Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
fort, machte kurz in dem auf der nieder-elbianitischen Seite des Nur gelegenen Flusshafen Minasar Halt. Die imposante, mit Hilfe von Reboldirs Zauber erschaffene Brücke überspannte bei Minasar noch immer den Fluss und schuf die wichtigste Verbindung nach Nuranien.
Weiter flussabwärts war der Strom einfach zu breit, um ihn mit einer Brücke überspannen zu können – selbst mit noch so viel magischer Unterstützung nicht.
Keandir wurde fast etwas melancholisch, als er diesen riesigen Bau sah, den sein Sohn Andir mit Hilfe einer großen Zahl weiterer Magier und Schamanen hatte materialisieren lassen. Die Brücke von Minasar und die Aratanische Mauer –
beides waren Beispiele dafür, was der elbische Geist in Höchstform vermochte.
Aber Keandir war sehr wohl bewusst, dass es angesichts der grassierenden spirituellen Schwäche nicht absehbar war, wann die Magie der Elben das nächste Mal Bauwerke von dieser Kühnheit in die Welt setzen würde.
Vielleicht werden wir so etwas schon bald nur noch als Monumente der Vergangenheit bewundern können!, ging es dem Elbenkönig durch den Kopf.
Und ebenso traurig machte ihn der Gedanke daran, dass sein Sohn Andir sich aus der baulichen wie politischen Gestaltung so gut wie völlig zurückgezogen hatte.
Einen Tag später ging es dann weiter nach Norden. Der Fluss war auch von Minasar stromaufwärts noch breit genug, um gegen den Wind kreuzen zu können, sodass die Ruderriemen kaum gebraucht wurden. Schließlich erreichten sie Siras, wo der Nur die Grenze zwischen Elbiana und dem Waldreich bildete. Auch dort legten sie an, um Vorräte aufzunehmen und vor allem, um Neuigkeiten zu erfahren.
Der Handel mit den Zentauren des Waldreichs blühte, seit die Elbenkrieger dafür sorgten, dass zumindest deren westliche Gebiete gegen die Trorks gesichert waren. Allerdings unterstützten die Elbenkrieger aus Siras die Zentauren nur im Notfall mit dem Schwert in der Hand. Ihre eigentliche Hilfe bestand vielmehr darin, dass sie den Waldbewohnern gezeigt hatten, wie man Befestigungen errichtete, um das Land besser verteidigen und überwachen zu können. Zumindest bei einem schmalen Streifen am Ostufer des Nur war dies gelungen.
»Möglicherweise ist das ein Grund dafür, dass sich die Trorks nun nach Norden wenden«, meinte Thamandor, als er mit Keandir und Siranodir mit den zwei Schwertern an Bord der »Tharnawn« darüber sprach. »Die Trorks verhalten sich wie ein Gas oder eine Flüssigkeit; sie wenden sich immer dorthin, wo sie am wenigsten Widerstand finden.«
»Vielleicht war es aber auch ein Fehler, das Einflussgebiet des Elbenreichs auf Nordbergen und Meerland auszudehnen und die nördlichen Herzogtümer zu gründen«, befürchtete Keandir. »Mir ist bewusst, dass dies nicht mehr rückgängig zu machen ist, aber es könnte sein, dass es auf Dauer einfach unsere Möglichkeiten übersteigt, diese Gebiete zu verteidigen.«
»Ich möchte das Gesicht von Herzog Isidorn und seinem Sohn Asagorn sehen, wenn Ihr ihnen dies sagt«, sagte Siranodir nicht ganz ernst. »Ich denke, es liegt einfach in der Natur der Elben, sich zu vereinzeln und dadurch große Gebiete relativ dünn zu besiedeln.«
»Man sollte an den Grenzen der nördlichen Herzogtümer ebenfalls Rhagar ansiedeln«, schlug Thamandor vor. »Und damit man die nicht erst mühsam zu zivilisierten Wesen erziehen muss, sollte man sie gleich in Nuranien oder Elbara anwerben, denn die Rhagar dort sind es gewöhnt, unter Elben zu leben.«
Von Siras aus floss der Nur geradewegs nach Norden. Er war immer noch so breit, dass man selbst bei niedrigem Wasser kaum die Ufer sehen konnte, wenn man sich in der Mitte des Flusses hielt. Sowohl an der elbianitischen als auch an der zentaurischen Seite war eine Vielzahl von kleineren Siedlungen entstanden, und hin und wieder begegneten der Flotte Schiffe beiderlei Rassen.
»Wir können wohl von Glück sagen, dass die Trorks wasserscheu sind«, äußerte Siranodir mit den zwei Schwertern einmal gegenüber Kapitän Garanthor. »Sonst hätten wir noch sehr viel mehr Ärger mit ihnen.«
»Wie ich hörte, gibt es im Osten des Waldreichs auch einen Fluss, und der bildet die Grenze nach Wilderland«, sagte der Kapitän.
»Aber der ist gewiss nicht so breit wie der Nur«, entgegnete Siranodir.
Die acht Schiffe des Elbenkönigs erreichten schließlich den Quellsee des Nur; dahinter erhoben sich majestätisch die schneebedeckten Gipfel des Hochlands von Nordbergen. Am Fuß dieser Berge lag die Stadt
Weitere Kostenlose Bücher