehlte die sofortige Übersetzung durch eine geisterhafte Gedankenstimme, wie es beim Seher der Fall gewesen war.
    Der Axtkrieger gab offenbar Befehle an seine Truppe. Auch an den Händen der Gnome befanden sich jeweils sechs Finger, wie Keandir feststellte. Mit dem Volk der Gnome, das im Land Hocherde siedelte, hatten die Elben kaum Kontakt. Lediglich Lirandil der Fährtensucher kannte es näher, da er Hocherde eingehender besucht und dabei auch in Berührung mit dem in verschiedene Stämme gegliederten Gnomenvolk gekommen war. Darüber hatte Lirandil bereits vor langer Zeit ein Buch geschrieben, das in der großen Bibliothek von Elbenhaven stand, und Abschriften waren in den Bibliotheken von Siranee in Nord-Elbiana und Tiragond in Mittel-Elbiana zu finden. In dieser Schrift, die König Keandir eingehend studiert hatte, waren die Gnome genau beschrieben worden, und zudem hatte Lirandil ihre körperlichen Merkmale auch noch in sehr detaillierten Zeichnungen festgehalten, so wie er auch den von ihm bereisten Teil Hocherdes für die Elbenheit erstmals kartografiert hatte. Aber diese Gnome hatten keine sechs Finger; dies wäre Keandir sofort ins Auge gestochen und ihm Warnung gewesen. Offenbar gab es keine Verbindung zwischen diesen Gnomen und dem Volk der Sechs Finger, das der Augenlose Seher als sein eigenes und das seines Bruders bezeichnet hatte.
    Die Gnome rutschten von den Rücken der Reittiere und schwangen ihre Streitäxte. Kein Laut war zu hören, und auch die im Verhältnis zu ihrer Körpergröße gewaltigen Äxte durchschnitten lautlos die Luft; man hätte meinen können, dass sie keinerlei Gewicht hatten.
    Dreißig bewaffnete Gnome – auch wenn sie den beiden Elben, die ihnen gegenüberstanden, körperlich unterlegen sein mochten, zumindest von der Größe her, so war ihre Übermacht doch erheblich.
    Doch statt die beiden Elben zu attackieren, schwärmten sie aus. Dabei bewegten sie sich mit einer schier unglaublichen Schnelligkeit; selbst ein Elb hätte Schwierigkeiten gehabt, ihnen zu folgen. Einige von ihnen drangen in die Gebäude ein, offenbar um sich dort umzuschauen.
    »Was wollt Ihr, Fremder?«, rief Keandir dem hochgewachsenen Axtkrieger entgegen, der seine Gnome, so schien es, nach irgendetwas suchen ließ. »Ruft Eure Schergen zurück, oder ich werde ihnen beibringen, wer auf Elbenhaven der Herr ist!«
    Der Axtkrieger ließ einen Laut hören, der an ein dröhnendes Lachen erinnerte. Keandir versuchte, mit seinen Blicken die Finsternis unter der Kutte zu durchdringen und dort irgendetwas zu erkennen. Aber das gelang ihm nicht, so sehr er sich auch anstrengte.
    Wieder erhob sich die Stimme des Axtkriegers. Er sprach in seinem eigenen Idiom, aber diesmal vernahm Keandir auch eine Gedankenstimme, die ihm die Worte übersetzte. Bei Magolas war es ähnlich. Sein überraschtes Gesicht verriet dies.
    »Lasst geschehen, was geschehen muss«, sagte der Axtkrieger.
    »Wer bist du?«, fragte Keandir. »Der Bote meines neuen Schicksals – oder nur ein Meuchelmörder, der es geschafft hat, mich mit Hilfe starker Magie von meinen Getreuen zu separieren?«
    Der Axtkrieger murmelte etwas, das wie ein Befehl klang und offenbar nur für die Gnome bestimmt war; jedenfalls wurde es für Keandir und Magolas nicht mit Hilfe der Gedankenstimme übersetzt.
    Die verbliebenen Gnome griffen in diesem Moment an. Sie stürzten sich im halben Dutzend auf den Elbenkönig und seinen Sohn, droschen mit ihren Äxten und Schwertern auf Keandir und Magolas ein, und die beiden Elben wurden mit einer so schnellen Folge von Hieben eingedeckt, dass sie zunächst einmal zurückweichen mussten.
    Groteskerweise war auch bei diesem Kampf nicht das Geringste zu hören. Kein Klirren der Waffen, kein keuchender Atem, kein Aufstampfen der Füße auf dem gepflasterten Boden des inneren Burghofs.
    Keandir hieb einem der Angreifer die Arme mit zwei dicht aufeinanderfolgenden Schwerthieben ab. Ein weiterer Hieb teilte den Gnom senkrecht in zwei Hälften. Der Elbenstahl Schicksalsbezwingers ging glatt durch Haut, Fleisch und Knochen des Gnomen; Keandir spürte nicht den Hauch von Widerstand.
    Für einen Todesschrei hätte der Gnom wohl gar keine Zeit mehr gehabt, dennoch fragte sich Keandir, ob er überhaupt in der Lage gewesen wäre, einen auszustoßen. Denn nicht nur, dass die Gnome keine Geräusche verursachten, auch ansonsten waren sie vollkommen still. Nicht ein

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