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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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in meiner eigenen Seele…
    10
    SCHATTEN DER SEELE

    Magolas betrat das dunkle, unterhalb des inneren Burghofs von Elbenhaven gelegene Gewölbe. Der Schein von Fackeln warf flackerndes Licht an die Wände und ließ Schatten einen lautlosen Tanz aufführen. Für Augenblicke hatte Magolas das Gefühl, in eine andere Welt aus schemenhaften Formen eingetaucht zu sein. Er spürte die eigentümliche Aura dieses Ortes und die Faszination, die noch immer von ihm ausging, obwohl die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers gestohlen worden waren.
    Er erreichte die Tür, hinter der sein Vater diese Artefakte einst verwahrt hatte. Der Schutzzauber war gebrochen worden.
    Die Tür war nicht einmal mehr verschlossen, da Keandir selbst diesen Ort gleich nach der Begegnung mit dem Anführer Axtkrieger und seinen gnomenhaften Helfern aufgesucht hatte, um sich davon zu überzeugen, dass die Zauberstäbe wirklich geraubt worden waren.
    Magolas nahm eine Fackel von der Wand und öffnete die Tür. Sie knarrte; die Scharniere waren seit langer Zeit nicht mehr geölt worden. Eine Staubschicht hatte sich auf dem Tisch gebildet, auf dem die Stäbe gelegen hatten. Ihr Abdruck war noch deutlich erkennbar.
    Der Königssohn steckte die Fackel in eine der dafür vorgesehenen Halterungen an der Wand. Ein Luftzug ließ die Flammen etwas stärker flackern. Ein Schauder überkam Magolas. Eine besondere Art von Schauder, wie er sie bisher nur in diesem Gewölbe verspürt hatte. Oft genug hatte er vor der verschlossenen Tür gestanden und sich dieser Empfindung hingegeben, ohne es zu wagen, die verschlossene Tür auch zu öffnen, was trotz des Schutzzaubers durchaus in seiner Macht gestanden hätte.
    Eigenartig, jetzt diesen Raum zu betreten, dachte Magolas und fühlte die Aura jener besonderen Magie, die mit ihnen verbunden war – vor allem mit dem dunklen Teil seiner Seele, das wusste er im Innersten.
    Er schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, brauchte er keinen Spiegel, um zu wissen, dass sie vollkommen von Dunkelheit erfüllt waren und nichts Weißes darin mehr zu sehen war. Er fühlte es.
    Seine Hand berührte den Ort, wo sie gelegen hatten, berührte den Staub und hinterließ einen eigenen Abdruck innerhalb dessen der Stäbe. Eine Empfindung von einer beängstigenden Intensität durchflutete ihn. Ein Gefühl, das er auch in jenem Moment empfunden hatte, als er zusammen mit seinem Bruder zur Insel Naranduin hatte segeln wollen und ihn der unbeschreibliche Drang erfüllt hatte, den Boden dieses mysteriösen Eilandes zu betreten.
    Die Einsicht der Gefahr, die damit verbunden war, hatte ihn davon abgehalten, diesen Wunsch, den er als Junge gehabt hatte, später in die Tat umzusetzen. Denn unter Umständen war es nicht möglich, von der Insel des Augenlosen Sehers zurückzukehren. Niemand wusste, wie es sich zurzeit mit den magischen Kräften verhielt, die dort wirksam gewesen waren.
    Zu glauben, dass sie sich allesamt aufgelöst hatten, seit jenen Tagen, da Keandir den Furchtbringer besiegte und Prinz Sandrilas den Augenlosen Seher erschlug, war naiv. Zu deutlich hatte Magolas damals die düstere Aura gespürt, die diese Insel ebenso umgab wie die Zauberstäbe, die Waffenmeister Thamandor einst von dort mitgebracht hatte.
    Ach, einfältiger Thamandor, dachte Magolas. Es hätte ihm von Anfang an klar sein müssen, dass er niemals Zugang zu jenen dunklen Kräften erlangen würde, weil ihm die Dunkelheit in der eigenen Seele fehlte. Jene Dunkelheit, die wie ein gemeinsamer Fluch sowohl über dem Schicksal seines Vaters als auch über dem von Magolas selbst lag…
    Er zog die Hand zurück und drehte sie um. Im Schein der Fackel sah er auf seine Handfläche, sah den dunklen Staub, der Formen und Linien bildete. Auf einmal erschien ein bewegtes Bild in seiner Handfläche. Schattenhafte, nur in Umrissen erkennbare Kreaturen schwangen seltsame, fremdartige Waffen, darunter jene monströsen zweischneidigen Streitäxte, wie sie der geheimnisvolle Axtkrieger und seine gnomenhaften Helfershelfer getragen hatten. Magolas glaubte sogar, ihr Kriegsgeheul zu hören. Es waren barbarische Laute, die man kaum als Silben irgendeiner Sprache auffassen konnte und eher an die Schreie wilder Tiere als an die Äußerungen vernunftbegabter Wesen erinnerten.
    Dennoch glaubte Magolas aus ihnen deutlich ein Wort herauszuhören:
    »Magolas!«

    »Sarámwen hat sich nach dir erkundigt«, sagte Königin Ruwen
    – viel später, als sie ihren Sohn Magolas in einer der

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