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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Manufaktur gehörte. Dort stiegen sie die spiralförmig verlaufende Treppe hinauf. Als sie oben an den Zinnen standen, war der Ausblick noch überwältigender als ohnehin schon vom »Elbenturm« aus, wie das gesamte Massiv genannt wurde. Schroffe Felswände fielen zum Teil mehrere hundert Meter steil ab. Thamandor deutete auf einen Gesteinsbrocken auf einem der benachbarten, weniger steilen Hänge. Wie achtlos von einem Riesen hingeworfen sah er aus.
    »Seht Ihr den Felsen dort? Ich werde Euch zeigen, was diese Waffe vermag!«
    »Ich bin gespannt!«
    »Vergebt mir, sollte ich mich noch nicht als perfekter Schütze erweisen, mein König. Ich habe meine Kraft der letzten Jahre in die Entwicklung dieser Waffe gesteckt und hatte kaum Zeit, mich in ihrer Handhabung zu üben.«
    »Hauptsache, Ihr trefft nicht irgendetwas, das Ihr nicht zu treffen beabsichtigt.«
    »Keine Sorge.«
    »Und ich hoffe auch, es ist ungefährlich, beim Einsatz dieser Waffe neben dem Schützen zu stehen, werter Thamandor.«
    »Auch in dieser Hinsicht kann ich Euch beruhigen, mein König.«
    Der Waffenmeister legte den Flammenspeer an, zielte und betätigte den Abzug. Ein schnurgerader Feuerstrahl schoss aus der sich trichterförmig verengenden Mündung und war so grell, dass er in den empfindlichen Elbenaugen schmerzte.
    Thamandor traf zielsicher den Felsbrocken, der in tausend Teile zertrümmert wurde und mit lautem Krachen auseinanderflog.
    »Beeindruckend«, gab König Keandir zu.
    »Eine Kompanie Krieger mit diesen Waffen – und wir werden weder Rhagar noch Trorks zu fürchten haben!«
    »Vorausgesetzt Ihr habt immer genug von dem Pulver, das Ihr mittels des Steins des Magischen Feuers herstellt«, gab Keandir zu bedenken.
    »Das ist allerdings wahr. Doch ich erklärte Euch ja, dass wirklich nur ganz winzige Mengen der Substanz für diese Waffe vonnöten sind. Das daraus gewonnene Pulver habe ich darüber hinaus mit einigen Ingredienzien vermengt, die ich auch für das magische Gift verwende, das in den Bolzen meiner Einhandarmbrüste enthalten ist – und siehe da, ich konnte die Wirkung noch optimieren.«
    »Aber irgendwann wird der magische Stein, den Ihr von Naranduin mitgebracht habt, aufgebraucht sein, oder nicht?«
    »Das ist allerdings richtig«, gab Thamandor zu. »Dann wird jemand auf die Insel des Augenlosen Sehers zurückkehren müssen, um mehr von diesen Steinen zu holen.«
    »Das ist ein Ort, den niemand mehr betreten sollte, wenn Ihr mich fragt, werter Thamandor«, erklärte König Keandir, und sein Gesicht verfinsterte sich dabei.
    Thamandor erkannte, dass auf einmal ein besonderer Ernst den König ergriffen hatte. Angesichts dessen, was sich auf der Insel Naranduin seinerzeit zugetragen hatte, war das auch durchaus verständlich. Aber aus Thamandors Sicht war dieses Kapitel abgeschlossen, zumindest was den Augenlosen Seher betraf, der von Prinz Sandrilas erschlagen worden war, während König Keandir den Feuerbringer besiegt hatte. Der Bann, der bis dahin auf der Insel gelegen hatte, war damit aufgehoben gewesen, und es war den Elben möglich gewesen, zum zwischenländischen Festland zu segeln; keine magischen Winde hatten die Schiffe der Elben mehr daran gehindert.
    »Ich sehe keinen Grund, weshalb wir uns vor einer Rückkehr zu dieser Insel fürchten oder sie scheuen sollten, mein König«, sagte Thamandor. »Jedenfalls dürfte es keine unlösbare Aufgabe darstellen, den geflügelten Affen, die die Höhlen dort bevölkern, ein paar dieser Steine abzujagen. Diesmal wären wir auch auf diese Gefahr vorbereitet.« Thamandor hob den Flammenspeer. »Und wer weiß, vielleicht beeindruckt sie der Einsatz dieser Waffe ja so sehr, dass wir gar nicht mehr zu kämpfen bräuchten.«
    »Ja, das ist natürlich möglich«, murmelte König Keandir, doch er wirkte abwesend, als wären seine Gedanken ganz woanders. Womit sie sich im Moment beschäftigten, war für den Waffenmeister ein Rätsel. Aber er kannte den König schon lange genug, um sich über dessen nachdenkliche Art nicht weiter zu wundern. Allerdings… dieser Hang zur Grübelei war seit der schweren Verwundung, die König Keandir in der Schlacht an der Aratanischen Mauer erlitten hatte, stärker geworden, wie Thamandor glaubte. »Ich zähle auf Euch, wenn ich gegen die Trorks ziehe, Waffenmeister.«
    »Aber gewiss doch.«
    »In spätestens einem Monat brechen wir auf.«
    »So kurzfristig?«
    »Haltet Euch bereit.«
    »Ja, mein König.«
    Einen Monat später ließ König Keandir

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