Die Elementare von Calderon
Arme, seine Schultern gleiten. Dann schob sie ihn vorwärts, in Richtung der Pritsche, bis er mit der Rückseite seiner Knie dagegenstieß. Er fiel auf die Matratze.
Ihr Mund löste sich nicht von seinem, sie folgte ihm und setzte sich rittlings auf ihn. Seine Hände fassten sie an der Taille, und ihre Lust verdoppelte sich. Plötzlich bedrängte sie das unvernünftige
Verlangen, seine Finger auf ihrer Haut zu spüren, auf den Beinen, dem Rücken, dem Hals, einfach überall.
»Ist aber nur ein Kuss«, flüsterte sie, doch viel Zeit hatte sie nicht übrig für Worte. »Mehr nicht. Bloß ein Kuss.« Sie gab ihrem Drängen nach und bedeckte sein Kinn mit Küssen bis hinunter zum Hals und zur Schulter, biss ihn in die weiche Haut.
»Mehr nicht«, stimmte er zu und stöhnte unvermittelt auf. Seine Hände packten ihre Taille fester und strichen dann abwärts zu ihrer Hüfte.
Amara schmiegte sich an ihn, achtete nur auf sein Gesicht und verbannte alle anderen Gedanken aus ihrem Kopf. Es fiel ihr schwer. Das Ganze wäre deutlich leichter, wenn nur diese ganze Kleidung nicht zwischen ihnen wäre, wenn sie seine Haut auf ihrer spüren könnte. Sie wollte sein Gewicht auf sich fühlen, wie er mit heißer Kraft in sie eindrang, wie sie rangen, sie wollte ihre Stärke mit seiner messen und sich überwältigen lassen. In ihr loderte ein Feuer, ein tiefes, ursprüngliches Verlangen, dem sie sich nicht entziehen konnte. Sie keuchte und zerrte an seinem Gürtel.
»Warte«, sagte Bernard. »Oh, oh, bei den Krähen, Brutus, du Idiot .« Er entzog sich ihr plötzlich, hob sie hoch und setzte sie unsanft auf der Pritsche ab.
Rasch entfernte sich Bernard ein paar Schritte von ihr, hob die Hände und bedeutete ihr aufzuhören. Dabei runzelte er die Stirn und murmelte: »Nein, Brutus, aus .«
Amara starrte Bernard von der Pritsche aus an, voll Verlangen und keuchend. Ihre Kleidung war in Unordnung geraten, ihr Haar zerzaust, ihre Lippen waren von der Hitze und Intensität der Küsse geschwollen.
Sie fasste sich an die Schläfe. »Du... du hast Erdkräfte eingesetzt.«
»Ich weiß«, gestand Bernard und wurde rot. »Ich wollte nicht. Tut mir leid.«
»Du hast Erdkräfte gegen mich eingesetzt!«
»Tut mir leid«, wiederholte Bernard rasch. »Brutus ist... mein Elementar ist stark, und manchmal glaubt er zu wissen, was gut für mich ist.« Bernard ließ sich auf dem Boden nieder. »Verzeih bitte. Ich habe es nicht bemerkt, sonst hätte ich es nicht zugelassen. Ich meine, ich -« Er schüttelte den Kopf. »Es ist so lange her. Und Brutus... er wollte es einfach herbeiführen.«
Sie starrte ihn an, setzte sich auf die Pritsche und atmete tief durch. Ihre Gefühle hatte sie wieder in ihrer Gewalt. Sie nahm die Füße auf die Matratze, schlang die Arme um die Knie und betrachtete die Schuhe, die sie auf Bernardhof bekommen hatte.
»Du warst verheiratet«, stellte sie leise fest.
»Bis vor zehn Jahren«, meinte Bernard vorsichtig, als befürchtete er, die Worte könnten seinen Mund verletzen, wenn er sie zu schnell aussprach. »Sie ist gestorben. An der Geißel. Meine Töchter ebenfalls.«
»Und seitdem hast du nicht mehr...« Sie ließ den Satz offen.
Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte zu tun. Mir war nicht danach, jemandem so nahe zu sein, bis -« Er holte tief Luft. »Bis du mich gestern Nacht geküsst hast. Ich nehme an, das hat einiges in mir geweckt.«
»Das nehme ich auch an«, sagte Amara und merkte, wie erbittert sie klang.
Bernard errötete noch stärker und hielt den Blick gesenkt.
Sie lachte müde. »Ist schon gut, Bernard. Du hast mich nicht verletzt.« Schließlich hatte sie es genossen. Gewollt. Nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass sie selbst rot wurde. Allein die Erinnerung an das Verlangen in diesem Kuss ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.
»Das macht es auch nicht richtiger.« Er wirkte verletzlich. Offensichtlich lag ihm viel daran, dass sie nicht schlecht über ihn dachte. »Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?«
Sie nickte. »Na ja. Wenn man von den üblichen Unannehmlichkeiten des Eingesperrtseins absieht.«
»Ich glaube, darüber brauchen wir uns nicht mehr lange Sorgen zu machen. Deshalb wollte ich mir den Kuss auch erschleichen. Ich habe es nicht absichtlich getan, doch ich wollte dich vorher küssen.«
»Vor was?«
Bernard legte den Kopf zur Seite. »Hör mal.«
Von draußen vernahm Amara eine Glocke, die die Mitternachtsstunde verkündete.
»Wachwechsel«, erklärte
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