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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Schnalle gegen die Gitterstäbe des winzigen Fensters der Zelle, in die man sie gesperrt hatte. »Wache!«, rief sie und bemühte sich, ihre Stimme streng klingen zu lassen. »Wache, komm sofort her!«

    »Das nützt auch nichts«, meinte Bernard und streckte sich auf der Pritsche an der gegenüberliegenden Wand aus. »Die können dich nicht hören.«
    »Wir sitzen hier schon seit Stunden«, meinte Amara und ging vor der Tür auf und ab. »Worauf wartet dieser Idiot Pluvus eigentlich?«
    Bernard rieb sich den Bart. »Hängt davon ab, wie viel Mut er hat - oder nicht hat.«
    Sie blieb stehen und sah ihn an. »Was meinst du damit?«
    Der Wehrhöfer zuckte mit den Schultern. »Wenn er ehrgeizig ist, wird er Leute ausschicken, damit sie erkunden, was eigentlich vorgefallen ist, und versuchen, die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen.«
    »Aber für ehrgeizig hältst du ihn nicht?«
    »Nein, eher nicht. Vermutlich hat er Graem ins Bett gesteckt und einen Boten zu Riva gesandt, um ihn über die Lage aufzuklären und Anweisungen zu erbitten.«
    Amara fluchte. »Dafür haben wir keine Zeit. Bestimmt hat er daran gedacht. Er hat sicherlich Ritter Aeris im Tal verteilt, die jeden Boten abfangen.«
    »Er? Wen meinst du, den Mann an der Furt? Der auf Tavi geschossen hat?« Obwohl sein Tonfall sich kaum veränderte, schwang nun eine gewisse Wachsamkeit in seiner Stimme mit.
    Amara verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich enttäuscht und erschöpft an die Tür. Wenn es geholfen hätte, wäre sie in Tränen ausgebrochen. »Ja, Fidelias.« Die Bitterkeit, mit der sie den Namen aussprach, überraschte sie selbst, und sie wiederholte ihn noch einmal leiser. »Fidelias.«
    Bernard wandte sich ihr zu. »Du kennst ihn.«
    Sie nickte.
    »Möchtest du mir die Geschichte erzählen?«
    Amara schluckte. »Er ist... war mein Lehrer. Mein Patriserus .«

    Nun setzte sich Bernard auf und runzelte die Stirn. »Er ist ein Kursor?«
    »War«, berichtigte Amara ihn. »Er hat sich mit jemandem verschworen. Mit einem Rebellen.« Sie spürte die Hitze, die ihr ins Gesicht stieg. »Vermutlich sollte ich nicht mehr erzählen, Wehrhöfer.«
    »Musst du auch nicht«, räumte er ein. »Und nenn mich doch Bernard. Solange wir in diesem winzigen Raum eingesperrt sind, können wir ruhig auf die Titel verzichten. Wenn wir uns so in die Brust werfen, bleibt nicht genug Platz für uns beide.«
    Sie lächelte ihn schwach an. »Also gut, Bernard.«
    »Er war dein Freund, dieser Fidelias.«
    Wieder nickte sie und wandte den Blick ab.
    »Und darüber hinaus war noch mehr zwischen euch?«
    Amara errötete. »Wenn er es zugelassen hätte. Ich war ungefähr dreizehn, als ich meine Ausbildung bei ihm begonnen habe, und er bedeutete mir alles. Aber er wollte nicht. Er...« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Er wollte dich nicht ausnutzen«, ergänzte Bernard. Auf Amaras Schweigen hin fuhr er fort: »Das muss man ihm hoch anrechnen.«
    »Er ist gut«, sagte sie. »Ich meine seine Fähigkeiten. Einer der besten Männer der Krone. Er hat mehr Missionen hinter sich als jeder andere Kursor. Manche seiner Taten werden im Unterricht als Beispiele gelehrt. Tausenden von Menschen hat er das Leben gerettet, obwohl die es vermutlich niemals bemerkt haben.« Sie schluckte. »Und noch vor einer Woche war ich zutiefst überzeugt davon, dass niemand dem Reich treuer ergeben ist.« Wieder schwang diese Verbitterung in ihrer Stimme mit. »Ein Patriot.«
    »Vielleicht liegt darin das Problem«, meinte Bernard nachdenklich.
    Amara runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Es gibt zwei Sorten von schlechten Menschen. Also, natürlich kann man auf viele Arten dem Bösen verfallen, aber wenn man es
genau betrachtet, gibt es nur zwei Sorten, die mit Vorbedacht Schaden anrichten. Vorsätzlich. Da gibt es einmal die Menschen, denen sonst niemand etwas bedeutet. Und Menschen, die glauben, eine Sache wäre mehr wert als das Leben anderer. Und oft sogar mehr als ihr eigenes.« Er schüttelte den Kopf. »Die erste Sorte findet man häufig. Sie ist armselig und kleingeistig. Überall trifft man sie an. Menschen, die sich keine versengte Krähe darum scheren, wie es anderen ergeht. Aber meistens können die gar nicht so viel Böses anstellen.
    Die zweite Sorte ist wie dein Patriserus . Sie betrachten etwas als wertvoller als ihr eigenes Leben, als alles andere. Sie kämpfen dafür und töten dafür, und die ganze Zeit über glauben sie, dass es unvermeidlich ist. Dass sie das Richtige tun.«

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