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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wandelhallen von Burg Elbenhaven vorfand. Die Säulen und Rundbögen waren von den besten Bildhauern Elbianas mit Szenen der elbischen Geschichte verziert worden, und an der kuppelartigen Decke war ein riesiges Gemälde zu sehen.
    »Halle der vier Sphären« wurde dieser Raum genannt, denn auf dem Deckengemälde wurden die vier Sphären dargestellt, die den Elben zugänglich waren oder zumindest in der Vergangenheit zugänglich gewesen waren: die Sphäre der Lebenden, die der Namenlosen Götter, die Sphäre der Eldran und jene der Maladran. Ein Abbild des Polyversums, so wie es sich die Elben vorstellten. Ein dunkler Punkt im Zentrum symbolisierte all jene Sphären, zu denen bisher noch kein Elb Verbindung gehabt hatte.
    Licht fiel auf eine einzigartige und sehr eigentümliche Weise durch hohe, kunstvoll bemalte Fenster in die »Halle der vier Sphären«. Es brach sich in die Farben des Regenbogens, sodass die Halle in einem farbigen Glanz erschien, wie er sonst an keinem anderen Ort zu finden war. Fast ein Jahrhundert hatten elbische Künstler daran gearbeitet, das Licht auf diese Weise einzufangen. Ein Kunstwerk, das sich je nach Wetter, Bewölkung und Tageszeit stark veränderte. Alles befand sich im Fluss, alles unterlag den ewigen Gesetzen der Veränderung.
    Das war es wohl, was letztlich die Aussage war, die hinter all dem stand und die von den Schöpfern dieser Halle versinnbildlicht werden sollte: Chaos in der Ordnung und Ordnung im Chaos, Licht in der Finsternis und Harmonie in der wechselnden Dissonanz verschiedener Farben –
    Widersprüche, die sich für den Betrachter aus weiter Ferne auflösten und ihre Bedeutung verloren.
    Magolas drehte sich zur Königin herum. »Mutter!«
    »Ich spreche schon seit einer ganzen Weile zu dir, aber du scheinst mich nicht gehört zu haben.«
    »Dies ist ein Ort, an dem man sehr leicht den Bezug zum Hier und Jetzt verliert«, wich Magolas aus. »Die Gedanken gehen einfach ihre eigenen Wege, schweben davon und entschwinden in den drei höheren Sphären, Mutter.«
    »Dazu ist diese Halle da, Magolas.«
    »Ja, das ist wahr…«
    Ruwen trat näher. Ihr Gewand aus raschelnder Elbenseide umfloss ihren grazilen, wohlgeformten Körper auf eine Weise, dass man glauben mochte, es sei ein Teil von ihr. Die Königin blieb stehen und schaute ihrem Sohn in die Augen.
    Magolas erwiderte ihren Blick. Suchte sie die Finsternis in seinen Augen? Wenn seine Mutter ihn ansah, war das immer sein erster Gedanke. Der Gedanke eines Mannes, der sich gewiss war, dass etwas mit ihm nicht so war, wie es sein sollte.
    »Ich sagte vorhin, dass sich Sarámwen nach dir erkundigt hat, Magolas.«
    »Es ist mir nicht entgangen, dass Siranodirs Tochter gewisse Interessen mir gegenüber hegt«, sagte Magolas, und ein leicht mürrischer Unterton lag in seiner Stimme.
    »Sie wäre gewiss eine gute Gefährtin.«
    »Für jeden anderen Elbenprinzen vielleicht«, widersprach Magolas, »aber nicht für mich. Sie sollte sich keinen falschen Hoffnungen hingeben. Sie verschwendet nur ihre Zeit.«
    Ruwen lächelte. »Sie ist eine Elbin«, sagte sie. »Und für Elben ist es nicht so wesentlich, ob und wie viel Zeit sie verschwenden, denn sie haben mehr davon, als die meisten von ihnen durchleben können. Brass Elimbor war der Einzige, den ich kannte, der seine Zeit nahezu bis zur Neige auskosten konnte.«
    Ein mattes Lächeln umspielte daraufhin auch Magolas’
    Lippen.
    »Im Prinzip kann ich Euch nicht widersprechen, nur die Schlussfolgerung, die Ihr zieht, halte ich für falsch.«
    »Von welcher Schlussfolgerung sprichst du?«
    »Von der Ansicht, dass es angeblich nichts ausmacht, wenn ein Elb seine Zeit verschwendet. Da bin ich entschieden anderer Ansicht.«
    »Das steht dir frei, Magolas.«
    »Wirklich?«
    Da war ein Unterton in Magolas’ Worten, der Ruwen nicht gefiel und ihr Sorgen machte. Sie glaubte zu wissen, worauf ihr Sohn damit anspielte – und bis zu einem gewissen Grad konnte sie ihn sogar verstehen. »Es ärgert dich, dass du auf Burg Elbenhaven bleiben musst, um deinen Vater zu vertreten, nicht wahr?«
    »Habe ich mich bisher beklagt?«, fragte Magolas.
    »Nein. Doch ich weiß, dass es nicht einfach ist, die Erwartungen zu erfüllen, die man an den Sohn des Königs stellt.«
    Magolas senkte den Blick und sagte leise: »Es ist nicht nur das, Mutter.«
    Sie berührte ihn sanft am Arm. »Was ist es dann, Magolas?
    Sag es mir.«
    Er schaute wieder auf. »Ich deutete es mit meinen Worten eben an, Mutter: Ich

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