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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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das dafür notwendige magische Feuer schlug, nicht sehr häufig gewechselt. Xaror hatte sie ihnen vor Urzeiten gegeben, damit sie dafür sorgen konnten, dass sein Bruder, der Augenlose Seher, seiner Verbannung nicht entkam.
    Aber Keandir teilte die optimistische Einschätzung des Waffenmeisters nicht so ohne Weiteres, denn sie basierten letztlich nur auf Spekulationen, und der Elbenkönig wollte das Risiko nicht eingehen, während des Feldzugs plötzlich ohne die wichtigste Waffe dazustehen, die seinem Volk derzeit zur Verfügung stand.
    12
    ELBENBLUT UND TRORK-RACHE

    Drei Tage lang zog das Heer König Keandirs bereits entlang der nord-bergischen Höhenkette gen Westen. Hier und dort entdeckten sie Feuerstellen der Trorks und außerdem Reste ihrer Mahlzeiten. Reste, die Rätsel aufgaben. Sie bestanden zum Teil aus Knochen, die wohl von im Wald beheimateten Kleintieren stammten. Offenbar führten die Trorks kaum Vorräte mit, was unter den Elben niemanden verwunderte, da diese augenlosen Barbaren ja auch weder Reittiere noch Handkarren zu kennen schienen; wahrscheinlich war unter ihnen die Erfindung des Rades unbekannt.
    »Sie können nur das mitführen, was sie zu tragen vermögen«, erklärte Sokranos; dass der Zentaur Keandirs Zug begleitete, erwies sich als immer wertvoller, da den Elben so das gesammelte Wissen seines Volkes über die Trorks zur Verfügung stand. Das war zwar nicht besonders tiefgehend, da es nahezu ausschließlich kriegerische Begegnungen zwischen Zentauren und Trorks gegeben hatte, machte aber manche Verhaltensweise des Feindes verständlicher.
    Viele der aufgefundenen Knochen machten den Eindruck, als sei an ihnen genagt worden. Mitunter waren sogar nur noch Bruchstücke vorhanden. Für Sokranos war das nichts Verwunderliches. »Wir wissen, dass die Trorks Knochen verzehren«, sagte er. »Allerdings scheinen sie da eine besondere Auswahl zu treffen. Das gilt auch für Blut. An ihren Lagerplätzen findet man ab und zu Tiere, die man hat ausbluten lassen, und Zentauren, die in Gefangenschaft gerieten, wollen Trorks dabei gesehen haben, wie sie ganze Tonkrüge voller Blut tränken. Aber es scheint so, als würde auch dafür nicht jedes Tier in Frage kommen.«
    »Vielleicht hängt das mit den Göttern zusammen, an die diese Barbaren glauben«, vermutete Isidorn.
    »Gut möglich«, meinte Sokranos.
    Anhand der Anzahl der Lagerplätze war zu erahnen, wie groß die Horde der Trorks gewesen sein musste, die auf Turandir zumarschiert war. König Keandir entsandte auch immer wieder Kundschafter in die nähere Umgebung. Sokranos gab diesen Elben einige Regeln mit auf den Weg, um keinen Frevel gegen die verstorbenen Zentauren zu begehen. Immerhin musste man davon ausgehen, dass im Laufe der Jahrtausende nahezu jeder Flecken im Nordosten des Waldreichs eine nach Zentaurenart unbezeichnete Grabstelle war und jeder Baum – den religiösen Vorstellungen dieses Volkes entsprechend – die Seele mindestens eines Zentauren aus dem Boden gezogen und in sich aufgenommen hatte.
    Die Kundschafter berichteten bei ihrer Rückkehr von zahlreichen weiteren Lagerplätzen mitten im Wald.
    Lagerplätze, die in großer Hast errichtet und wieder aufgegeben worden waren, wie deutlich erkennbar war. Das sprach dafür, dass sie der Einsatz des Flammenspeers während der Schlacht vor den Mauern Turandirs offenbar doch nachhaltig beeindruckt hatte, denn sie waren offenkundig noch immer auf der Flucht. Welche Macht es auch immer geschafft hatte, ihre zersplitterten Horden auf ein Ziel einzuschwören –
    es war ihr bislang noch nicht gelungen, sie wieder zu formieren.
    »Welch schändlicher Frevel!«, stieß Sokranos hervor, als er von den weiteren Lagerplätzen der Trorks erfuhr und davon, dass sie dort ebenfalls Feuer entfacht, Knochen mit ihren Zähnen zermalmt und das Blut von Tieren getrunken hatten, die daraufhin nicht verzehrt, sondern achtlos weggeworfen worden waren. »Welch eine Qual für die Seelen unserer Vorfahren, die diesen Ort bevölkern!« Keandir kam der Gedanke, dass es durchaus auch seine Vorteile hatte, den verstorbenen Vorfahren einen Ort zuzuweisen, der nicht in dieser Welt lag, sondern in anderen, eigens für die Jenseitigen reservierten Sphären.
    Es war die fünfte Nacht des Feldzuges gegen die Trorks, als Keandir plötzlich erwachte. Zwischen den Bäumen raschelte es. Äste knackten. Dumpfe, dröhnende Stöße erschütterten den Boden ganz leicht – aber für die verfeinerten Elbensinne durchaus

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