Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
Vom Netzwerk:
und Kinder ähnlich. Ich träume immer davon, dass ich mal meine Zirkuskarten rausholen und endlich mit Phillipp zu den Elefanten gehen kann. Dann bin ich ganz glücklich. Aber wenn ich aufwache, dann weiß ich immer, dass ich das nie tun kann. Und wenn Mr. Tinkles aufwacht, dann weiß er auch, dass er nie eine Dose Katzenfutter bekommt, die sich immer wieder von selber auffüllt. Deshalb sind unsere Träume ähnlich. Das merkt Mr. Tinkles und schläft so gerne auf meinem Bauch, damit wir gemeinsam träumen können.
    Das habe ich auch mal Frau Dr. Käfer erzählt. Sie ist dann in ihre Küche rüber und hat mir ein großes Stück Erdbeerkuchen geholt und Mr. Tinkles bekam fünf Katzensticks, obwohl er eigentlich auf Diät ist, bis sein Bauch weg ist. Frau Dr. Käfer hat mir erklärt, dass es in der Natur keine Katzen mit Bauch gibt. Menschen dürfen ein Bäuchlein haben, Katzen aber nicht. In der Natur würden Katzen mit Bauch sterben. Antilopen mit Übergewicht auch. Die Katzen könnten nicht mehr auf die Bäume klettern und die Antilopen könnten nicht mehr davonhopsen, wenn ein Löwe kommt. Deshalb muss Mr. Tinkles jetzt eine Diät machen und bekommt nur einmal am Tag Katzenfutter. Jetzt weiß ich auch, warum Mr. Tinkles so sauer ist. Er hat mich nämlich das letzte Mal gekratzt, als er auf meinem Bauch gelegen ist.
    Am Nachmittag ist es uns zu heiß geworden. Sogar im Schatten. Es war so heiß wie auf der Akropolis bei unserem letzten Urlaub. Das habe ich Monas Mutter gesagt. Aber meine Mutter sagte, dass das nicht stimmt. Auf der Akropolis war es noch heißer. Das glaube ich aber nicht. Auf der Akropolis gibt es ja auch kein Schwimmbecken, wo man hineinhüpfen kann.
    Eigentlich wollten nur unsere Mütter gehen. Mona und mir war es zwar auch zu heiß, aber wir wären noch geblieben, wenn wir genug Eis bekommen hätten. Wir hätten uns einfach wie zwei große Katzen ins Gras gelegt, einfach Eis gegessen und gewartet, bis es kühler wird. Das können Erwachsene nicht. Wenn es zu heiß ist, müssen sie gehen. Dabei ist es in der Wohnung von Monas Eltern auch nicht kühl. Sie wohnen nämlich unter dem Dach und wenn es zehn Tage heiß ist, dann ist das ganze Haus wie ein Backofen. Monas Mutter hat uns zu Kaffee und Kuchen in ihre heiße Wohnung eingeladen.
    Im Sommer holt Monas Mutter immer zwei große Ventilatoren aus dem Keller. Die sind ganz alt und rostig und rattern wie eine Eisenbahn. Aber es ist nicht mehr so heiß. Mona und ich stellen uns immer davor und lassen uns die Haare nach hinten wehen. Es ist wie in Afrika. Ich meine, wie in einem Kolonialfilm, wo es ganz schwül ist und alle Leute mit Tropenhelm herumrennen und auf der Veranda herumhocken.
    Weil es so heiß war, hat Monas Mutter auch gar keinen richtigen Kaffee gemacht, sondern Eiskaffee. Das dauert immer eine Weile, weil sie es ganz schön macht. Mit Kakaopulver oben drauf und einer herzförmigen Waffel. Mona und ich sind ins Kinderzimmer, weil ich doch endlich die Zirkuskarten zurückholen wollte. Mona meinte auch, dass keine Gefahr mehr besteht, seit Frau Dr. Müller-Nöllendorf weg ist. Frau Dr. Käfer ist harmlos. Sie würde mir die Karten bestimmt nie wegnehmen wollen.
    Zuhause habe ich die echten Karten gleich in mein Versteck gebracht. Ich bin so froh, dass ich die echten Karten wieder in meinem Kinderzimmer habe. Die Kopien sind zwar auch schön. Aber wenn ich manchmal nachts die Kopien heraushole und an mein Herz drücke, dann ist es nicht dasselbe. Ich meine dann, dass ich Phillipp betrüge. Mein großer Bruder will bestimmt nicht, dass ich eine falsche Karte von uns aufhebe.
     
     
     

23
    Dann habe ich Serrano noch einmal getroffen. Am dritten Schultag. Wir fahren übrigens wieder mit der gleichen U-Bahn-Linie wie vorher und müssen überhaupt nicht mehr umsteigen. Die Baustelle ist weg. Man hat auch gar nichts gesehen. Es war irgendwo im Tunnel. Die U-Bahn fährt viel langsamer durch den Tunnel. So im Schritt-Tempo. Aber man sieht nichts. Gar nichts. Ich meine, man muss doch was sehen, wenn so lange eine Baustelle war. An Weihnachten war auch eine Straße bei uns gesperrt. Mein Vater hat mir erzählt, dass eine Straße unter der Eisenbahn gebaut wird. Dann muss man an der Schranke nicht mehr warten, sondern kann einfach unten durch fahren, egal ob ein Zug kommt oder nicht. Wir waren ganz oft an der Baustelle, aber man hat auch nichts gesehen, weil ein hoher Zaun aufgestellt war. Man hat nur immer Rackrackrackrackbing gehört von

Weitere Kostenlose Bücher