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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eindringlicher werdenden Klangteppich an. Das Stampfen der Unholde verschmolz zu einem einzigen Dröhnen, und für die Elben waren auch die Erschütterungen des Bodens deutlich spürbar.
    Sie erwarteten mit finsterer Entschlossenheit ihre Gegner im Kampf. Niemand sagte noch ein Wort. Die Blicke waren in die Finsternis des Waldes gerichtet und alle Sinne auf jedes Zeichen ausgerichtet, das den unmittelbar bevorstehenden Angriff der Barbaren ankündigen mochte.
    Endlich tauchten die ersten Trorks zwischen den Bäumen auf, und sofort schossen sie ihre mit Steinspitzen besetzten Pfeile ab, die jedoch größtenteils in den Schilden der Elben stecken blieben oder daran abprallten. Ihr sofortiges Handeln zeigte überdeutlich, dass die Trorks die Anwesenheit der Elben auf eine unbekannte und vielleicht sogar magische Weise deutlich spüren konnten, doch um den Gegner mit einem Pfeilhagel so einzudecken, dass dieser sich nicht mehr aus der Deckung seiner Schilde wagen und zurückschießen konnte, dazu war ihre Angriffsweise zu wenig geordnet.
    Von Baum zu Baum arbeiteten sich die Trorks heran, nahmen immer wieder Deckung hinter den knorrigen, teils sehr verwachsenen Urwaldriesen, von denen die größten einen Durchmesser von bis zu zwanzig Schritt hatten. Es war ein sehr alter Wald mit sehr alten Bäumen, von denen manche vielleicht schon die Herrschaft des Augenlosen Sehers und seines Bruders Xarors über das Zwischenland erlebt hatten.
    Wenn das fahle Mondlicht sie durch die wenigen Lücken des Blätterdachs traf, wirkten die angreifenden Trorks wie blasse Gespenster. Kreaturen, die aussahen, als wären sie einem lichtlosen unterirdischen Reich entstiegen und hätten sich irgendwann dazu entschieden, künftig an der Oberfläche zu leben. Beim Anblick dieser Geschöpfe fühlte sich Keandir unwillkürlich an den Augenlosen Seher und dessen bizarre Existenz inmitten eines Berges der Insel Naranduin erinnert.
    Das gleiche Schaudern, das er schon damals empfunden hatte, ließ ihn wieder frösteln. Vielleicht waren die Trorks die Erben jenes dunklen Imperiums, das nach der Verbannung des Sehers nach Naranduin von Xaror allein beherrscht worden war und dessen Schicksal vollkommen im Dunkel der Geschichte lag.
    Ihre dumpfen Laute, aus denen offenbar auch ihre Sprache bestand, erfüllten die Luft mit einem Dröhnen, bei dem ein Elb die Empfindungen seiner Sinne willentlich abdämpfen musste, wenn er nicht den Verstand verlieren wollte. Es war ein raues Kriegsgeheul, das den Trorks offenbar half, sich in einen Kampfesrausch hineinzusteigern, und sie darüber hinaus jede Furcht vergessen ließ.
    Der Pfeilhagel der elbischen Verteidiger trieb die Trorks, die bleich und unheimlich zwischen den dicken, knorrigen Bäumen auftauchten, zunächst zurück. Aber nur ein Teil der Pfeile traf auch tatsächlich sein Ziel. Der Rest blieb in den Stämmen der Bäume stecken.
    Der ganze Wald erwachte zum Leben. Hinter jedem Baum schien sich mindestens ein Trork zu verbergen. Stamm für Stamm arbeiteten sie sich an die Reihen der Elben heran. Pfeil um Pfeil legten die Bogenschützen an die Sehnen und nutzten den Hauptvorteil, den diese Waffengattung gegenüber allen anderen Waffenarten hatte, die den Elben zur Verfügung standen: die schnelle Schussfolge. Ein geübter Schütze konnte alle fünf Herzschläge einen Pfeil abschießen und hatte dabei sogar noch Zeit, einigermaßen genau zu zielen. Hinzu kam, dass elbische Schützen zum Teil Jahrhunderte intensiven Trainings hinter sich hatten, sodass sie mit ihrer Waffe eins wurden: Den Pfeil aus dem Köcher ziehen, an die Sehne legen, zielen und schießen – das war bei ihnen eine einzige fließende Bewegung.
    »Sie kommen Schritt für Schritt näher heran«, sagte Herzog Isidorn zu König Keandir. »Und da sie die Zahl der eigenen Verluste nicht so besonders zu interessieren scheint, gewinnen sie nach und nach an Gelände.«
    »Das ist mir durchaus bewusst«, murmelte Keandir – genauso wie ihm auch klar war, dass das Elbenheer die Schlacht nur schwerlich für sich entscheiden würde, wenn es erst einmal zum Nahkampf kam. Denn dann würde sich die zahlenmäßige Überlegenheit des Gegners umso stärker auswirken.
    Pfeile schwirrten durch die Luft. Hier und dort erhoben sich brüllende Todesschreie über den allgemeinen Kampflärm. Die Pfeile der Trorks hingegen richteten verhältnismäßig wenig Schaden an, wofür vor allem die geschlossene Schildfront der Elben verantwortlich war, die den Großteil

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