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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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verschieden.
    Wir Zentauren halten nichts davon, unsere Kinder zu lange von der Realität des Lebens fernzuhalten und sie zu verzärteln.«
    »Und darum erzählt Ihr ihnen furchtbare Geschichten?«, fragte Merenwé und schüttelte leicht den Kopf. »Tut mir leid, aber dafür fehlt mir jedes Verständnis!« Ein einziges Kind hatte diese elbischgrazile Frau von zeitloser Schönheit, die sich Isidorn zur Gefährtin genommen hatte, großgezogen. Asagorns Kindertage waren allerdings schon lange vorbei, und so hatte sie vielleicht manches in etwas verklärter Erinnerung.
    »Ein Zentaur lebt nicht lange genug, um alle Fehler seiner Erziehung wieder auszugleichen«, erwiderte Sokranos. »In dieser Hinsicht ähneln wir in erschreckender Weise unseren alten Feinden, den Rhagar. Als ob sich die Natur einen makaberen Scherz erlaubt hätte.«
    »Glaubt ja nicht, dass dies bei Elben anders wäre«, mischte sich Keandir ein. »Eine lange Lebensspanne hilft dabei nicht.
    Im Gegenteil. Eigenheiten und Charakterschwächen haben nur länger Zeit, um sich vollends zu entfalten.«
    »Eure Worte trösten mich, König Keandir«, bekannte Sokranos. »So scheint ein verschrobener Charakter der Preis für ein langes Leben zu sein. Was für eine Welt! Vielleicht ist ja an der Auffassung vieler Elben, dass sich die Götter von der Welt der Lebenden längst abgewandt haben, viel mehr dran, als man gern wahrhaben möchte.«
    »Mich würde diese Geschichte interessieren, von der Ihr spracht«, ergriff König Keandir nach kurzer Pause wieder das Wort. »Und da ich nun beim besten Willen kein Kind mehr bin, werdet Ihr mich auch kaum damit erschrecken können, werter Sokranos.«
    Der Zentaur lächelte breit. »Viel gibt es da nicht zu berichten.
    Es geht das Gerücht um, dass die Trorks einen Gott anbeten, den man ›Axtherrscher‹ oder auch ›Der Herr der sechs Finger‹
    nennt.«
    Keandir merkte auf. »Axtherrscher« – mochte damit jene finstere Gestalt gemeint sein, welche die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers geraubt hatte? »Ich dachte, es wäre nie jemandem gelungen, die Sprache der Trorks zu erlernen?«, fragte er erstaunt. »Und dennoch wisst Ihr, wie sie ihren Gott nennen?«
    »Hin und wieder gerieten Zentauren in die Gefangenschaft der Trorks«, erläuterte Sokranos. »Und einigen wenigen gelang die Flucht aus ihrer Gefangenschaft. Manche von ihnen berichteten, dass die Trorks hin und wieder Besuch von einem düsteren Axtkrieger in dunkler Kutte erhielten, den sie wie einen Gott verehrten. Und im Gegensatz zur Sprache der Trorks waren seine Worte für jedermann unmittelbar verständlich – auf eine Weise, die man wohl nur mit Magie erklären kann. Er spricht mit einer Geisterstimme, von der diejenigen, die sie zu hören glauben, behaupten, sie entstünde direkt im eigenen Kopf.«
    Er muss es sein!, dachte Keandir. Der Axtkrieger, der die Zauberstäbe an sich genommen hatte… Sein Interesse war vollends geweckt. Aber er wollte ganz sicher sein. »Ist irgendetwas von dem überliefert, was er den Trorks zu sagen pflegt?«
    »Nur, dass er Gehorsam fordert. Angeblich opfern die Trorks ihre Gefangenen zu seinen Ehren. Und angeblich füllen sich die Augen der Getöteten mit purer Finsternis, sobald das Opferritual vollzogen ist.«
    Die Worte versetzte Keandir einen Stich. Hatte die Finsternis, die in seinem Sohn Magolas und ihm selbst wohnte, weit mehr mit jenen Mächten zu tun, die der Anführer der Axtkrieger repräsentierte, als er bisher hatte ahnen können? War das der eigentliche Grund dafür, dass er so sehr davor zurückgescheut war, eine Expedition auszurüsten, um diese mysteriöse Gestalt zu suchen?
    Stell dich den Dingen, die du fürchtest. Hast du nicht auf diese Weise schon einmal die Herrschaft über dein Schicksal und das der Elben gewonnen?
    Eine Stimme. Eine Stimme in seinem Kopf, von der ihm einerseits bewusst war, dass es sein eigenes Selbst war, und die doch so fremd klang. Es war die Stimme jenes Keandir, der todesmutig in die Schlacht an der Aratanischen Mauer gezogen war. Die Frage, ob er noch derselbe war, hatte der Elbenkönig für sich noch nicht abschließend beantwortet.
    Keandir versuchte das gedankliche Chaos in ihm wieder zu ordnen. Er wandte sich an Sokranos. »Und diesen
    ›Axtherrscher‹, den die Trorks verehren, nennen sie auch den
    ›Herrn der sechs Finger‹?«, hakte er nach. »Das heißt, dass er selbst sechs Finger an jeder Hand hat?«
    Sokranos nickte. »So ist es.«
    »Und ritten in seiner

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