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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vollkommen aus, um zumindest aus kürzerer Distanz jeden Harnisch zu durchdringen. Die Schiffe von König Keandirs Flotte hielten jedoch reichlich Nachschub an Bolzen mit magischem Gift bereit. »Thamandors Pfeile« nannte man sie unter den Kriegern.
    Davon abgesehen standen an den Mauern der Stadt Turandir eine Vielzahl von relativ kleinen, mannsgroßen und sehr gut zu justierenden Katapulten bereit, die je nach Modell vergrößerten Versionen einer Armbrust ähnelten oder mit Hilfe raffinierter Schleudermechanismen Gesteinsbrocken, Bleikugeln oder heißes Pech auf angreifende Gegner zu schleudern vermochten. Diese ausgeklügelten Verteidigungsanlagen sollten die zahlenmäßige Unterlegenheit der Elben ausgleichen.
    Herzog Isidorn berichtete Keandir außerdem, dass er das Gelände um die Stadtmauern herum von den Magiern der städtischen Gilde mit Schutzzaubern hatte sichern lassen. Bei den ersten Vorstößen der Trorks hatten sich diese Schutzzauber – mit denen im Übrigen auch sämtliche inzwischen von den Invasoren überrannten Grenzposten gesichert gewesen waren – als sehr wirksam erwiesen. »Der Geist der Trorks hat sich im Allgemeinen als schwach und gut lenkbar erwiesen. Sobald sie in ein Areal gerieten, das mit den Schutzzaubern belegt war, verloren sie ihr eigentliches Ziel aus den Augen und kehrten einfach um.«
    »Aber das hat sich geändert?«, fragte der Elbenkönig. Es war inzwischen schon spät in der Nacht. Alle außer dem Herzog und seinem König hatten sich längst zu Bett begeben –
    darunter sowohl Isidorns Gattin Merenwé als auch Waffenmeister Thamandor und Siranodir mit den zwei Schwertern. Botschafter Sokranos hatte noch etwas länger ausgehalten und sich erst nach dem Genuss eines vollen Weinkruges schließlich entschuldigt und zurückgezogen.
    »Ja, bei weiteren Angriffen zeigten die Schutzzauber auf einmal keinerlei Wirkung mehr«, erklärte Isidorn. »Einzelne Trork-Gruppen gelangten bis an die Mauern von Turandir und versuchten diese zu überklettern. Manchmal laufen sie einfach ein Stück die Wand empor und werfen dann ein Seil, mit dem sie sich hochziehen. Oder sie schwingen sich mit langen Sprunglatten hoch, um über die Mauer zu gelangen.«
    »Dann scheint ihnen eine unsanfte Landung wohl nicht viel auszumachen«, meinte Keandir.
    »Schmerz oder Furcht scheinen sie nicht zu kennen.«
    »Oder die Angst vor jemand anderem ist stärker als Schmerz und jede natürliche Furcht«, murmelte Keandir.
    »Ihr meint damit diesen geheimnisvollen Axtkrieger und seine gnomenhaften Helfershelfer, von denen Ihr mir berichtet habt«, schloss Herzog Isidorn.
    »Gewiss. Vielleicht war diese unheimliche Gestalt in der Lage, die schwachen Geister dieser Kreaturen zu stärken, sodass die Schutzzauber sie nicht mehr verwirren können«, glaubte König Keandir. »Vielleicht war er in der Lage, aus der bis dahin sinnlosen Existenz dieser Wesen ein Werkzeug zu schmieden. Nein«, berichtigte er sich, »kein Werkzeug – eine Waffe!«
    »Was Ihr sagt, klingt beängstigend, mein König.«
    »Aber Nordbergen hat einen Herzog, der nicht vor der Gefahr erstarrt, sondern ihr mutig begegnet.«
    Isidorn verneigte sich leicht. »Ich danke Euch, mein König.«
    Keandirs Augen verengten sich. Sein Gesicht wurde zu einer Maske. Er wollte verhindern, dass sich irgendetwas von dem, was er fühlte, in seinen Zügen widerspiegelte, denn er wusste nur zu gut, dass sein Lob hinsichtlich Herzog Isidorns zurzeit nicht der Realität entsprach. Nach kurzer Pause sagte er: »Die Magie, über die diese Kreatur verfügt, den die Trorks den
    ›Axtherrscher‹ oder den ›Herrn der sechs Finger‹ nennen, kann es ganz gewiss mit der unseren aufnehmen – wenn sie ihr nicht sogar überlegen ist.«
    Isidorn blickte auf. »Das wäre eine mögliche Erklärung für das, was sich zurzeit in diesem Teil des Zwischenlands abspielt.«
    Keandir ballte die Hände zu Fäusten. Eine Geste, die in seinem Fall mehr dem Wunsch nach Entschlossenheit entstammte als deren tatsächlichem Vorhandensein. »Ich werde sobald wie möglich eine Expedition in die von den Trorks besetzten Gebiete unternehmen. Mit Thamandors neuer Waffe werden wir uns nicht zu fürchten brauchen.«
    Der Regen ließ nach, aber der Sturm blies mit unverminderter Heftigkeit.
    Es war zwei Stunden nach Mitternacht, als Hornsignale davon kündeten, dass Trorks in die Stadt eingedrungen waren.
    In allen Städten der Elben galten dieselben festgelegten Signale bei den Kriegern, und

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