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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Empfindung, die im Laufe der Zeit immer stärker geworden ist und mir das Herz zu zerdrücken droht. Es ist der Schmerz, den der Gedanke an die Opfer verursacht, auf denen unser Leben aufgebaut ist. Ich weiß nicht, ob der Preis für unser Glück nicht zu hoch ist. Insbesondere, wenn ich an unsere Kinder denke…«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich möchte, dass du die dunklen Rituale nicht mehr an ihnen vollziehst, Magolas.«
    Er strich ihr über das Haar und sah die Verzweiflung in ihrem Gesicht. Der Schmerz, von dem sie sprach, hatte zweifellos ihre Seele bis zum tiefsten Grund erfasst, und es versetzte dem Großkönig einen Stich, sie so zu sehen.
    »Du weißt, was dann geschieht, geliebte Larana.«
    »Das ist mir wohl bewusst.«
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete er, auf einmal mit Härte im Tonfall, »denn sonst würdest du so nicht sprechen!«
    »Doch, ich weiß es«, sagte sie. »Xaror wird dir nichts mehr von der Essenz des Lebens geben, wenn du ihn in seinem sechstürmigen Tempel aufsuchst. Ich werde sehr schnell altern.
    Der Verfall wird furchtbar sein, aber nicht allzu lange dauern.
    Man wird mich nach Sitte der Rhagar in der Erde begraben, auf dass ich wieder Erde werde.« Tränen glitzerten in ihren Augen. »Ja, zu Erde werde ich werden, zu mehr nicht, denn in eurem Eldrana dürfte kein Platz sein für eine Menschenfrau, und an die Verheißungen des Sonnenkults hinsichtlich des Jenseits glaube ich schon lange nicht mehr; damit versucht man die Rhagar zu trösten, weil ihr Leben so kurz ist, dass sich ihre Geburt kaum lohnt. Aber dies, mein geliebter Magolas, schreckt mich weniger als das, was aus unseren Kindern wird, wenn sie weiterhin diesen Ritualen unterzogen werden.«
    Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Irgendwo über den Dächern von Aratania krächzte ein Rabe, aber man vermochte ihn in dieser Sternenlosen Nacht nicht zu sehen. Die Nebelschwaden quollen inzwischen bereits über die Kaimauer in die Stadt hinein. Wie die Auswüchse eines vielarmigen Ungeheuers waberten sie durch die engen Gassen, quollen aus ihnen hervor wie der üble Todesatem einer Gruft und verwandelten den vertrauten Anblick Aratanias nach und nach in den eines geisterhaften Labyrinths.
    War er je zu Hause gewesen an diesem Ort? Diese Frage ging Magolas durch den Kopf, während er Laranas Blick auswich und den eigenen Blick über die Stadt schweifen ließ. In Wahrheit war es wohl nie sein Reich gewesen, auch wenn er sich lange Zeit dieser Illusion nur allzu bereitwillig hingegeben hatte…
    »Ich bin nicht bereit, dich zu opfern, Larana«, sagte er schließlich mit trauriger Stimme.
    »Und ich bin nicht bereit, unsere Kinder zu opfern«, entgegnete sie, »denn genau das geschieht. Nicht in einem Schritt, aber schleichend. Sie werden zu Xarors Geschöpfen, das weißt du so gut wie ich. Er will sie zu einer Waffe gegen das Elbenreich machen. Wenn er sie einst zu lenken vermag, werden sie ihn dabei unterstützen, Elbiana zu zerschlagen.«
    »Ich muss tun, was Xaror mir befiehlt«, erklärte Magolas, der sich wieder zu ihr umdrehte. Zärtlich strich er ihr über die Wange. Eiskalt war sie. Kalt wie bei einer Elbin, dachte Magolas. Oder wie bei einem Rhagar-Leichnam…
    Sie schien seine Gedanken zu erraten. Obgleich sie über keine magischen Sinne verfügte, die ihr das gestattet hätten, herrschte dennoch mitunter eine Art geistiger Verbindung zwischen ihr und Magolas, die ähnlich stark war wie jene, die der Großkönig bei seinen Eltern erlebt hatte. Offenbar hatte es Larana in all den Jahren an seiner Seite gelernt, bereits in kleinsten Regungen seines Gesichts zu lesen und den Klang seiner Stimme so zutreffend zu interpretieren, dass sie auch jene Worte verstand, die nicht gesagt wurden.
    »Ich habe mein Glück in einer Weise verlängert, die der Natur der Rhagar absolut widerspricht«, sagte sie. »Inzwischen bin ich weit über das Alter hinaus, das ein Mitglied meines Volkes erreicht, und die Magie der Essenz hat mir darüber hinaus auch die Jugend und Schönheit bewahrt. Zumindest scheinbar, denn meine Gedanken und meine Gefühle sind so uralt, dass es dafür in meinem Volk kaum angemessene Begriffe gibt. Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn ich mein Leben beendete.«
    Magolas reagierte verärgert. »Ich habe gedacht, dass diese furchtbare Krankheit namens Lebensüberdruss ausschließlich innerhalb des Elbenvolks grassiert, aber das scheint nicht der Fall zu sein.«
    »Es ist nicht Lebensüberdruss,

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