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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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bezogen.
    Hannibal lächelte spöttisch, als man ihm die Ankunft der Römer meldete.
    „Bestelle ihnen", trug er seinem Bruder Magon auf, „daß ich augenblicklich außerstande bin, sie zu empfangen. Unsere Feinde machen überraschende Ausfälle aus der Stadt, und dabei könnte die Abordnung unter Umständen verwundet oder gar getötet werden. Die Sicherheit des ehrenwerten Senators Valerius Flaccus geht mir über alles. Deshalb möge er das Ende der Belagerung abwarten." 
    Nach kurzer Zeit kam Magon zurück.
    „Valerius Flaccus platzte fast vor Wut, als ich ihm deine Worte ausrichtete. ,Dann werde ich in Karthago Gerechtigkeit suchen!' schrie er. Jetzt hat Hannibal keine Zeit, mich zu empfangen, aber er wird sie im Überfluß haben, wenn ich ihn in Ketten nach Italien führe!'" 
    Hannibal strich sich nachdenklich den Bart. „Bruder", sagte er dann, „du wirst nach Karthago reisen müssen. Falls sich die Römer im Großen Rat beschweren, werden sie bei Hanno und seinen Speichelleckern Verständnis finden. Wir müssen unsere karthagischen Freunde rechtzeitig vom Eintreffen der römischen Abordnung informieren. Und hiermit sollst du uns die Herzen der Schwankenden geneigt machen." 
    Er zeigte auf die Ledersäcke, die in einer Ecke des Zeltes lagen. 
    „Was ist darin?" fragte Magon.
    „Silber. Hast du noch nicht bemerkt, daß die Waage so lange schwankt, bis man ein Gewicht auf eine der beiden Schalen legt? Silber wiegt schwerer als alle Zweifel, das sagte schon unser toter Vetter Hasdrubal. Aber du mußt früher in Karthago sein als die Römer. Auf dem Rückweg machst du dann Gula einen Besuch. Er soll uns tausend Reiter senden und mit ihnen Masinissa."
    Einen Tag vor den Römern kam Magon in Karthago an. Es gelang ihm, noch rechtzeitig mit Hannibals Freunden zu sprechen und unter denjenigen, die sich bisher weder Hannibal noch Hanno angeschlossen hatten, Geschenke zu verteilen. Valerius Flaccus wurde im Großen Rat mit feindseligem Schweigen angehört. Nur Hanno stellte sich auf seine Seite.
    „Hannibal ist eine Gefahr für Karthago!" rief er. „Der Sohn strebt genauso nach der Alleinherrschaft wie einst sein Vater! Es ist empörend, daß sich Hannibal geweigert hat, die Abgesandten des römischen Volkes zu empfangen, die gekommen sind, um für ihre Bundesgenossen einzustehen! Hannibals Überfall auf Sagunt ist ein Anschlag auf die Mauern Karthagos!"
    Magon sah, daß die Ratsherren ablehnende Gesichter machten. Manche tauschten sogar spöttische Blicke.
    Hanno aber bemerkte das nicht. Seine Stimme war schrill vor Haß. Mit geröteten Augen forderte er, Roms Wunsch unverzüglich zu erfüllen, das Heer von Sagunt abzuziehen, Hannibal den Römern auszuliefern und die Saguntiner zu entschädigen. 
    Allgemeines Gemurre war die Antwort. Viele Ratsherren sprangen von den Plätzen. „Schmach und Schande!" riefen sie. „Du Verräter! Wieviel haben dir die Römer für diese Rede bezahlt?"
    Erstaunt erkannte Magon, daß diejenigen, denen er am Abend zuvor Hannibals Geschenke ausgehändigt hatte, am lautesten schrien. Ja, der Bruder hat recht! dachte er. Silber hat auf der Waagschale ein schweres Gewicht!
     
     
Sagunt fällt
     
    Nachts brachten die Posten einen Überläufer. Das zuckende Fackellicht fiel auf ein Leinenwams, Leinenhosen und Sandalen, deren weißgegerbte Lederriemen bis zu den Knien hochgebunden waren. Auf dem Kopf trug der Saguntiner einen Helm aus Eisenringen mit drei Kämmen - dem Wahrzeichen der adligen Iberer. 
    „Wer bist du?" fragte Hannibal.
    „Man nennt mich Alkon", stieß der Saguntiner hastig hervor. „Ich bin allein gekommen, niemand weiß, daß ich hier bin." 
    „Was willst du?"
    „Gnade im Namen der Götter. Die Straßen der Stadt liegen voller Leichen. Frauen und Kinder sterben vor Hunger. Das Volk will nichts von Unterhandlungen hören. Doch die wahren Patrioten dürsten nach Frieden."
    „Du hast gut daran getan zu kommen", erwiderte Hannibal sanft. „Aber du hättest früher kommen müssen. Der Krieg hat mir viel Zeit geraubt, dafür muß Sagunt zahlen. Du kannst deinen Mitbürgern meine Friedensbedingungen ausrichten. Höre zu! Ihr übergebt uns alle Waffen, alles Gold und Silber, das ihr besitzt, und verlaßt mit leeren Händen die Stadt. Ich werde euch einen Ort zuweisen, wo ihr euch ansiedeln dürft." 
    Alkon taumelte zurück.
    „Weshalb antwortest du nicht?" höhnte Hannibal. „Bin ich nicht gnädig? Was wollt ihr mit diesen Trümmern anfangen?" Er zeigte auf die

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