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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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mondbeschienenen Ruinen der Stadtmauern und Wachtürme. „Mögen hier nur noch Wölfe und Schlangen hausen." 
    „Töte mich, Hannibal!" antwortete Alkon entschlossen. „Jeder, der es wagen würde, den Saguntinern solche Bedingungen zu überbringen, würde hingerichtet werden. Und ich will lieber durch die Hand des Feindes sterben als durch die meiner Mitbürger." 
    „Glaube ihm nicht, er ist ein Feigling!" rief eine Stimme dazwischen. Aus der Menge, die den Überläufer umringte, trat ein Krieger, der einen Lederhelm auf dem Kopf trug. Hannibal wußte, daß er. Alorkes hieß und schon unter seinem Vater eine Abteilung von iberischen Reitern befehligt hatte.
    „Die Saguntiner kennen mich", fuhr Alorkes fort. „Unsere beiden Stämme sind durch die Bande alter Gastfreundschaft miteinander verknüpft. Und wenn Alkon den Zorn seiner Mitbürger fürchtet, dann wähle mich zu deinem Mittelsmann. Ich werde den Belagerten deine Bedingungen überbringen."
    Am nächsten Morgen ging ein Mann mit einem Olivenzweig in der Hand auf das saguntinische Stadttor zu. Es war Alorkes. Die Wachen ließen ihn ein und verbanden ihm wortlos die Augen. Dann mußte er einen langen Weg zurücklegen, anscheinend wurde er durch sämtliche Straßen der Stadt geführt. Hinter sich hörte er ein ständig anschwellendes Geräusch von Schritten, aber keine einzige menschliche Stimme. Die Saguntiner verließen ihre Häuser und folgten dem Mann mit den verbundenen Augen schweigend, als wäre er die Verkörperung des blinden Schicksals.
    Endlich legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Er blieb stehen. Die Binde wurde ihm von den Augen genommen. Vor ihm lag der Stadtplatz, auf dem dicht an dicht die Saguntiner standen. Viele hundert schwarz umrandete Augen waren auf ihn gerichtet. 
    Alorkes drehte sich zu den Stadtältesten um und richtete ihnen Hannibals Bedingungen aus. Jedes seiner Worte war auf dem Platz zu hören. Danach gingen die Saguntiner auseinander, kamen aber bald wieder zurück, Brennholz und Reisig in den Händen, das sie auf dem Stadtplatz zu einem hohen Scheiterhaufen auftürmten. Einer hielt die Fackel an den Scheiterhaufen, und als er in hellen Flammen stand, sprangen die Menschen hinein - einzeln, die Eheleute zu zweit. Viele trugen ihre kleinen Kinder auf dem Arm. Andere zerrissen sich die Kleider und erstachen sich. Alorkes hielt sich die Augen zu, geschüttelt von Grauen. 
    Inzwischen setzten die Karthager zum Sturm an, ohne seine Rückkehr abzuwarten. Sie stießen auf keinen Widerstand. Die Straßen waren leer bis auf die Leichen. Die Saguntiner hatten den Tod der Sklaverei vorgezogen.
     
     
Bericht eines entflohenen Sklaven
     
    Nach der Einnahme von Sagunt begab sich Hannibal nach Neu-Karthago, wo er die Beute unter seinen Kriegern verteilte und die Boten empfing, die er nach Gallien entsandt hatte.
    Begeistert berichteten sie von dem unwahrscheinlich fruchtbaren Boden der italischen Gallier und von den billigen Lebensmittelpreisen. Auf den Äckern wurden reiche Gerste- und Hirseernten eingebracht, in den Eichenwäldern weideten große Schweineherden, und auf den saftigen Bergwiesen grasten unzählige Ziegen, Schafe und Pferde. Das Land wäre dicht mit gallischen Völkerstämmen besiedelt, hochgewachsenen schönen Menschen, in deren Herzen der Haß auf Rom lebte. Sie wären bereit, das karthagische Heer mit Menschen und Lebensmitteln zu unterstützen.
    Die Boten brachten auch einen Dolmetscher mit, den Gallier Dukarion, einen ehemaligen römischen Sklaven. Er war fünfundzwanzig Jahre, also ebensoalt wie Hannibal, hatte blondes Haar und ein regelmäßig geschnittenes Gesicht. Sein Haß auf Rom verband ihn mit Hannibal. Zudem konnte er ihm vieles von Rom erzählen. 
    „Wie wurdest du Sklave?" fragte Hannibal.
    Dukarion starrte finster vor sich hin. „Nachdem die Römer unser Heer in der Schlacht an der Adda besiegt hatten, drangen sie in unser Dorf ein und steckten es in Brand. Meine Mutter und meine kleine Schwester kamen in den Flammen um. Die jungen Männer des Dorfes, darunter auch ich, wurden an die Bäume gebunden und ausgepeitscht. Gaius Flaminius lachte, als er unsere Qualen sah."
    „Gaius Flaminius?" wiederholte Hannibal. Dieser Mann war der erste Regent Siziliens gewesen, nachdem die Römer es den Karthagern weggenommen hatten. 
    „Ja, er befehligte die römische Legion, die unser Dorf besetzte." 
    „Wie sieht er aus?"
    Dukarion zuckte erstaunt die Schultern; er begriff nicht, weshalb sich der

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