Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
erscheint mir einzig der Einsatz von Pfeil und Bogen und konventionellen Armbrüsten.«
»Aber bei einem solchen Kampf werden auch etliche Pfeile und Bolzen der normalen Armbrüste die Bäume treffen«, versetzte Thamandor. »Weshalb diese unterschiedliche Beurteilung der Waffen?«
»Der Unterschied liegt im Ausmaß des Schadens«, erklärte Sokranos. »Das magische Gift der Einhandarmbrüste würde den getroffenen Baum, vollständig vernichten. Aber was Pfeil und Bogen angeht, so werden die Seelen der toten Zentauren Verständnis haben. Sie waren zum Großteil selbst Jäger und wissen, dass nicht jeder Schuss treffen kann.«
»Und was ist mit konventionellen Armbrüsten?«, fragte Keandir.
»Meinetwegen«, gestand Sokranos ein. »Nun, es ist ein Frevel, aber keiner, der unverzeihlich wäre.«
»So könnten auch die Einhandarmbrustschützen konventionelle Bolzen verwenden«, schlug Keandir vor.
»Unmöglich«, widersprach Thamandor. »Die Spurbreite für die Geschosse ist unterschiedlich!«
Keandir atmete tief durch. Der dröhnende Schritt von zehntausend Trorks wies ihn nachdrücklich darauf hin, dass die Situation allmählich brenzlig wurde. »Mirgamir! Siranodir!
Isidorn!«, rief der König der Elben. »Wie viele Bogenschützen haben wir unter unseren Kriegern?«
»Alles in allem – etwa vierhundert«, glaubte Herzog Isidorn.
»Wenn man Eure und meine Kräfte zusammenzählt natürlich!«
»Und konventionelle Armbrustschützen?«
»Etwa fünfzig.«
»Das würde ich auch in etwa sagen«, stimmte Siranodir mit den zwei Schwertern zu, und Mirgamir ergänzte: »Bedenkt bitte, dass die Bogenschützen kein magisches Gift verwenden und ihre Kampfkraft daher sehr viel geringer ist als mit den Einhandarmbrüsten. Gerade gegen Wesen, die so widerstandsfähig und zäh sind wie die Trorks.«
Keandir wusste, was Mirgamir meinte. Schon in den ersten Berichten, die der legendäre Fährtensucher Lirandil über die Trorks und das Wilderland geliefert hatte, in dem eine Unzahl weiterer feindseliger Kreaturen hauste, war von der enormen Widerstandskraft der Trorks die Rede gewesen. Die Elben verfügten über eine besondere Selbstheilungskraft, die sie Verletzungen überleben ließ, an denen ein Mensch oder ein Zentaur unweigerlich gestorben wäre; die kennzeichnende Eigenschaft der Trorks hingegen konnte man wohl besser als eine besondere Form der Unempfindlichkeit bezeichnen.
Gegen das magische Gift der Einhandarmbrüste waren sie natürlich machtlos, wohl ebenso wie gegen die Feuersbrunst des Flammenspeers. Aber man musste damit rechnen, dass nicht immer ein einziger Pfeil ausreichte, so gut er auch gezielt sein mochte, um einen Trork zu töten oder zumindest kampfunfähig zu machen. Die Durchschlagskraft der Beidhandarmbrüste war hingegen deutlich höher, aber sie hatten den Nachteil einer sehr langsamen Schussfolge, weil das Nachladen und Spannen eine gewisse Zeit in Anspruch nahm.
Dennoch – König Keandir wollte die Heiligkeit dieses Waldgebiets respektieren und damit die Freundschaft zu den Zentauren erhalten. »Die Bogenschützen sollen vortreten und sich zu einer Schützenformation aufstellen!«, ordnete er an.
»Wir werden zunächst versuchen, die Trorks mit Pfeilen abzuwehren. Zwischen den Bogenschützen postieren wir Schildträger, fünf Schritt dahinter sollen die Armbrustschützen Aufstellung nehmen, falls wir auf sie zurückgreifen müssen.«
Und was würden sie tun, wenn das nicht ausreichte? Diese Frage ging Keandir durch den Kopf, während die Bogenschützen Aufstellung nahmen. Fackeln wurden entzündet, um wenigstens ein bisschen den Wald zu erhellen.
Mochten Elbenaugen auch noch so gut sein und mit viel weniger Licht auskommen, als dies bei anderen Völkern der Fall war – ein wenig Licht brauchten sie schon.
Die Trorks hingegen waren davon völlig unabhängig.
Gleichgültig, wie wenig Mondlicht das dichte Blätterdach durchließ, sie konnten sich mit Hilfe ihrer geheimnisvollen Sinne perfekt orientieren. Die Dunkelheit war ihr Freund.
Die erste Reihe der elbischen Bogenschützen kniete nieder.
Die zweite stellte sich direkt hinter ihnen auf. Dazwischen wurden die Schildträger postiert, die ihre Kameraden mit ihren Schutzschilden schützen sollten. Außerdem sorgten sie mit Lanzen und Speeren für die Abwehr jener Angreifer, die bis auf eine direkte Nahkampfdistanz herankamen und die Schützen angriffen.
Auch Sokranos reihte sich zunächst ein, nahm seinen Bogen und legte den ersten
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