Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
der trorkischen Pfeile abfing.
Immer wieder nutzten die Trorks geschickt die knorrigen, verwachsenen Bäume als Deckung. Ob es Teil ihrer Taktik war, dass diese Bäume als heilig galten und die Elben daher versuchten, sie nach Möglichkeit nicht zu schädigen, hätte niemand mit Sicherheit zu sagen gewusst, doch Keandir nahm nicht an, dass sich diese Barbaren derart eingehend mit der zentaurischen Kultur und Religion beschäftigt hatten.
Allerdings schien ihnen tatsächlich jemand ganz erheblichen Nachhilfeunterricht in militärischer Taktik und Koordination gegeben zu haben. Obwohl sie keine konzentrierten Pfeilsalven zustande brachten, agierten sie ansonsten erstaunlich geordnet.
So zogen sie sich immer wieder zurück, wenn der Beschuss durch die elbischen Bogenschützen zu stark wurde. Doch schon wenig später waren sie dann wieder auf dem Vormarsch.
Dabei kamen sie zunehmend über die Flanken, um dem Beschuss durch die Formation der elbischen Bogenschützen nach Möglichkeit zu entgehen.
Keandir gab schließlich auch den Beidhandarmbrustschützen den Befehl, ihre Waffen einzusetzen. Denn einige der Trorks waren gefährlich nahe herangekommen, ehe Pfeile und konventionelle Armbrustbolzen sie im letzten Augenblick doch noch ausschalten konnten.
Aber es gelang dem Feind, immer mehr Boden zu gewinnen.
Schließlich erreichten die Ersten von ihnen die Reihen der Elben und droschen mit ihren Steinäxten und riesigen Hartholzkeilen auf die Verteidiger ein. So mancher der ihnen entgegengehaltenen Schilde wurde durch einen einzigen Schlag mit der Steinaxt einfach zertrümmert und brach auseinander. Die Trorks führten ihre Steinaxtschläge mit einer Wucht, der kein Elbenschild widerstehen konnte.
Ein Trork stürmte tollkühn auf die Schlachtreihen der Elben zu und drosch blindwütig auf den Feind ein. Wie ein Berserker brüllte er. Ein Pfeil traf den Trork in die Schulter und ein weiterer in den Oberschenkel, aber beides reichte nicht aus, um ihn aufzuhalten. Der Bolzen eines Einhandarmbrustschützen war es schließlich, der den Angreifer erledigte.
Der Bolzen drang fast vollständig in den Brustkorb des Trork ein, der markerschütternd aufbrüllte, als sich das magische Gift zischend in seinen Körper hineinätzte. Nach wenigen Augenblicken war nichts mehr von ihm übrig als eine graue, klumpige Masse.
Der Einhandarmbrustschütze hatte ohne Befehl gehandelt und seine Waffe trotz der damit verbundenen Gefahr eines Waldfrevels eingesetzt. Da die Trorks allerdings so nahe heran waren, war das Risiko, einen der Bäume zu treffen, sehr viel geringer, als wenn man auf größere Distanz in den Wald schoss.
Überall kam es zu Nahkämpfen, und immer mehr Trorks setzten aus dem dichten Unterholz nach. Brüllend stürmten sie auf die Elben zu und schwangen ihre Steinäxte und Keulen.
Die Formation der Bogen- und Armbrustschützen, die den Feind trotz seiner zahlenmäßigen Überlegenheit zunächst erfolgreich auf Distanz gehalten hatte, brach an immer mehr Stellen ein. Die Schildträger waren kaum noch in der Lage, sich selbst schützen, geschweige denn die Angriffe auf ihre Nebenmänner abzuwehren. Überall prallte der Elbenstahl aufblitzender Schwerter auf das Hartholz oder den Stein, aus denen die Waffen der Trorks gefertigt waren.
Keandir ließ Schicksalsbezwinger kreisen, hieb dem erstbesten Trork den augenlosen Kopf von den Schultern, Trorkblut spritzte auf.
Siranodir wirbelte die Klingen von »Hauen« und »Stechen«
derart schnell, dass es aussah, als würde er Blitze verschleudern, wenn sich ein Strahl des Mondes auf dem Edelstahl brach. Immer wieder ließ er sie durch das Fleisch seiner Gegner schneiden oder stach blitzschnell zu. Aber die Trorks waren zäh, und oft bedurfte es einer ganzen Reihe furchtbarer Stiche und Schnitte, um sie zu töten.
Auch Isidorn kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Übermacht und ließ immer wieder sein Schwert durch die Luft kreisen. Trorkköpfe rollten, abgehackte Arme, deren Pranken noch eine Steinaxt umklammerten oder eine der riesigen primitiven Keulen hielten, lagen am Boden, und das Blut troff nur so von der Klinge des Herzogs. Sein Schwert trug den Namen »Wächter Nordbergens«. Es hatte gegenüber den Schwertern anderer Elben eine leichte Übergröße, ohne die Monstrosität von Thamandors »Leichtem Tod« zu erreichen.
Vor zwei Jahrhunderthälften – eine unter Elben durchaus übliche Bezeichnung für eine noch gut überschaubare, kürzere Zeitspanne
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