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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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ich ihn nicht mache. Dabei würde ich doch sagen, wenn ich den Replikantentest mit Serrano vorhabe. Serrano wäre bestimmt total erleichtert, wenn er wüsste, dass er kein Replikant ist. Da muss man doch nichts verheimlichen. Und außerdem lüge ich nicht. Ich mache keinen Replikantentest mit Serrano. Ich mache einen Jedi-Test. Und deshalb habe ich den alten Serrano Yoda auch auf jedisch um einen Fruchtsaft gebeten:
    „Einen Fruchtsaft ich noch möchte.“
    Mein Vater hatte gehofft, dass Serrano so ein alter Dussel ist, der von der Stütze lebt und sich von ihm in zehn Minuten einlullen lässt. Aber das war er nicht und es war sowieso schon zu spät. Serrano hatte nämlich mit seinen Jedi-Ohren alles gehört und sagte gleich.
    „Oh, ein Jedi-Ritter.“
    Jetzt merkte ich, wie mein Vater in Panik geriet. Man sieht das immer, dass er die Stirn runzelt und dann die Hände verschränkt und so überfreundlich wird. Ich weiß gar nicht mehr, was er gesagt hat, weil ich ja voll damit beschäftigt war, Serrano zu filmen. Aber er meinte bestimmt irgendwas, dass mich Serrano nicht ernst nehmen soll und dass ich ADS habe und manchmal eben so bin. Dabei habe ich nur den Satz umgestellt. Das Objekt nach vorne und das Tunwort ganz nach hinten. Dann hört es sich jedisch an.
    „Einen Fruchtsaft ich noch möchte.“
    Ich habe mal meinen Deutschlehrer gefragt, um wie viel Yoda klüger ist als ein durchschnittlicher Mensch. Da hat er die Augenbrauen hochgezogen und ganz laut ausgeatmet. Er war total angepisst.
    „Wie meinst Du das?“
    „Ist er doppelt oder dreimal so klug oder hundertmal?“
    „Das kann man so nicht sehen.“
    „Warum nicht?“
    „Herrgott, Hoffmann. Hast Du Deine Matheaufgaben schon gemacht?“
    Ich habe natürlich gesagt, dass ich meine Matheaufgaben schon lange fertig habe. Das hat nicht gestimmt. Aber trotzdem ist es nicht gelogen, nur geschwindelt. Gelogen wäre, wenn er mich gesucht hätte, um mich zu fragen, ob ich meine Matheaufgaben schon gemacht habe und ich dann „Ja“ gesagt hätte. Habe ich aber nicht. Er hat mich nicht gesucht. Er will sich drücken wie Frau Dr. Müller-Nöllendorf, als ich sie gefragt habe, ob sie Vegetarierin ist. Deshalb ist das eine Notlüge. Schwindeln und eine Notlüge sind ungefähr dasselbe. Das meint Mona auch.
    „Ja, habe ich. Aber das hat doch mit Yoda nichts zu tun.“
    Gottseidank kam Fräulein Kaiser den Flur entlang geschlurft. Sie ist unsere neue Aushilfe und so was wie ein flotte Biene. Unser Deutschlehrer kommt morgens immer mit ihr zusammen mit dem Rad zur Schule, obwohl er eigentlich einen ganz anderen Schulweg hat. Aber vielleicht ist das bei ihnen so wie bei meiner Mutter und Hr. Eberhardt. Vielleicht liegt mein Deutschlehrer sogar manchmal ohne Krawatte auf Fräulein Kaisers Sofa. Aber das geht mich nichts an.
    Fräulein Kaiser nennt meinen Deutschlehrer Hr. Werner, er sie aber „Häschen“, wenn er meint, dass sie niemand hört. Mona hört aber wie ein Luchs oder sogar noch besser, obwohl sie immer wahnsinnig laut Musik anhat. So ist das also aufgekommen.
    Fräulein Kaiser kam zu uns und sagte:
    „Yodas sind zehnmal so klug wie Menschen und manche sogar zwanzigmal. Die ganz alten, weisen Yodas hundertmal.“
    „Dann ist Yoda aus dem Film bestimmt hundertmal so klug.“
    „Ganz bestimmt.“
    Na also. Ich verstehe nicht, warum mir das mein Deutschlehrer nicht sagen konnte, anstatt blöd herumzueiern. Das ist doch kein Geheimnis. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich ihn nicht mehr für voll nehme, wenn er zugibt, dass er nur 10 Prozent so schlau ist wie Yoda. Oder dass ich den anderen Kindern einen Floh ins Ohr setze.
    Herr Werner meinte bestimmt, dass ich zur Direktorin gehe und dann sage, dass ich einen Jedi als Deutschlehrer haben möchte. Dann wirft sie ihn hinaus und er hat kein Geld mehr, um mit der flotten Biene in Urlaub zu fahren. Ein Jedi als Deutschlehrer ist wichtig, dachte ich. Meine Mutter sagt nämlich, dass es ganz wichtig ist, dass Kinder viel lernen. Dann muss mich jemand wie mein Vater später nicht beraten. Und wenn ein Yoda hundertmal so klug ist wie ein Deutschlehrer, dann möchte ich einen Yoda als Deutschlehrer haben. Mona meinte aber, dass das Unsinn ist, weil Yoda ja nicht mal richtig sprechen kann, ich meine so, damit man keine schlechte Note bekommt. Er verdreht dauernd die Sätze. Deshalb habe ich mich mit Mona darauf geeinigt, dass Herr Werner unser Deutschlehrer bleiben darf, auch wenn er dauernd angepisst ist. Aber

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