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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hinzu, bis er sich kaum erinnern konnte, was er eigentlich ursprünglich vorgehabt hatte.
    »Was tust du da?«, zischte die Frau, die ihn festhielt. Ihre kehlige Stimme, die zuvor so zuversichtlich geklungen hatte, verriet erste Anzeichen von Unsicherheit. »Hör auf. Hör auf . Du bist zu laut . Ich kann es nicht leiden, wenn es so laut ist!«
    Sinnlos wehrte sich Tavi gegen sie, und nun übermannte ihn die Panik, blind und stumpf, und mischte sich mit den anderen Gefühlen. Die Frau stieß einen Schrei aus, wich von ihm zurück, ließ ihn los und schlang die Arme um den eigenen Kopf.
    Als Tavi über die Oberfläche kam, hustete er alles heraus, was sich in seinen Lungen befand. Er schaffte es lediglich, den Kopf aus dem Wasser zu stecken und einmal tief Luft zu holen, ehe es um ihn herum zu blubbern begann und er abermals nach unten gerissen wurde.

    »Kluger Junge«, zischte die Frau, und Tavi sah sie nun im Schein des Feuers, diese wunderschöne Frau mit ihren dunklen Haaren und Augen, ihrem üppigen, verheißungsvollen Körper. »So klug. So leidenschaftlich. Jetzt kann ich dich nicht im Arm halten, während du stirbst, und wenigstens das wollte ich für dich tun. Manche Leute sind so undankbar.« Wasser umschlang ihn wie feste Lederriemen und wickelte ihn ein wie ein Stück Brot. Voller Entsetzen klammerte er sich an seinen letzten Atemzug, so lange er nur konnte.
    Die Frau verweilte vor ihm und kniff die Augen boshaft zusammen. »Du Narr. Ich wollte dir den Tiefenrausch schenken. Jetzt muss ich dir wohl oder übel das hübsche Genick brechen.« Mit einer zierlichen Geste drehte sie das Handgelenk, und das Wasser packte Tavis Kopf und bog ihn langsam zu einer Seite. Tavi wehrte sich dagegen, aber das Wasser war stärker. Der Druck auf seinen Hals nahm zu und wurde schmerzhaft. Die Frau trieb näher heran und schaute mit runden Augen zu.
    Die plötzliche Bewegung im Wasser hinter sich bemerkte sie nicht, doch Tavi sah, wie die Hände seiner Tante Isana aus dem Dämmerlicht auftauchten. Eine ergriff die Frau am Haar, die andere legte sich über die Augen. Das Wasser färbte sich rosa, und die Frau schrie jämmerlich auf. Isana war nun ganz zu erkennen, stieß die Handflächen auf die Frau zu, und diese flog durch den Fluss und schließlich hinaus, als hätte sie ein Riese mit seinen Pranken gepackt.
    Sobald die Angreiferin aus dem Fluss verschwunden war, löste sich der Druck auf den Hals, und Tavi konnte seine Glieder wieder bewegen. Isana kam zu ihm, und gemeinsam tauchten sie auf. Tavi keuchte und hustete.
    » Mein Fluss«, fauchte Isana der Wasserhexe hinterher. Isana rief Faede herbei, der zu Tavi watete. Der Sklave legte sich einen Arm des Jungen um die Schultern und trug ihn aus dem Wasser.
    Tavi starrte die Hände seiner Tante an, deren Fingernägel auf
die doppelte Länge angewachsen zu sein schienen, zu glänzenden scharfen Krallen. Isana fiel sein Blick auf, und sie schüttelte die Hände, als seien sie vom Nähen verkrampft. Einmal, zweimal, dann verschwanden die Krallen, und die Nägel waren so wie immer, kurz und ordentlich gefeilt - aber voller Blutflecken. Tavi schauderte.
    »Zum anderen Ufer«, befahl Isana. »Da draußen sind noch zwei andere unterwegs, und die Angelegenheit zwischen Kord und Bernard ist noch nicht erledigt. Tavi, bleib im Wald. In ihm bist du wenigstens für eine Weile vor dem Sturm sicher.«
    Bittan trat mit blutendem Mund ans Ufer. »Du unfruchtbare Hexe!«, heulte er Isana an. Mit einer Geste schleuderte er ihr Feuer entgegen.
    Isana verdrehte die Augen und bewegte die Hand in Bittans Richtung. Eine Welle erhob sich, löschte die Flammen, wogte weiter, umschloss die Beine des jungen Mannes und entzog ihm den Boden unter den Füßen. Er schlug heulend hin, spuckte Wasser und kroch hektisch vom Ufer fort.
    »Durch den Wald«, fuhr Isana fort. »Nach Aldohof am See. Bis ihr da seid, habe ich mit dem Wehrhöfer gesprochen, und er wird dich entweder zu Graem bringen oder Graem holen. Vor allem wird er dich beschützen. Verstehst du, Tavi?«
    »Ja, Tante«, schnaufte Tavi. »Aber -«
    Sie beugte sich zu ihm vor und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Tut mir leid, Tavi, schrecklich leid. Wir haben keine Zeit für Fragen. Vertrau mir. Ich hab dich lieb.«
    »Ich dich auch«, antwortete Tavi.
    Isana drehte den Kopf, und das Feuer am Ufer spiegelte sich in ihren Augen. »Der Brand breitet sich aus. Und der Sturm hat uns fast erreicht. Ich muss Nereus rufen, sonst wird Lilvia die

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