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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dieser besonderen Pulvermischung hatte er inzwischen den Namen
    »Naranduinitisches Steingewürz« gegeben. Den gesamten Vorrat davon trug er bei sich – bis auf eine Unze, die in einem besonders gesicherten Behälter in der Manufaktur aufbewahrt wurde. Falls ihm etwas zustieß, konnten seine Nachfolger vielleicht damit weiterarbeiten.
    »Mit anderen Worten, Ihr wisst nicht, ob Eure Waffe überhaupt in der Lage ist, die Angreifer aufzuhalten?«, fragte Isidorn aufgebracht.
    »Mit einer so großen Zahl von Gegnern hat niemand von uns rechnen können«, verteidigte sich Thamandor. »Aber ich werde mein Bestes tun.« Er sondierte kurz die Lage und ließ den Blick schweifen. »Ich werde versuchen, den größtmöglichen Eindruck auf unsere Feinde zu machen«, erklärte er und steckte dann die Hand in Richtung der Berghänge aus, die sich nördlich der Trork-Scharen von Westen nach Osten erstreckten. »Bestehen irgendwelche Einwände, wenn ich auf die Berghänge dort schieße?«
    »Nein«, antwortete Isidorn, an den die Frage gerichtet gewesen war. »Dort gibt es keine Elbensiedlungen. Die Hänge sind zu schroff. Steil aufragendes Gestein, das abseits der wenigen Pfade niemand zu erklettern vermag.«
    »Vielleicht werdet Ihr einige Stellen in Zukunft als Steinbrüche nutzen können, werter Herzog«, sagte Thamandor mit grimmigem Grinsen, das so gar nicht zu einem Elben passen wollte. Er legte den Flammenspeer an und betätigte den Abzug.
    Ein schnurgerader Strahl schoss mit lautem Zischen durch die Luft und bildete eine Linie bis zu einem bestimmten Punkt an den Hängen. Der Strahl verbreitete ein gespenstisches, fahles Licht, das für einen Moment die Scharen der Angreifer aus der Dunkelheit riss, ebenso wie die Kämpfe, die an mehreren Stellen auf den Wehrgängen der Stadtmauer tobten. Mit einem gewaltigen Knall barst der Fels auseinander, und glühende Brocken flogen durch die Nacht. Etwa zwei Herzschläge lang erhellte der Strahl die Nacht. Dann verlosch er. Thamandor veränderte die Richtung, in die er den Flammenspeer hielt, um ein paar Grad und schoss die Waffe erneut ab. Wieder spannte sich ein pfeilgerader Strahl vom Turm der Burg Turandir bis zu einer benachbarten Stelle an den Steilhängen des nahen Gebirges. Auch dort schien der Berg zu bersten, das Gestein wurde heiß glühend in die Luft geschleudert, und der nachlassende Wind wehte Schwefelgeruch bis zur Stadt.
    Am Fackelschein der Angreifer war deutlich zu erkennen, dass diese Erscheinungen den Vormarsch der Trorks stoppten.
    Das Raunen, welches das allgemeine Kriegsheulen ablöste, war für ein Elbengehör selbst auf dem Turm der Burg nicht zu überhören.
    »Ihr scheint Euer erstes Ziel erreicht zu haben!«, stellte König Keandir fest. »Die Trorks sind beeindruckt.«
    »Aber noch keineswegs beeindruckt genug«, meinte Thamandor. »Sie müssen glauben, dass die Berggeister oder wen auch immer sie dafür verantwortlich machen, die nordbergischen Gipfel zum Einsturz bringen und sie unter deren Geröll begraben wollen.«
    »Ich werde Euch nicht davon abhalten, ihnen noch mehr Respekt einzuflößen«, sagte Keandir. Er wandte sich kurz dem Herzog zu, der das Schauspiel, das sich ihm bot, bisher stumm verfolgt hatte. »Oder gibt es von Eurer Seite her irgendeinen Einwand?«
    »Nein, mein König«, murmelte Isidorn sichtlich bewegt.
    »Mein Kompliment, Waffenmeister Thamandor. Ihr habt aus einem lebensgefährlichen Ding eine Waffe gemacht, die tatsächlich handhabbar erscheint und vor allem nicht ihren Besitzer tötet – oder die, die er zu schützen beabsichtigt.«
    Und doch war diese Waffe nicht so mächtig wie Reboldirs Zauber, der in der Schlacht an der Aratanischen Mauer zum Einsatz gekommen war, ging es Keandir durch den Kopf. Für einen Moment erfüllte ihn tiefe Skepsis, ob die Erfindung des Flammenspeers langfristig ausreichte, um die anhaltende und sogar noch fortschreitende spirituelle Schwäche der Magiergilde und des Schamanenordens kompensieren zu können.
    Thamandor hingegen konzentrierte sich voll und ganz auf den Einsatz seiner Waffe. Wieder und wieder brannte er ihren Feuerstrahl in das Gestein der umliegenden Berge.
    Gesteinsbrocken barsten, und Felsstücke von der Größe eines Pferdegespanns flogen rot glühend durch die Luft.
    Der Vormarsch der Trorks kam endgültig zum Stillstand.
    Hatten zunächst noch Teile der Massen, die Turandir zu stürmen versuchten, ihre Angriffe einfach unbeirrt fortgesetzt und sich nicht um das gekümmert,

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