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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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könnte er in meinen Kopf hineinschauen. Er schlug vor, dass ich einen Trick anwende, damit ich hinterher nicht durchdrehe und aus der Kurve fliege:
    „Stell dir vor, du bist ein Jedi-Eistester. Normalerweise würdest du vier Kugeln Pistazie bestellen. Aber heute musst du dem großen Rat einen Bericht abliefern, wie deiner Meinung nach Haselnuss-Rosine schmeckt. Deshalb musst du mindestens eine Kugel davon nehmen. Mehr muss nicht sein. Deshalb schlage ich vor, du nimmst drei Kugeln Pistazien, weil das dein Lieblingseis ist, und eine Haselnuss-Rosine, damit du was dazu sagen kannst. Wäre das in Ordnung für dich?“
    Das war genial und so bestellten wir auch. Wir hatten gar nicht bemerkt, dass die Bedienung schon ungefähr tausend Jahre neben uns stand und ziemlich angepisst war. Wenn sie ein Roboter wäre, dann hätte sie jetzt mit Laserstrahlen auf uns geschossen. Aber Serrano blieb ganz freundlich.
    Ein bisschen war ich aber dann doch enttäuscht von ihm. Aber nach der Geschichte mit dem Eis natürlich nicht viel. Er ist ja ein Yoda. Aber dann erzählte er lauter Erwachsenensachen. Er fragte dauernd, wie es in der Schule geht und solche Sachen. Wie ich in Mathe vorankomme. Das haben ihm bestimmt meine Eltern gesteckt. Aber dann müsste er ja wissen, dass es mir in Mathe immer noch ziemlich bescheiden geht.
    Ich glaube auch nicht, dass man in Mathe überhaupt vorankommen kann. Wenn man einen Schritt weiter ist und sich freut wie ein Schnitzel, dann ist der nächste Schritt plötzlich so schwierig, dass man tot umfällt. Also für mich auf jeden Fall. Mona ist in Mathe viel besser. Sie schnallt das irgendwie und ich nicht, obwohl wir ja beide in derselben Unterrichtsstunde sitzen. Aber Mona hat auch keinen Fusionsreaktor im Kopf, der alle Sachen filtert und mich manchmal aus der Kurve wirft. Ich könnte mir bestimmt 2000 Seiten Baupläne für einen neuen Raumkreuzer merken und dann aus dem Gedächtnis aufzeichnen. Das ist nämlich ganz einfach, ich würde die Pläne einfach aufnehmen. Also nicht als Video, weil das bestimmt zuviel Speicher in meinem Kopf braucht, aber als Digifoto, das ich dann hinterher immer abrufen kann. Aber in Mathe kann man nichts vorher aufzeichnen. Mir fehlt wahrscheinlich irgendein Mathe-Gen.
    „Wie geht es dir in Mathematik?“, fragte Yoda.
    „So wie Sissiput“, schlaumeierte ich. Das war so ein Knülch, der eine Steinkugel den Berg rauf rollen muss. Monas Mutter war vor Monaten mal auf dem Sofa mit so einem ollen Buch rumgefläzt. Mona und ich haben auf dem Teppich Otto mit Zahncreme sauber geschrubbt. Monas Mutter musste mal aufs Klo und hat das Buch offen liegen lassen, da habe ich das Bild gesehen. Ich habe sie gefragt, wer denn so bescheuert ist, eine Steinkugel den Berg rauf zu rollen? Was soll denn das? Das ist wieder so ein kranker Erwachsenenkäse. Monas Mutter hat mir die Geschichte mit Sissiput genau erklärt, es ist so und so, bli bla blub, aber ich hab’s sofort wieder vergessen. Das heißt ich hab es nicht mal vergessen, weil ich es mir ja nicht einmal gemerkt habe. Mein Scanner hat die Geschichte sofort als Müll eingestuft, so auf der Stufe wie Nudelsuppen-Werbung, und gelöscht, bevor der Unsinn gespeichert werden konnte und unnötig Speicherplatz verbrät. Ich fürchte in Mathe passiert manchmal dasselbe.
    „Der unglückliche Herr heißt Sisyphos“, sagte Serrano.
    „Sei genau. Du musst genau meinen, was du sagst. Ein Jedi-Ritter schludert nicht.“
    Dann kam sowieso schon unser Eis.
    Das mit Mathe ist OK. Ich werde eh mal nichts machen, was mit Mathe zu tun hat. Ich weiß zwar noch nicht was, aber irgendwas mit Mathe bestimmt nicht.
    Serrano sagte, dass er in seinem Beruf sogar ziemlich viel mit Mathe zu tun hatte. Aber er rückte nicht heraus, was er gemacht hat.
    „Das hat mit der Überraschung für dich zu tun“, sagte er.
    Ich mag Überraschungen total gerne, aber nur, wenn ich sofort erfahre, was es ist. Sonst machen mich Überraschungen total irre. Eigentlich muss man Überraschungen gleich erzählen. Also man sagt doch:
    „Ich habe eine Überraschung für dich. Ich habe dir ein Stück Kuchen mitgebracht.“
    Dann kann man sich freuen und den Kuchen gleich essen. Aber kein Mensch sagt doch.
    „Ich habe nächsten Monat eine Überraschung für dich.“
    Das ist doch eigentlich total bescheuert. Ich habe Serrano auch gesagt, dass man Überraschungen gleich sagen muss. Sonst zählt es nicht als Überraschung. Aber Serrano sagte dann, dass es auch

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