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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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nicht so grausam behandelten wie die Karthager. Je näher Hannibal das Leben der Numidier kennenlernte, um so klarer wurde ihm, welch einen schwierigen Auftrag ihm der Vater gegeben hatte. Es würde kaum gelingen, Masinissa, der die freie Ungebundenheit dieses weiten Landes so sehr liebte, zu einem Freund Karthagos zu machen! Das Menschengewimmel der Stadt, ihre Habgier und sinnlose Grausamkeit würden ihn erschrecken. Hier war Masinissa ein großer Herr und Gastgeber. In Karthago dagegen würde er der arme Gast sein, den man gnädig zur Festtafel zuläßt. Für die grenzenlose Weite dieses Landes mit seinen über den Hügeln schwebenden Adlern und dem bitteren Wermutduft würde er in Karthago keinen gleichwertigen Ersatz finden.
    Am dritten Tag des Ritts sah Hannibal in der Ferne die Wasserfläche eines Sees aufblinken. An seinen Ufern wuchs das Röhricht fast so hoch wie ein Jungwald. Die Enten, die darin nisteten, wurden von den Reitern aufgescheucht und kreisten als Wolke über dem See. 
    „Wo ist denn Richad mit seinen Elefanten? Wo ist das kleine Indien, von dem mein Vater sprach?" forschte Hannibal.
    „Dort hinter den Hügeln", erwiderte der junge Numidier. „Siehst du nicht die Spitzen der Pfähle?"
    Hannibal blickte in die Richtung, wohin Masinissa zeigte, konnte aber nichts erkennen.
    Mit Recht sagt man, daß die Numidier Adleraugen haben! dachte er.
     
     
Richads Reich
     
    Wie durch Zauberkraft war mitten in der Grassteppe eine richtige Stadt entstanden - mit Pferchen, endlosen Reihen von numidischen Zelten und einem großen Begräbnisplatz für jene, die von den Elefanten getötet worden waren. Von fünf verwegenen Männern, die auszogen, um die vierbeinigen Giganten zu fangen, kehrten meist nur zwei lebendig zurück. Dennoch wurde die Zahl der Freiwilligen, die beim Elefantenfang ihr Glück machen wollten, nicht geringer. Der Grund dafür war der hohe Lohn, den sie erhielten. Hamilkar sparte bei den Vorbereitungen für den großen Feldzug weder mit iberischem Silber noch mit Menschenleben.
    Richad, der Hannibal und Masinissa freundlich begrüßte, sah aber nicht wie der Herrscher eines indischen Königreiches aus. Er trug noch immer seinen Turban und die verblichene Tunika und war der schlichte Elefantentreiber geblieben, als den Hannibal ihn einst kennengelernt hatte. Als er näher mit dem Inder sprach, wurde ihm klar, wie recht sein Vater mit der Behauptung hatte, daß dieser Mann soviel wert sei wie ein großes Heer. Und Greis hatte sich geirrt, als er meinte, es werde niemandem gelingen, einen afrikanischen Elefanten zu zähmen. 
    Richad berichtete, daß die afrikanischen Elefanten ebenso gelehrig seien wie die indischen, aber noch stärker und kampfeslustiger. Es war wirklich nicht mehr zweckmäßig, Elefanten aus dem fernen Indien zu holen. 
    Der Inder führte die Gäste persönlich durch sein Reich. Als erstes zeigte er ihnen einen Pferch, der so ähnlich aussah wie jene, in die man über Nacht die Schafherden treibt, nur mit dem Unterschied, daß er nicht aus Stangen und Pfählen bestand, sondern aus glatten Stämmen, die senkrecht in die Erde gerammt waren. Sie umschlossen einen glattgetrampelten Bezirk, wo die Elefanten umhergingen oder lagen. Es waren Elefantenbullen und Elefantenkühe, sogar Elefantenjunge, nicht größer als Pferde.
    „Sind die schon gezähmt?"
    „Nein." Richad schüttelte den Kopf. „Noch vor einer Woche liefen sie frei herum - dort hinter dem See."
    Im Mittelpunkt eines anderen quadratischen Pferches stand ein seltsames Gerüst. Zwei lange Pfähle waren schräg in die Erde gerammt, so daß sie ein Dreieck bildeten. Zwischen den Pfählen stand ein Elefant. An der Spitze des Dreiecks hing ein Strick, an dem sich ein Mann zu dem Tier herunterließ. Als seine Füße den Rücken des Elefanten berührten, schwenkte dieser drohend den Rüssel, duckte sich und schüttelte den Mann ab, der sofort wieder am Strick emporkletterte und sich erneut auf den Rücken des Elefanten herabließ. Der Elefant schüttelte ihn wieder ab, und wieder kletterte der Mann in die Höhe. 
    Gespannt beobachtete Hannibal diesen Kampf zwischen Geduld und Verstocktheit. Schließlich gab der Elefant nach. Ihm verging offensichtlich die Lust, sich mit solchen läppischen Dingen zu befassen. Er schüttelte sachte den Kopf, als wollte er sagen: Was ihr da macht, ist natürlich dumm, aber wenn ihr es unbedingt wollt - meinetwegen. 
    „Und anschließend schickst du den Elefanten ins Heer?" fragte

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